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355 Miszellen. Zwischen dem Paradiese der Muselmänner und ihrer Hölle befindet sich, dem Koran zufolge, eine große Mauer und eine große Kluft. Won dieser Mauer herab sprechen die Seligen und die Verdammten mit einander. Ehe die Gerechten in das Paradies cintrcten, werden sie aus dem Teiche ihres Propheten erfrischt, dessen Wasser ist weißer als Milch oder Silber, und wohlriechender als Muskus; es stehen um diesen Teich her so viele Becher, als Sterne am Himmel sind. Wer davon trinkt, den wird in Ewigkeit nicht dürsten. Es ist dicß der Bor schmack der Seligen von ihrem ewigen Glück. Das Paradies selbst liegt in dem siebenten Himmel, zunächst unter dem Throne Gottes. Seine Erde ist aus dem feinsten Weizenmehle, aus Bisam und Safran zusammengeknetet. Die Steine sind Perlen und Hyacinthen, die Mauern der Gebäude von Gold und Silber, und die Stämme aller Bäume ebenfalls von gediegenem Gold. Besonders ist ein Baum sehr herrlich; er steht in Muhamed's Palast, doch reicht in jedes Haus eines Gläubigen ein Ast davon; eine jede Frucht, die sich nur ein Seliger wünscht, wächst auf diesem Baum, ohne das es je daran mangelt. Oder sehnt sich ein Seliger nach Fleisch, so steht Gebratenes und Gesottenes gleich vor ihm. Ja, sie er halten von diesem Wundcrbaume Kleider, und prächtig auf geschirrte Kameele. Der Baum ist so groß, das einer auf dem schnellsten Pferde nicht im Stande sein würde, in hundert Jahren von einem Ende seines Schattens, bis an das andere zu jagen. Die Flüsse des Paradieses haben das vortrefflichste Wasser. In einigen fließt auch Milch und Honig. Eine Menge großer und kleiner Quellen verschönen diesen herrlichen Ort. Anstatt des Sandes und Kiesels, liegen auf dem Grund dieser Quellen Rubinen und Smaragden. Das schöne Ge schlecht ist unbeschreiblich schön. Nicht aus Erde und Lehm, wie sic hieniedcn alle sind, sondern aus Balsam und frei von allen weiblichen Krankheiten und Gebrechen. Sie wohnen in kostbaren Zelten von hohlen Perlen, welche ungeheuer groß sind. Bei der ersten Bewirthung der Seligen, nach ihrer Aufnahme in der himmlischen Wohnung, ist die ganze Erde wie ein Brod, davon sie speisen, und dabei auch Rindfleisch von einem gar besondern Ochsen und dem Fische Nua, von dessen Leber nur allein 760 Menschen satt werden können, die aber nur den Vornehmsten im Paradiese ausgetheilt wird. Der Geringste im Paradiese hat 86,006 Diener, 12 Weiber und Perlcnzelte. Begehrt Jemand dort Kinder zu haben, so sind sie in einer Stunde empfangen, geboren und erwachsen. Hat Jemand Lust zum Feldbau, s^geht Alles, was er säet, so gleich auf, und ist auch gleich reif. Die Engel und die Schönen im Paradiese singen gleich lieblich, selbst die Bäume lasse» den Ruhm Gottes, mit den darin hängenden Glocken so herrlich hören, daß es alle irdische Vorstellungen übcrtrifft. Uebcrdcm werden die Seligen solche Dinge erfahren, die noch kein Auge gesehen, kein Ohr gehört hat, und die in keines Menschen Herz gekommen sind. Ein englischer Naturforscher macht folgende Bemerkungen über das Spinngewebe. Bei der Bereitung der Fäden des Spinngewebes findet ein weit künstlicheres Verfahren, als auf den Seilerbahnen statt. Der Körper einer jeden Spinne hat nämlich vier Erhöhungen, die mit unzählbaren kleinen Löcher- chen bedeckt sind, deren jedes einen Faden erzeugt. Alle diese dünnen Fäden, laufen an ihrem Ausgange in einem einzigen Faden zusammen, so daß^folglich jene vier Erhöhungen vier Fäden geben. Diese vier Fäden vereinigen sich zu dem einen Faden den wir aus dem Thierc hcrvorkommen sehen. Es ergiebt sich aus dem s/ eben Gesagten, daß dieser Letztere nicht ein bloßer Faden, sondern ein Geflecht ist, dessen einzelne Be- standtheile mehr als 460 Fäden enthalten. Aber den höchsten Grad muß unser Staunen erreichen, wenn wir hören, daß Leuvenhoeck mir Hilfe des Mikroskops Spinnen von der Größe eines Sandkorns entdeckt hat, die so dünne Fäden spannen, daß wenigstens 400,000 derselben erforderlich sein würden, um an Dicke einem Menschenhaare gleichzukommen. Wenn nun also jeder Faden aus 400 andern von weit größerer Feinheit besteht, so ist es einleuchtend, daß >6 Millionen dieser Art erforderlich sind, um einen Faden zu bilden, der so stark wie ein Menschenhaar ist. Es war in den achziger Jahren, als die ausgetretenen Flüsse den größten Schaden angerichtet, und der König Friedrich der Große die unangenehmsten Berichte hierüber eines Tages erhal ten hatte. Als ich mich (Lucchesini) nebst den anderen Tischgenossen zu Mittag einfand, bemerkte ich beim Eintritt in den Eßsaal an des Königs Gesicht, daß er im hohen Grade mißvergnügt war; er äußerte sich auch sogleich gegen uns: „Da habe ich aus den Provinzen die allertraurigsten Nachrichten von dem Schaden erhalten, welchen die Ueberschwemmungen verursacht, und was das größte Unglück ist, ich habe grade kein Geld vorräthig, um zn helfen." In der übelsten Laune setzte er sich nachdenkend zu Tische, ohne ein Wort zu sprechen. Auf ein mal erheiterten sich alle seine Gcsichtszüge und voll Freude rief er plötzlich aus: „So eben fällt mir ein, daß ich noch 95,000 Thaler zu meiner Disposition habe, um den Unglücklichen zu helfen. Ruft mir gleich den Eabinctssecretair — (den Namen habe ich vergessen) er soll augenblicklich kommen." — Er kam, der König stand vom Tische auf, ging in ein Ne benzimmer und ließ diesem Sekretair mehre Cabinetsbefehle ausfertigen, in welchen er gedachte Summe anwies; Staffetten gingen deshalb sogleich ab. In der frohesten Stimmung kehrte er zum unterbrochenen Mittagsmahle nach einer guten halben Stunde zurück; die größte Heiterkeit war an die Stelle der größten Mißlaune getreten. Er ließ Champagner holen und konnte gar nicht aufhören, seine Freude darüber zu bezeigen, Mittel gefunden zu haben, um den Verunglückten zu helfen. — Wie viele Regenten, außer Friedrich, hätten ihr Mittagsmahl aus einer solchen Ursache unterbrochen k Bei ihm sollten die Verunglückten nicht durch den kleinsten Zeitverlust leiden. Ein origineller Garten befindet sich in Pensylvanicn. Der Besitzer desselben ist in Genf geboren, und hat in Amerika durch glückliche Handelsgeschäfte ein bedeutendes Vermögen er worben. Die Sehnsucht nach der Hcimath oder das sogenannte Heimweh, eine Krankheit, welche fast alle Schweizer in der