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394 Lord Berkcley (Bruder der Markgräsin von Anspach) reiste des Nachts und schlief im Wagen, als ihn plötzlich ein Straßenräuber aufschreckte, und ihm mit der Pistole in der Hand die Börse abforderte. „Ich habe gehört," sprach der Räuber, „daß Sie sich gerühmt haben, Sie würden sich nie mals von einem einzigen Manne plündern lassen; wohlan es gilt jetzt Wort zu halten." Lord Berkeley fuhr mit der Hand in die Tasche, als wolle er die Börse herausziehen, und ant wortete dem Spitzbuben; „er würde es auch gewiß nicht leiden, wenn er nur nicht hinter ihm einen Kameraden gewahr würde." Der Räuber drehte sich unfreiwillig um, um zu sehen, wer es wäre, und in dem Augenblicke streckte ihn der Lord durch ei nen Pistolenschuß zu Boden. Ehe man die Kunst erfand, Stecknadeln zu verfertigen, versahen die Krämer die Damen mit hölzernen Spießchen und geschabten Dornen, um damit ihre Kleider zu befestigen. Sie wurden allgemein in Wallis verfertigt, wo die Weiber sie vor züglich geschickt zu schaben und zu poliren verstanden. Die ser Handel gerieth aber durch die Ankunft eines gewissen John Tilsky gänzlich in Stocken, der sich in Gloucestcr nicderließ, und die Kunst der Stecknadelsabrikation einführte. Tilsky fand für seine Nadeln viele Abnehmer, da sich die Frauen bald von der Vorzüglichkeit seiner verfertigten Nadeln zu ihrer Kleidung vor den geschabten Hölzchen überzeugten, deren sie sich bisher hatten bedienen müssen. Dieser Handel war der Stadt im Allgemeinen sehr nützlich, da er viele Hundert Men schen, Männer, Weiber und Kinder beschäftigte, und Tilsky's Geschäfte vermehrten sich so sehr, daß er große Summen da mit gewann; der Lohn seines unermüdeten Gewerbfleißes. Das Verfahren bei Verfertigung der Stecknadeln ist wirk lich sonderbar; so klein der Artikel ist, so geht er doch wenig stens durch fünfundzwanzig Hände, von seinem rohen Zustande als Draht, bis er zum Verkauf auf Papier gesteckt wird. Es giebt in Gloucestcr mehre Stecknadel-Fabriken, deren in- rmd ausländischer Verkehr sehr beträchtlich ist. Bonbonniere für Damen. Gibt es etwas Schöneres, als Schönheit und Unschuld? Welche Reize kann eine schöne unschuldige Jungfrau noch bor gen, die nicht kleiner wären, als ihre eignen? Aber sie borgt doch, sogar die kleinsten; denn sie gleicht dem Römer, welcher die weiße Lilie und das weiße Lämmchen bunt anstrcicht. Der Genius wird nur vom Genius gefasset; die edle Na tur nur yon ihres Gleichen, ind?ß sie zugleich die unedle noch deutlicher erkennt, als diese selber. Nur der Sehende begreift en Blinden, aber nicht dieser jenen. Doch sind geniale Kraft und genialer Sinn sehr oft in ungleicher Stärke beisammen; ja dieser kann ohne jenen sein. Aufklärung in einem leeren Herzen ist blos Gedächtnißwerk, sie strenge den Scharfsinn noch so sehr an. Spräche für s Leben. Jede mit der Tugend verbundene Lebensweise ist kummer- los und angenehm; das Laster hingegen, wo es cinkehrt, macht selbst das, was glänzend, kostbar und herrlich erscheint, wider lich, ekelerregend und unangenehm für den, der es besitzt. In guten Tagen, wie in schlechten Soll mit dem Himmel man nicht rechten; Läuft's übel, wie man sich mag rühren, Rur zu, Gott wird's zum Besten führen. Sättigung folgt dem Genuß, es folgt dem Besitze der Gleichmuts); Aber die Schwierigkeit giebt selbst dem Gewöhnlichen Reiz. Würde das Laster Gesetz, und würde die Tugend verboten, Mancher würde vielleicht heimlich der Tugend sich weih'n! Erklärung der Modenkupfer. t. Robe von Mousselin mit mehren Volants besetzt; Leibchen und Aermel sind mit Spitzen verziert. Glacehandschuh lang. Kopf putz glatt und an der Seite ein Blumenzweig. Knicker. 2. Hut von Seide, der obere so wie der untere Theil des Schirmes ist mit Spitze überzogen und fällt um die Backen ldes Schirmes) in.Falbeln herab; geschmückt ist der Hut noch mit Fe dern. Ueberwutf von weisem Mousselin. Das Leibchen ist offen, mittelst einer zurückgefchlagenen Spitze, welche nach der Taille spitz zuläuft und vorn herunter in einen tunikaartigen Besatz endigt; die Aermel sind oben glatt anliegend und bis an den Ellnbogcn mit Spitzenfalbeln garnirt. Das Unterkleid ist durchaus gestickt lden Bordüren gleich). Shawl mit farbiger Kante und langen Franzen. 3. Italienischer Etrohhut, der Schirm mit Spitzen überzogen und mit Sammetschleifen geschmückt. Robe carrirt und mit mehren Schrägen besetzt, im Uebrigen ist sie ganz glatt. Echarpe bunt gestickt. Lange Glacehandschuh. 4. Reisstrohhut mit langen Spitzenenden und bunten Federn geschmückt. Robe von Seide mit zwölf ausgebogten, ganz glatt angesetzten Falbeln besetzt. Shawl durchwirkt. 5. Herrenanzug. Rock mit Shawlkragen. Weste streifig und mit einer Reihe Knöpfe. Cravatte bunt. Beinkleider weiß. Druck von C. P. Melzer in Leipzig. Hierzu eine literarische Beilage von Heinrich Hoff in Mannheim.