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§ Beiblatt zur CLLpost für Moden ^ 22. Unter Verantwortlichkeit der Redaction der Eilpost. 1841. Neuestes Bulletin -er Moden. Paris, den 13. Mai 1841. Wir haben über die Härte und die Dauer des Winters früher geklagt, jetzt müssen wir sogar über den Frühling kla gen, denn seit vierzehn Tagen ist bei uns eine Hitze, wie wenn es Juli oder August wäre. Da kann man denn leicht sich verstellen, daß keine Rede mehr von Sammet bei irgend einem Theile der Toilette sein kann. Kaum daß den Damen die Organdi's, die Seidenzeuge, die Gazen, die Mousselincn und durchsichtigen Tarlatane leicht genug sind. Wir haben heute einige Neuigkeiten zu nennen, die wir bei der letzten Vorstellung der „blools -los jounos Lllos" gesehen haben. Der Name der Madame Melanie Waldor hatte die ganze weibliche Eleganz von Paris herbeigezogen, und Madame Thierry, liuulovur-l Illontinurti« Nr. >5, hatte sehr viel dazu beigetragen, dieselbe zu erhöhen. Denn die Faron, welche sie den Roben zu geben weiß, ist in der That hinreißend; vor zugsweise geschmackvoll schienen mir die Ueberröcke e» l->»Iar,l, die vorn drei oder vier, durch einen Zwischenraum von Resille, in Form eines Revers auf dem Eorset, getrennte Schleifen hatten; sehr schön waren ferner die Roben von jaspirtem oder gcbrirtem Mohr, geziert mit einem dreifachen Volant von schwarzer Spitze, und die Ueberröcke von Pekin ü lilot, ge schlossen durch zwei Reihen von Patten, die mit einem Gold knopf und einer Garnitur von kleinen schwarzen oder weißen Spitzen versehen sind. Bei den Roben von persischem Atlas war das Eorset eng und offen in Form einer V. Im Allge meinen spricht sich in dem heutigen Costum der Damen der Charakter früherer Zeiten aus; und wenn man noch vor Kur zem den Geschmack unter Ludwig XIV. und unter seinem Nach folger liebte, so steigt man jetzt bis zum eilften und zwölften Jahrhundert hinunter. Man sehe in einem Costumbuche das Bild einer Dame vom Hofe Philipps I. und man wird gar nichts Fremdartiges, sondern eine Figur, der man erst gestern begegnet, vor sich zu haben meinen. Wir kennen nichts in der Welt, was allen Fluktuationen der Mode mehr widerstehen könnte, als die Eachcmircs, und wenn alle großen industriellen Namen im Laufe der Zeit und der Sitten untcrgehcn werden, so wird doch der Name Brousse, >»e kiclwlwu Rr. 82, unsterblich bleiben wegen der schönsten Shawls seines Jahrhunderts. Die brodirken Moussclinmäntclchen sind ebenfalls für diesen Sommer sehr gesucht, besonders zur Toilette auf dem Lande und in den Bädern. Madame Payan, ru<- V'ieienne Nr. 13, hat deren von den verschiedensten Genren gefertigt, und nach der Anzahl zu schließen, die sie bereits davon abgesetzt hat, werden sie sehr in Aufnahme kommen. Dieselbe Modistin hat auch Morgen-Negligö-Mäntel von Battist, umgeben mit zwei oder drei Reihen Spitzen. Ueberwürse aller Art sind außer ordentlich beliebt. Für die eleganteste Toilette haben diejenige» von Mousselin oder Larlatan den Vorzug. Darin zeichnet sich besonders das Magazin Reiche äus, r»e >1« Murclw-bminl- lkonorö Rr. 4, welches nicht allein in Paris, sondern auch von der Provinz und dem Auslande her viele Bestellungen erhält. Spitzenreihcn, die durch Broderien von einander ge trennt sind, bilden den hauptsächlichsten Schmuck an den Ueber- würfen. In demselben Hause erhält man das Eleganteste von Cannezouts und Mützchen in allerliebster Form und Broderie, Halskragen, Manschetten, Taschentücher mit den herrlichsten Stickereien, kurz alle die Gegenstände, welche bei der Sommer toilette die nothwendigsten sind. Man wird auch viel Ueber röcke von dutisl« uni? tragen. Besonders aufmerksam müssen wir aber auf die Eorsets der Demoisclle Iosselin, ru« -I« lu ?--!x Nr. >7, machen. Wir wissen nichts Nützlicheres zur Reise, dann für das Reitcostum, die Regligütoilette aus dem Lande, als diese vortrefflichen Halb-Corsets. Sie sind eben so graciös, als comfortable. Für etwas corpulente Damen haben sie einen ganz eigenen Schnitt, der ihnen die allerschönste Taille von der Welt giebt und die Schwächen des Wuchses verdeckt. Beaudrant und Maurice-Beauvais haben in der letzten Zeit nicht genug Strohhüte liefern können, ein Beweis, wie beliebt dieselben sind. Nichts ist geschmackvoller, als die italienischen Strohhüte nach englischer Vorrichtung, mit Rosen geziert. Ausgezeichnet schöne haben wir bei Mad. Seguin, rue iceuve -los ?«lits - EImmps Rr. 60, gesehen. Die Mode ist jetzt so geschäftig, als wolle sie sich in Neuig keiten erschöpfen. Noch einige Costums muß ich Ihnen be schreiben, die ich gestern bei Madame Landein, r»o Olioi- soul Nr. 47, gesehen habe. Eine Art von diesen Roben war von Taffetas, saphirblau oder staubfarben; dazu gehört ein Mäntelchen von demselben Stoff. Das Ganze war mit Schlei fen geschmückt. Eine andere Robe von schwarzem Filet-Tüll war mit orangefarbenem und saphirblauem Taffetas gefüttert; das Leibchen, rund geschnitten gegen die Taille zu, hatte eine Garnitur von Passemcnterie; die Aermel platt und ebenfalls mit Passementcric verziert. Sehr zu empfehlen sind die neuen Mäntelchen uud Bournouß von Madame Landvin. Sie war eine der ersten, die auf den Gedanken kam, die Shawls durch