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Neuestes Bulletin der Moden. ' Paris, den 27. Mai 1841. Alle Freuden, alle Thätigkeit — alle Moden sind durch die große Woche der Wettrennen von Paris nach Chantilly ver setzt worden. Zu diesem Zwecke haben die Künstlerinnen der Toilette, die Damen Palmyra, Camilla, Landrin u. A. die hinreißendsten Costüme in's Leben gerufen, sowohl was den vollen Staat, als was das Neglige betrifft. Denn jede Dame, die zu dem Rennen eingeladen war, führte nicht weniger als acht bis zehn Roben mit sich, vier für den Mor gen, die übrigen für den andern Theil des Tages, besonders für den Abend. Die Magazine Delisle's haben bei dieser Gelegenheit große Lieferungen gemacht. Seit einiger Zeit be wunderte man besonders in dem genannten Hause einen wun derbar schönen indischen Cachcmir, von dem alle Welt sprach, den alle elegante Frauen sich ansahen und zu besitzen wünsch ten und der nun auch, um in Chantilly zu glänzen, verkauft ist. Glücklicher Weise blieben noch viele andere schöne Shawls für die Liebhaberinnen derselben übrig. Für die Morgentoilette trug man in der Regel die übcrrockar- tigen Roben in Foulards oder von glacirtcr Seide, mit Pas- scmenterien geschmackvoll verziert und mit Spitzen garnirt, mit Schleifen untermischt. In der Anordnung dieser Toilette zeichnet sich besonders das Magazin „zu den Waffen Eng lands" aus. Ihm verdankt man auch eine allerliebst« Dispo sition von Schleifen vorn auf dem Jüpon, welche mit Knöpfen und Pafsementerie eingefaßt sind, und meistens auf brochirtcn Stoffen getragen werden. Die Roben mit halb aufsteigenden Corsets, langen Aermeln, eng gegen dcnjuntern Theil und halb weit gegen oben, sind sehr beliebt. Die schwarzen Spitzenschärpcn sah man ebenfalls häufig in Chantilly. Die Mousseline-Roben ü vcliello» mit Spitzen und Broderie vorn auf dem Leibchen zeichneten sich äußerst vor- thcilhaft aus, die kleinen Aermcl stehen sehr gut dazu. An dere Roben von Tarlatane hatten eine einfachere Broderie und an jeder Seite Revers von rosenfarbenem Atlas mit Spitzen überdeckt. Der untere Theil der kleinen Aermcl, ebenfalls reversartig gestaltet, war, gleich dem Corset, von rothem Atlas. Madame Doucet lru« lle ln knix, Nr. 17) hat auch Rcdingotes von Mousselin oder Organdi anfertigen lassen, welche mit Broderie geziert waren. Bei dieser Wahl waren übrigens alle Acrmel weit, doch so, daß sie sowohl Taille, als Arm auf das vortheilhaftcstc hervorhcben. Capots on points ü'-inglolorre findet man am schönsten bei Madame Seguin (k'sulionrA koissonnier« Nr. 9). Sie sind mit rosenfarbenem Bandbesatz verziert. Andere Hüte von Stroh, mit grünem oder weißem Marabout geschmückt; dann Capots von Lila-Crep, mit drei Bouquets besetzt, und noch andere von weißem Crep mit einem Kranze von kleinen Bcilchensträußchen, um welche sich Spitzen schlingen, versehen, werden nicht minder mit Vorliebe getragen. Nicht selten trug man auch in der Zeit der Rennfestc Phantasie-Coiffüren von Band, von Spitzen u. s. w. Das Haus Larcheväque in der rue <l« In?aix, Nr. 10, hat deren mit Bärten und Band angefertigt, die die reizendste Tracht für das Land sind, welche man sich vorstellen kann. Dasselbe Haus hat auch Cannezouts :> revers geliefert, alle mit klei nen Melinen garnirt, mit kurzen Aermeln und mit Valen cienner Spitzen geschmückt. Die Cannezouts sind charmant zu seidenen Roben mit decollerirtcn und platten Corsets. Diese Mode der kurzen Aermel bei den Roben wie bei den Canne zouts hat den Handschuhen en psr»u lloutonnüs großes An sehen verschafft. Nicht unerwähnt lassen darf ich die schönen Leibchen der Madame Clemancon, r„« clu l>ort-R»I,on, Rr. 8, welche den vortheilhaftcsten Einfluß auf die Lournüre der Damen äußern. Besonders beliebt sind die Halb-Leibchen, welche der Taille eine Geschmeidigkeit und Feinheit verleihen, wie sie ganz vorzüglich zu der jetzigen Saison paßt. Crstauuens- würdig ist es, welchen bedeutenden Absatz Madame Cleman- e. on davon hat, sie hat sogar viele solche Corsets nach Grie chenland und Italien geliefert. Fast den nämlichen Absatz hat Oudinot mit den Jupons von Crenoline, seit ihr neuer Schnitt gegen den obern Theil so fein gczvorden ist, daß er jede Dame in eine Grazie an Wuchs und Aumuth verwandelt. Der Ueberrock von Nankin mit Revers in Seide brodirt und mit Pafsementerie garnirt, ist eine Erfindung von Mad. Landrin, welche bei Gelegenheit der Festtage in Chantilly auch sehr schöne SchÄr^n von nüancirter Seide, ebenfalls mit Pafsementerie besM, hat anfertigen lassen. Man nennt sic spanische Schärpen. Aber unsere Pariser Moden wandern nicht allein einige Meilen weit von uns; sie machen sich jetzt mehr wie je in London geltend, wo die Modesachen der Mad. Lenormand unfern neusten Geschmack repräsentiren. Man muß dieser Dame ein ausgezeichnetes Talent zucrkenncn, und es muß uns für unsere Reputation von großem Vortheil wer den, daß sie, nämlich Mad. Lenormand, für einige Zeit Paris verläßt, um nach London zu gehen. Die anmuthige Ucberläuferin würde abeSkschr schuldig zu nennen sein, wenn wir nicht hoffen dürften, sic recht bald wieder die unsere zu