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356 Fremde befällt, hatte auch seine Seele mit aller Macht er griffen, und seiner Phantasie immer und immer die para diesischen Thäler, die romantischen Berge, die spiegelklaren Seen seines Vaterlandes vorgeführt. Da es seiner Verhält nisse wegen unmöglich war, in sein Heimathland zurückzukehren, so faßte er den Entschluß, auf seinen Besitzthume sich ein Mi niaturbild des Schweizerlandes zu entwerfen. In fünf Jahren kam diese Copie auf einem Flächenraume von 2 Quadrat meilen, nach den besten Plänen entworfen, mit täuschender Aehnlichkeit zu Stande. Man erblickt alle Gebirgszüge in ihren eigenthümlichen Umrissen, alle Seen, Flüsse, Städte und Flecken. Die Straßenzüge bilden die Wege in diesem Schwei- zergarten und führen in einem Tage gemächlich durch alle Partieen. Ist nun der amerikanische Einsiedler frei vom ernsten Geschäfte', so heilt er die Wunden des Heimwehs in seinem lieben Schwcizerlande, und an den lieblichen Usern des Genfer- see's weilt er oft stundenlang und fühlt sich selig und beglückt, wenn die Träume der Kindheit wie Schattengestaltcn sein Haupt umschweben. «Wer erinnert sich hier nicht an die Oper: „die Schweizerfamilie.") Bonbonniere für Damen. Was uns an jedem Grabeshügel quält, ist der Gedanke: „Ach, wie wollte ich dich gutes Herz geliebt haben, hätte ich dein Versinken voraus gewußt." O, daß keiner von uns die Hand eines Leichnams fassen und sagen kann: „Du Blasser, ich habe dir doch dein ganzes fliegendes Leben versüßt; ich habe doch deinem zusammengefallenen Herzen nichts gegeben, als lauter Liebe, lauter Freude." — Daß wir Alle, wenn endlich die Zeit, die Trauer, der Lebenswintcr unser Herz verschönert haben, mit unnützen Seufzern desselben an die umgeworfenen Gestalten, die unter dem Erdfalle des Grabes liegen, treten und sagen müssen: „O, daß ich nun, da ich besser und sanf ter bin, Euch nicht mehr haben und nicht mehr lieben kann — o daß schon die gute Brust durchsichtig und eingebrochen ist und kein Herz mehr hat, die ich jetzt schöner lieben und mehr erfreuen würde als sonst." — Was bleibt uns noch übrig als eine stumme Reue und unaufhörliche bittre Thränen? — Nein, etwas Besseres bleibt uns übrig, eine wärmere, treuere, schönre Liebe gegen jede Seele, die wir noch nicht verloren haben. Im Menschen wohnt ein himmlischer Ton, durch den er der Gottheit selbst ähnlicher wird. Es ist die Stimme der Barmherzigkeit, wenn sie mild wie Gesang des Himmels im Frühlingshauche, herabweht in des Elends dunkle Höhle. (Ernst Wagner.) Unsre Humanität ist nur Vorübung, die Knospe zu einer zukünftigen Blume. Die Natur wirft Schritt vor Schritt das Unedle weg, baut dagegen das Geistige an, führt das Feine noch feiner au-: und so können wir von ihrer Künstlerhand hoffen, daß auch unsre Knospe der Humanität in jenem Da sein in ihrer eigentlichen wahren, göttlichen Menschengestalt erscheinen werde. lHerder. > - Sprüche für s Leben. Entwickelung unserer Kräfte für ein höheres Ziel ist — unsere Bestimmung; — Unruhe —idas Mittel; Selbstständig keit unser höchster Gewinn. Kampf ist unsere Größe, und Tugend, die nur in Hinsicht auf jetzige oder künftige Glück seligkeit wirksam wird, blendender Eigennutz. Der Lohn der Güte ist — gut sein, und kein Gott ist fähig, einen höhern Preis aufzustcllen, als das Bewußtsein, unsere Pflicht erfüllt zu haben. Pflicht! ist das unsterbliche Wort, das uns über Abgründe führt, und über Schrecknisse siegt. Pflicht ist der erhabene Beweggrund des Weisen. Da braucht es keine Un sterblichkeit und keinen Himmel, um das umstürmte Gebäude seiner Tugend zu stützen. Reines Erkennen ist sein Führer; Vernunft ist sein Gesetz, des Gesetzes Erfüllung sein Urtheil. — Die Vorsätze zur Thätigkeit und zum wirklichen Arbeiten müssen niemals verschoben, sondern sogleich ausgeführt werden. Besser, es mißlingt Manches, als daß Alles unterbleibt. Wer Etwas thut, hat dadurch an sich schon ein gewisses Verdienst — wer sich immer gegen das Handeln wehrt, gar kcins. Die Menschcnklasse der letztem Art ist ungeheuer groß. Das sind die langweiligen, furchtsamen und faulen Träumer, die dennoch und eben deswegen niemals des Lebens froh werden. Erklärung der Modenkupfer. 1. Seidener Hut mit einem Zweige von Georginen geschmückt. Robe von changirtem Zeug und breiter ausgebogenter Volant. Echarpe von schwarzer Spitze, garnirt mit zwei Volants. 2. Hut wie Nr. 1. Robe von Seide. Das glatte Leibchen, die engen Aermel, so wie vorn herunter, sind mit kleinen scdragen Streifen, welche garnirt sind, besetzt. Kragen auf den Ausschnitt der Robe passend vn 3. Zughütchen mit Blumen und Spitze geschmückt. Einfache weiße Robe mit eng anliegenden Aermeln unv Blousentaillr. Echarpe von blaßgrünem Oros ck« mit bunter Seide gestickt und langen Franzen besetzt. Sonnenschirm. 4. Morgenanzug. Häubchen von Spitze und Band. Ueberrock von Ir«-!» , Leibchen glatt, auf dem Ausschnitt desselbett eine ge faltete Spitze, die Aermel halblang und mit zwei gefalteten Gpitzen- Volants besetzt; vorn herunter sind Knöpfe gesetzt und um die Taille schlingt sich ein seidenes Band mit langen Enden. 5. Morgenanzug wie Nr. 4 , nur von Darsse, einer offenen Blousentaille nebst Unterkleid. Erkra-Kupfer Nr. 10. (V.) Reit rock mit um fallender stehender Brust. Druck von E. P. Meljer in Leipzig. (Hierzu Anteiligenzblatt Nr. 29. )