Volltext Seite (XML)
ihnen bieten ein Cannezout si >1ei»i üecollete und mit kleinen Aermcln. Beiläufig erwähnt, fahren Damen und Herren fort, sich des Schönheitswaffers von der Erfindung des vr Bremser zu bedienen, ein Mittel, welches besonders den Glanz und die Schönheit des Haars auf das Trefflichste conservirt und er höht. Dieses Wasser ist ein Präservativ für alle Krankheiten und Wechselfälle, denen das Haar unterworfen ist; wenigstens behauptet dieß jeder, der Gelegenheit gehabt hat, sich durch eigenen Gebrauch davon zu überzeugen. Markt des Lebens. Das Geripp im Freischütz. Bei der Aufführung des Freischütz in Paris kommt in der Wolfsschlucht ein Todtenge ripp vor, dessen Erscheinung die Zuschauer sehr interessirt hat; das Skelet ist nämlich nicht von Pappe, sondern ein natür liches, und folgendes seine Geschichte. Im Jahre 1786 befand sich ein junger Mensch von 18 Jahren als Supernumerarschü- ler bei der Tanzschule der großen Oper, mit Namen Bois- maison. Derselbe hatte sich in eine gewisse Demoiselle Na- nine Dorival verliebt, die ebenfalls Schülerin daselbst und die Tochter der Logenschließerin bei dem Grasen von Artois war. Nanine ergötzte den jungen leidenschaftlichen Menschen so lange, bis sie eines Tages den Schnurrbart eines gewissen Sergeant-Major, Namens Mazurier, hübscher fand, als ihren frühern Geliebten. Boismaison sieht sein Unglück und beschließt sich zu rächen. Eines Abends lauert er, im Winkel der rn« 8t. Nioaiss nach Beendigung des Schauspieles, sei nem Nebenbuhler auf und faßt ihn bei der Kehle. Mazurier war beinahe schon entschlossen, den Angreifenden auf dem Platze nicderzustößen; aber seine Jugend dauert ihn, er hält cs gegen sein Gewissen und seine Ehre, den Ueberlegenen zu zeigen. Auf seinen Befehl bemächtigen sich drei Soldaten des Wüthenden und binden ihn unter dem Peristyl des Opernhau ses an. Am andern Morgen findet ihn der Portier des Saals, bindet ihn los, lacht über den Vorfall und beeilt sich, ihn dem Opernpersonale mitzutheilcn. Aus Verdruß darüber be kommt Boismaison das Fieber, muß sich zu Bett legen und La er den Tod nahen fühlt, macht er folgendes sonderbare Testament. Er vermacht nämlich seinen Körper dem Theater arzte, Herrn Lemairan, mit der Bitte, sein Skelet in seinem Cabinet aufzubewahren, damit er auch nach dem Tode noch in der Nähe seiner Geliebten sein könne. Trotz den verschie denen Wechselfällcn der Königl. Acadcmie der Musik, der Feuersbrünste u. s. w. blieb doch das Skelet des Verstorbenen an seinem Platz und wurde nachher aus Spekulation für die Vorstellungen des Freischütz benutzt, in denen es gegenwärtig Neugierde und das Mitleid der Pariser erregt. Alexander Dnmaö und Schiller. Bor Kurzem erst hat Henri Blaze einen neuen Beleg dafür geliefert, mit wel cher naiven Unverschämtheit die Franzosen die deutschen Schrift steller zu plündern pflegen, indem er eine Urbersetzung der „blauen Blume" von Julius Mosen unter einem andern Ti tel für seine eigne Arbeit ausgab. Auch Alexander Dumas, der sich doch sonst für einen großen Dichter hält, verschmäht es nicht, sich mit fremden Federn zu schmücken. In seinem „Napoleon" kommt folgende Stelle vor. Ein Soldat, Lorrain, bringt dem dürstenden Kaiser Wasser. I-orrain kxurs Mine üs et npportaiit se Ieau). Voill». Napoleon, tku'as.t» üonc? l-orrain. Kien, ä'ai pas vn nn ravin ot 'ai rouls üe- (lans: — lüstoirs cl'arriver plus vite. Napoleon. Lsauie cs sanx, il empecbs <ls roir tes cicatrices. Oprea avnir bu) Ipon «an est exceilents.... te» cicatrices te vont bien, u. s. w. Wer erkennt in diesen Zeilen nicht Karl Moor's Worte: „Dein Wasser ist gut, Schweizer, diese Narben stehen dir schön, u. s. w. Man muß diese Unredlichkeiten der Franzosen aufdecken, wo man sie findet; die Herren gehen soweit, ganze Romane, z. B. von Spindler, zu übersetzen und mit verän dertem Titel dem Publicum als Originalarbeiten zu übergeben. Die Franzosen wissen überhaupt nicht viel von unserer Litera tur, und was sie wissen, verheimlichen sie zu ihren Gunsten. Das eine macht ihnen eben so wenig Ehre als das andere. „Die beiden Schlosser," heißt ein Stück von Felix Piat, das in Paris mit fortwährendem Beifall gegeben wird, und das wir den deutschen Uebcrsetzern anempfchlcn, falls überhaupt ein französisches Stück noch zum Uebersetzen anzucmpfehlcn ist. Doch wir können darüber ruhig sein; die Aernte auf dem Felde der dramatischen Literatur ist jetzt bei den Franzosen etwas dürr; die Zeiten haben sich geändert, und wir werden bald auf unsere eigenen Kräfte angewiesen sein. Lieber Stillstand, als die alte Leier, lieber nichts, als fran zösische Neuigkeiten, lieber den „Talisman," als „ein Glas Wasser," lieber einen Eduard Dcvricnt und die Verfasserin des „Oheim," als Scribc und Hugo und Dumas mit all' ih rem Glanz und dramatischem Geschick! Seit Lessings Kampf gegen den Einfluß der Franzosen auf die deutsche Bühne fehlt nur noch ein Viertel zur Erfüllung eines Jahrhunderts, und wir sind, trotz der dazwischcnlaufcnden großen Schiller- und Goethe-Periode, noch ziemlich auf demselben Flecke. Hoffen wir, daß die nächsten Decennien unsere größten Dichter wieder zu Ehren bringen; dann wird cs auch nicht an neuen Dra matikern fehlen. Mangel an Liebhabern und jungen Helden. Auf der Bühne nämlich fehlt es jetzt an diesen. Wo ein be deutenderes Talent auftaucht, wendet es sich den scharfen Cha rakterrollen zu, junge Leute bilden sich zu Philipps, Mephi stopheles, Franz Moor's, Carlos im Clavigo, u. s. w. Aber die Direktion schmachtet nach Posa's und Egmonts und Fer dinands u. s. w. Die Löwe und Devrient und Moritz werden alt. Wo sind ihre Stellvertreter? Es wäre der Mühe werth, den Ursachen dieser auffallenden (vielleicht nicht unerfreulichen > Erscheinung nachzuspürcn. Inlius Schramm wählte zu seiner dritten Vorlesung in Leipzig das Shakcspeare'sche: „Was ihr wollt" und fand