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392 bestand nämlich aus einer Robe von indischem Mousselin mit Corsage a la ßxocquo, brodirt mit einer leichten und feinen Guirlande; die Falten am untern Theil der Taille waren zu sammengehalten durch einen blauen Gürtel mit langen Enden; die Aermel, kurz und glatt, zart brodirt, bedeckten den ober» Theil eines klassisch schönen Arms, dazu Schärpe von Spitze, blau gefüttert, mit blauem Band; die Form dieser Schärpe, welche die Schultern umgab, ohne irgend eine falsche Falte zu machen, und den Hals frei ließ, bescheiden den Busen um hüllend, verrieth die kunstgeschickte Hand der Madame Land- rin, ru« Oboiseul Nr. 4, welche im Schärpenschnitt unüber trefflich ist. Markt des Lebens. Eine Nebenbuhlerin der Dcmoisellc Rachel, näm lich in der Kunst, entzückt jetzt die Pariser. Während die Rachel in London Furore macht, ist auf dem Dboatrc krancsis eine junge Schauspielerin, Fräulein Maxime, aufgetreten, welche Hoffnungen erweckt, eine eben so große Künstlerin zu werden, als jene, „Vullaces kortuna juvat," sagt bei dieser Gelegenheit ein französisches Journal; „Phädra, das Meister stück Racine's, das seit langer Zeit von der Bühne verbannt war, ist durch Demoiselle Maxime wieder auf das Repertoir gekommen. Die Künstlerin stellte den Charakter mit solcher Wahrheit und mit so acht künstlerischer Begeisterung dar, daß ihr der reichste Beifall gezollt ward. Besonders im vier ten Acte brach ein einstimmiges Bravorufen los." Wenn der Water Fräulein Rachels das in den Zeitungen liest, wird er wahrscheinlich sagen, seit der Abwesenheit seiner Tochter von Paris sei der Geschmack der Franzosen gänzlich verdorben. Scribe's Einkünfte. Es möchte wohl kaum ein drama tischer Schriftsteller sein, welcher durch seine Arbeiten mehr verdient, als Scribe. Bier Theater von Paris beschränken sich fast lediglich auf Darstellungen von Stücken dieses frucht baren Autors, deren man dreihundertfunfzehn zählt, und fast alle Theater der Provinz haben auf ihrem Repertoir fast nur Opern, Singspiele, Eomödien und Vaudevilles von Scribe. Man hat nachgerechnet, daß seit dem Erscheinen seines ersten Stücks (les cleux Dcrviclws), welches 1816 gespielt ward, bis zu seinem letzten (I'Ingenue), das vor vierzehn Tagen über die Bühne ging, der Verfasser im Ganzen zwei Millionen 112,000 Franken eingenommen hat. Alle Stücke von Corneille, Racine, Meliere, Rcgnard, Crebillon und Voltaire haben zusammen nur das Viertel jener Summe eingebracht. Deutsche Lyrik. Mit Recht erregen die seit Kurzem er schienenen „Lieder eines Lebendigen" von Herwegh, mit einer beißenden Widmung „an die Verstorbenen," Auffehn. Hier springt uns wieder einmal ein frischer Quell ächter Poesie entgegen, erquicklich für Geist und Gemüth. Herwegh, der sich früher längere Zeit in Stuttgart aufhielt, und fleißiger Mitarbeiter an der „Europa" war, ohne aus der Menge hervorzutreten, lebt jetzt in Zürich. Paul Dclaroche wird nächstens sein großes Wandge mälde, welches er für das Amphitheater der blcol« <Ies kcuox- 4rts malt und das die ganze Geschichte der schönen Künste bis auf die neuste Zeit allegorisch darstellt, beendigen. Das Werk ist eins der umfangreichsten, die man gegenwärtig, we nigstens in Frankreich, besitzt. Der Künstler arbeitet bereits seit drei Jahren daran. Berliner Jünglinge haben sich wieder benommen, wie — Berliner Jünglinge. Kaum sind die berüchtigten Vorfälle auf dem Maskenball vergessen, so kommt ein neuer Skandal an die Reihe. Dergleichen Dinge fallen in keiner Stadt häufiger vor, als in dem auf seine Bildung, auf „seine Intelligenz" stolzen Berlin. Augegeben, daß die Hauptstadt Preußens ein Focus geistigen Lebens und Strebens ist, so steht sie, was sittliche Bildung, die humane eigentliche Bildung betrifft, weit hinter mancher kleinen Stadt Deutschlands. Man sollte meinen, 1841 sollte es besser geworden sein, als zu Ende des vorigen Jahr hunderts, wo Unsittlichkeit in Berlin zur Mode gehörte. So lange die Berliner Jugend nicht Bescheidenheit lernt, so lange wird aus ihr nichts Rechts werden. Die Berliner fühlen sich Mitglieder eines großen Staates, das macht sie eitel, aber sie bedenken nicht, daß dieser große Staat keine rechte Geschichte hat, wie Gans oft gesagt. Das pilzartig schnelle Aufschwellen Preußens ohne eigentliche historische Entwicklung hat auch den Preußen, besonders in der Hauptstadt, viel Wind in's Blut getrieben. Interessantes Buch. Unter dem Titel: „l.es c«nt- un Coiffeurs" ist in Paris ein Werk in 4 Bänden mit 110 colorirten Blättern und dem Portrait des Herausgebers, Nr. Croisat, erschienen, welches die Friseurkunst nach allen Seiten hin beleuchtet und zugleich eine Geschichte derselben gibt. Das Buch kostet 8 Lhaler; wir möchten wohl wissen, wie es mit dem Absatz stände. 2. H. Launiger Anekdoten - Bazar. — Bei der Geburt des Kronprinzen von Schweden (nach maligem König Gustav IV.) gab der schwedische Gesandte zu Kopenhagen, Baron von Sprengporten, dem dortigen Volke einen gebratenen Ochsen zum Besten. Dieser wurde zur Schau herum gefahren. Ein paar reiche junge Leute hatten sich eine Kutsche gemiethet, um den Aufzug recht mit Gemächlichkeit anzusehen und vorzüglich die hübschen Frauenzimmer zu mustern, die neugierig aus allen Fenstern schauten, vor welchen der Ochse vorbei gebracht wurde. Die Kutsche fuhr dicht hinter dem Ochsen, und mußte wegen des Menschengewühls oft halten. Bei einer solchen Stockung des Zuges sprang ein Matrose auf den Kutschentritt, sah den beiden jungen Leuten starr in's Ge sicht und rief: „Die Herren müssen sehr nahe mit dem Verstor benen verwandt sein, da Sic zunächst desselben als das erste Trauerpaar fahren." — Ein Russe und ein Engländer befanden sich als Passa giere auf einem Schiffe, und geriethen, ohne übrigens heftig