Volltext Seite (XML)
Unter Verantwortlichkeit der Redaktion der Eilpost. I84Ä. Neuestes Bulletin der Moden. Paris, den Zt.December 1840. Die strenge Kälte, welche uns auf einmal überfallen hat, bringt in großer Menge Schutzmittel gegen dieselbe hervor. Besonders beliebt sind die Tuch- und Kasimir-Roben, die be sonders bei Blay-Laffitte, ru« Vivisnns Nr. 2, in der herrlichsten Auswahl zu haben sind. Man drängt sich nach seinen Ateliers, sind er kann kaum den zahlreichen Aufträgen genügen, welche täglich an ihn ergehen. Die Luch- und Kasimir-Roben zeichnen sich im Allgemeinen durch eine große Einfachheit aus, doch hat man auch welche, die auf eine er höhte« Eleganz Ansprüche machen, zum Beispiel durch einen Besatz von Knöpfen aus Agath, Eorallen, Opal u. s. w.; durch eine weite Jupe und ü oorsags busqns; die beliebtesten Farben dieser Kleider sind das Schwarz, das Grau und das Jsabellcnfarbigc. Die Cachemire bleiben, wie wir schon oft berichteten, immer ein Hauptgegenstand der Damentoilette, und da sich bei ihnen das utils cum llulci, das heißt, das Zweckmäßige mit dem Eleganten vereinigt, so wird auch schwerlich eine Aenderung eintreten. Man kann nicht genug das wunderbare Assortiment anempfehlen, welches in diesem Genre das Haus Brousse, IMS kicüelieu Nr. 82, bietet. Die langen Shawls gewähren in Mustern und Farben das Herrlichste, was sich an indischer Arbeit aufzeigen läßt, und erregen allgemein Entzücken und Bewunderung. Das Blau vorzüglich, welches unter allen Farben das gesuchteste ist, hat bei diesen Eachemires eine Voll kommenheit und Reinheit erreicht, die eigentlich die Kunst eingeweihten nur recht nach Verdienst zu schätzen wissen. Ein solcher Shawl ist vielleicht jetzt das Kostbarste und Geschmack vollste, was man einer Dame zum Geschenk machen kann. Die carrirten Shawls in den maxasins cks la Lara- vsns sind eben so bemerkenswerth, sowohl wegen ihrer großen Verschiedenheit, als wegen ihrer Schönheit. Die mit weißem Grund in Muster von tausenderlei Nuancen sind sehr gesucht - zur Benutzung von Hochzcitgeschcnken. Die mit schwarzem Grund sind von einer noch größern Mannigfaltigkeit und das gehört mit zu ihrer Bestimmung, welche hundertmal ausge dehnter ist, als die der Phantasiefarben. Die bournoue» mauresgnes der Madame Landein, rue Oüoissul Nr. 4, erfreuten sich in der letzten Zeit eines be deutenden Absatzes; sehr zahlreiche Bestellungen sind wenigstens cingcgangen. So viel ist gewiß, daß Madame Landein die prächtigsten Neuigkeiten für diesen Winter erfunden hat, und daß man nichts Eleganteres sehen kann, als diese Sciden- und Gold-Passamenterien über weiße Eachemires, die mit purpurnem oder blauem Satin gefüttert sind. Die Nagasins äs la Ilarbs ck'or ziehen auch eine Menge eleganter und — kluger Käufer an, welche bei den Gegen ständen guten Geschmack und eine reiche Auswahl mit einem mäßigen Preis verbunden haben wollen. Dieß finden sie hier, Eachemires, Satinzcuge und Sammete von allen Arten, cin- ffache oder gestickte Seidenstoffe, Reps und Mohrs, sowie die verschiedensten Muster, die Pompadours, die <Iess!ns jarlli- Niere!-, oder sadlss, oder «Inns» oder marbrss u. s. w. Dann auch die Ehangeans, die mit Bouquets in den mannigfal tigsten Farben besäeten Zeuge auf braunem oder grauem Fond — kurz, alle Neuigkeiten, die dem guten Geschmack entsprechen, sucht man nicht vergebens in den msAasino vom goldenen Bart. Im Allgemeinen tragen die eleganten Damen zu Visitcn- und Promcnaden-Roben sehr einfache Stoffe. Der Luxus der Kleider besteht dann lediglich in ihrer Faqon, in ihrer an- muthigen Form, in ihren Verzierungen; ihre Eleganz kommt mehr auf Rechnung der Künstlerin, welche sie fertigt; sic haucht dem Stoff Leben ein. Was die Kleinigkeiten der Mode betrifft, so sieht man bei Watelin, auf dem Boulevard Montmartre, allerliebste Coiffuren von Band, Sammet, Spitzen oder Blonden, ferner Bandschleifen von allen Arten, um die Roben zu schmücken und die Spitzen zu befestigen. Diese Schleifen von Sammet führen mit Recht den Namen bonns gräce und werden be nutzt, um die Mitte des Eorsage zu garnircn. Kommen wir auf die Herrenmoden, so ist zuerst der Paletot zu nennen. Dieser macht sich vorzüglich in zwei Hauptrollen geltend, nämlich entweder wird er als Winter rock ohne Unterkleid oder als Ueberrock gebraucht. Jener ist meistcntheils mit Passamenterien verziert. Die Farben sind beliebig bei denen, welche man ablegt, wenn man in die Be- suchzimmcr eintritt; diejenigen, welche man anbchält, sind immer von dunkler Farbe, grün, schwarz, Königsblau. Die Röcke, welche man unter den Paletots trägt, haben bis jetzt noch keine Veränderung erlitten. Auch die Gilets sind noch nicht verwandelt. Zur Stadttoilctte trägt man sie bis zur Halstuchschleife zugeknöpft und der Kragen ist enganliegend; zur Bcsuchtoilette ist der Kragen ein wenig offener, ohne sehr breit zu sein. Die Gilets sind gewöhnlich mit einer schmalen Schnur besetzt, doch fängt man dieselben bei der grancls toilette an wegzulassen. Die englischen und französischen