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33 l Launiger Anekdoten - Bazar. — Auf einem kleinen Provinzialthcater wurden Schillers Räuber gegeben. Der Director spielte den alten Maximilian. Er beschloß in der Scene, wo die Räuber um den Thurm, in welchem er eingespcrrt, gelagert sind und singen, in Er wägung des schwachen Chors selbst mitzusingen, und da die Choristen zufälliger Weise zu spät einsielen, begann er tapfer: Ein freies Leben führen wir! anzustimmen. — Ein junges sehr schönes Fräulein heirathete einen sehr alten Mann. Als sie zur Trauung fuhr, sagte der Kutscher öfters zu ihr: „Ich heiße Peter! Ich heiße Peter!" Als sie ihn fragte, warum er ihr das so oft wiederhole, sagte er: „Damit Sie meinen Namen in Gedächtniß behalten und nicht einst sagen: der Teufel hat mich zu dieser Hochzeit geführt." — Die Stelle des Ovid, wo Apollo den Phaeton zu rechter Lenkung des Sonnenwagens mit den Worten ermahnt: „>1o<I!o tulissimus ibis!'^ übersetzte ein Schüler: „In der Mitte ist der Ibis am sichersten." — „Wie kann man so vom Pferde fallensagte ein Stall meister in ziemlich barschem Tone auf der Reitbahn zu einem jungen Mann, der bei ihm Unterricht im Reiten nahm. „Nun, in der Luft kann ich doch nicht hängen bleiben!" erwiederte der Gefallene. — Als einer meiner Freunde einst ausging, bemerkte er gleich nach einigen Schritten, daß seine Stiefeln voll Schnee wasser waren. Er ging also zurück und zankte seinen Be dienten aus, daß er die zerrissenen Stiefeln nicht untersucht habe. „Ei," antwortete dieser, „ich habe wohl gesehen, daß sie zerrissen sind, aber ich habe mir gedacht, in schlechtem Wetter sind sie gut genug." — Das sechsjährige Töchtcrchcn des Doctors S... war sehr lebhaft und artete vielfach in Wildheit aus. Einst sagte die Mutter zu ihr, als sich mehre Bekannte zum Thee bei ihr befanden und die Kleine sich manche Ungehörigkeit erlaubte: „Gustchen! Pfui! — Du solltest Dich schämen! — Du mußt den lieben Gott bitten, daß er Dich artiger macht." Gustchen machte einen tiefen Knix vor der Mutter und cr- wiedcrtc: „Liebes Mütterchen! ich will den lieben Gott nicht damit incommodiren, ich will schon so artig werden." — K an on en sieb er. Ein junger Mediziner, ber bei seiner Prüfung nicht bestanden, entschloß sich, die begonnene Laufbahn aufzugeben und engagirte sich bei der Artillerie. — „Da wird er auch nicht viel nutzen!" meinte Jemand. „Das sagen Sic nicht," erhielt er zur Antwort, „da er Medizin — studirt hat, so schreibt er vielleicht ein Werk, das noch in der Arzneikunst fehlt — ein Werk über das Kanonensiebcr." — In dem neuen sehr komischen Stücke: „Der Diamant des Geistcrkönigs," erscheinen mehre Pudel. Diese werden von kleinen Knaben vorgcstellt, welche, damit sie nicht früher in den Coulissen dem Publikum sichtbar werden, von dem Garderobier in ein kleines Kämmerchen eingespcrrt wurden. Während der ersten Vorstellung brach ein Gewitter los, es blitzte und donnerte sehr stark. In diesem Augenblicke öffnete der Garderobier das Kämmerchen, um die Pudel herauszu- laffen, und findet sie alle, vom Gewitter erschreckt, mit 'empor- gehobenen Pfoten in betender Stellung. Bonbonniere für Damen. O ringe nicht nach Paradiesen! Von Größe fern und Erdenlust Ist uns ein Himmel angewiesen: Der Himmel ist in unsrer Brust. Trag alle deine ernsten Zähren In dieses große Heiligthum. Dort wandelt sie zu goldnen Aehren, Zu Kronen still dein Engel um. (Kuhn.) Warum achten wir alle ersten Regungen der menschlichen Natur für heilig, als Erstlinge für den göttlichen Altar s Es giebt ja nichts Reineres und Wärmeres als unsre erste Freund schaft, unsre erste Liebe, unser erstes Streben nach Wahrhei ten, unser erstes Gefühl für die Natur. Wie Adam werden wir erst aus Unsterblichen Sterbliche; wie Aegypter werden wir früher von Göttern als Menschen regiert; und das Ideal eilt der Wirklichkeit, wie bei einigen Bäumen die weichen Blüthen den breiten rothen Blättern voraus. (Jean Pgul.) Wie ein Werk Gottes, still und groß, Erhebt die Tugend sich in ihrer eignen Würde, Was auch des Schicksals Hand auf ihre Tage bürde, Sie reißt sich kühn aus nieder» Banden los. < T i c t g e.) Sprüche für s Leben. Ich bin meine Fröhlichkeit erstlich der Arbeit schuldig, welche mir zum Träumen keine Muse läßt; zweitens einem gewissen Gefühl, wie entbehrlich die meisten Sachen und Men schen sind, wenn man sein Glück in sich und einem Freund und den Wissenschaften findet; besonders aber in der Betrach tung, wie unnütz Traurigkeit ist. Bisweilen auch hilft mir die Vergleichung so vieler Tausende, deren Lage der meinigcn nicht beikömmt; am Ende „laut supporto, lortune!" war der Wahlspruch des Leibarztes von Franz dem Ersten. Zur Entfesselung der Menschen vcn den Banden moralischer Niedrigkeit so viel beizutragen, als dir möglich, jeden Men schen, auf den du einzuwirkcn vermagst, dem Ideal vollendeter Menschheit näher zu führen, sei dir unwandelbare Tendenz deiner »»ermüdeten Kraftäußerung.