Volltext Seite (XML)
272 Spruche für s Leben. Ernste Thätigkcit söhnt zuletzt immer mit dem Leben aus. (Jean Paul.) Was ist der Mensch nicht in seinen Gefühlen und Vor sätzen zur Stunde edler Begeisterung, und wie traurig verzehrt die edle Flamme gemeiniglich sich selbst, wenn die Stunde der Bcgcistrung nicht uns die Stunde der Ausführung sein kann! — Nicht das Erwachen hoher Ideen macht den Künstler, sondern das Festhalten, Gestalten und Darstellen derselben. So macht nicht das Aufblicken edler Entschlüsse den guten Men schen , sondern das Festhalten und Ausführcn derselben. (Rochlitz.) Der Meisten Leben gleicht dem Wasser, das nur auH einem Punkte Sonnenschein hat und rund herum dunkel bleibt. Zieht nun ein Wölkchen über den Punkt, so ist Alles dunkel gefärbt. Allein dein Leben gleiche lieber dem Diamant, der von Statur auch blos auf einen Punkt strahlt, dem aber die Schritte der Kunst auf allen Seiten neue Lichtflccken ge ben, so daß er nirgends finster ist. Bleibe denn nicht blos in einer Lage heiter, sondern wie auch das Schicksal sich wende und wo cs dich verdecke, so keinem fort leuchten. Nie ist der Mensch kleiner, als wenn er strafen und plagen will, ohne zu wissen wie. Wenn nur der Mensch einmal einen Willen hat, der durch's Leben geht, nicht von Minute zu Minute, von Men schen zu Menschen wechselt — das ist die Hauptsache. Geheimnisse in der Ehe sind gefährlich und nichtig, ihre. Scheide bedeckt immer einen Dolch, den die Zeit endlich zieht. Die Erde ist ein Himmel, wenn man Frieden sucht, recht lhul und wenig wünscht. (Pestalozzi.) Miszellen. i?äckicrllciik'citkn dev Mode. Die Mode har die Menschen erst zu de» größten Lächerlichkeiten verleitet. Es gicbt Wenige unter uns, die sich noch der hohen Absätze der Schuhe erinnern. Aber niemand weiß vielleicht mehr, daß diese Absätze bei de» venctianischen Frauen drei und einen halben Schuh hoch waren. Man darf sich also nicht über ihre häufigen Fehltritte wundern. — Unter Philipp dem Schönen von Frankreich verlängerten die Männer die Spitzen ihrer Schuhe außerordentlich. Es erschien darüber ein besondres Deere!, nach welchem es nur den Prinzen von Geblüt erlaubt war, ihre Schuhspitzen bis a» die Nasenspitzen reichen zu lassen. Die der Adeligen durften nicht über zwei Fuß und die der bürgerlichen nicht über einen halben Fuß lang sein. Diese Spitzen oder Schuhschnäbcl waren mit allerhand Schnitzereien geschmückt, die eben so elend wie abgeschmackt waren. Die Weiber übertrieben diese Albernheit noch mehr und stickten Blumen darauf und ver zierten sie mit kleinen Schellen; so daß die Geistlichkeit darob in einen heiligen Eifer gerieth und alle Träger und Trägerin nen solcher Schuhe excommunizirte, wodurch sie es endlich dahin brachte, daß die Mode ganz abgeschafft wurde. Die, welche ihr folgte, war jedoch um nichts besser; denn die Schuhe waren statt zwei Fuß lang, wenigstens zwei Fuß breit. Probates Mittel, eineu engen Ning vom Fin ger zu bekommen. Man fädle in eine Nadel einen starken Faden, bringe das Nadelöhr vorsichtig nach der Hand zu unter dem Ringe durch und ziehe den Faden nach derselben Richtung einige Zoll. Dann nehme man die Nadel weg und wickle das lange Ende des Fadens fest um den Finger regel mäßig bis an den Nagel hinauf. Ist dieß geschehen, so fasse man das kurze Ende des Fadens, das auf der Hand liegt und fange so an den Faden abzuwickeln, der sich in dieser Weise innerhalb des Ringes hcrumziehen muß und ihn all- mählig von dem Fingern abstrcifen wird. Diese unfehlbare Methode wird auch den strengsten Ring ohne alle Beschwerde hcrunterbringen, wie sehr auch der Finger angeschwollcn sein mag. Todmcsser. Was wird man heut zu Tage nicht noch Alles messen. Ein Professor Nasse in Bonn hat nun auch einen Lodmesscr erfunden, vermittelst dessen man an jedem Menschen untersuchen kann, ob lctztrer todt oder lebendig sei. Der Erfinder hat das hierzu erforderliche Instrument nach Berlin zur Prüfung eingesandt; und sollte es für zweck mäßig erfunden werden, so würden künftig wenigstens die Leichcnhäuscr erspart. Erklärung der Modeukupfer. 1. Herrenanzug. Frack mit langen, breiten Schößen und blan ken Knöpfen. Beinkleider und Cravatte weiß. 2. Crepvbut mit Schitzenschleier und Blumen geschmückt. Robe von kluirö^ mit eng anliegenden Acrmeln und breiter Volant. 3. Crepphut mit zwei farbigen Federn geschmückt und langen Bindebäntern. Robe von liaröx« mit mehren schrägen Streiten besetzt; weite Aermel, welche in mehre Buffen getheilt sind; das Leibchen ist halboffen und hat ein weißgesticktes Unterleibchen. Echarpe von tlros U« 4. Hut wie Nr. 3. Robe von streifig seidenem Zeug, mit bufsigen Aermeln und viel Posamentierarbeit besetzt. Fichu mit langen Franzen. Ertra-Kupfer Nr. 8. (II.) Verzierungen zu Hüten und Hauben. Druck von C. P. Mclzer in Leipzig.