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Beiblatt zrrv CiLpost füe Moden. 2 1. Unter Verantwortlichkeit der Redaction der Eilpost. 1841. Neuestes Bulletin der Moden. Paris, den 6. Mai 1841. Obgleich wir nun im Mai sind, „im wunderschönen Monat Mai, wo alle Knospen sprangen," wie Ihr liebens würdiger Heinrich Heine singt, so ist doch die Witterung noch nicht mild genug, um schon vollkommen die Sommermodcn zu- zulasscn. Die Toiletten haben gleichsam noch einige Reminis- ccnzcn an den Winter bewahrt, und es ist gar nicht so selten, daß man auf Sammetanzüge stößt. Aus demselben Grunde halten sich die Ueberröcke ü la ilmuroii« so lange. Doch können wir schon zufrieden sein, der Frühling scheint so be ständig wie es unsere Moden nicht sind. Die Schärpen von nuancirter Seide, mit Passementcrie oder ähnlichen Garnituren geziert, sind jetzt an der Tages ordnung, und wir verdanken besonders Madame Popelin, rus Vivienns Nr. 41, die geschmackvollste Form derselben; eben so beliebt sind die kleinen Mäntelchen, die man beim Ausfahren, oder bei Wasserparthieen, oder bei Promenaden über Land benutzt. Vorzugsweise sind uns als schön ausge fallen einige dieser Mäntelchen von rosensarbenem oder blauem weiß glacirtcm Levantine, mit weißem Tastet gefüttert, mit rosenfarbcner oder weißer Passementcrie umgeben und mit Franzen der nämlicher Farbe besetzt. Die Leserinnen werden es vielleicht kaum glaublich finden, und doch ist es wahr, was ich mich ihnen milzutheilen beeile: cs giebt jetzt hier ein Scidenzeug, das man waschen und reinigen kann, wie den Battist, und das den Namen Chine sischer Laffetas führt. Es hat seine Muster, seine Far ben in aller Art und durch die Wäsche wird sein Glanz durchaus nicht geschwächt. Nichts ist nützlicher und zugleich kostbarer für die Kleider auf dem Lande. Diese Neuigkeit findet man in dem Magazin: „In den Waffen von Eng land", ms <Ie la t>six Nr. 22; dieses Haus macht überhaupt seinem wohlverdienten Ruf Ehre. Es hat wieder in diesem Frühjahr die herrlichsten Stoffe ausgestellt. So haben wir mehre Roben en koularil piacs und von Sommerlevantinc ge sehen, die theils grau, theils blau und lila, außerordentlich gut mit den Eannezouts von Spitzen und mit den bordirtcn Schärpen harmonirtcn. Ein ebenso eleganter, als origineller Ueberrock war eine der herrlichsten Toiletten, die man sich nur denken kann. Er bestand aus >>u»ll cls sois von schwar zer Farbe, hatte vorn am Leibchen vier Schleifen, die durch einen Zwischenraum von schwarzer Resille getrennt waren. Schwarze und rosenrothc Knöpfe schlossen den Ueberrock. Der Hut dazu war von italienischem Stroh mit einem kleinen Bouquet von schwarzen und rosenfarbenen Federn. Maurice-Bcauvais, ins Uioiislieu Nr. 93, vereinigt seinem Magazin jetzt alle Arten von Sammethütcn, Capots von Ercp und poult >1« soie, italienische und andere Stroh- Hüte, u. s. w. Sehr gekauft werden die sogenannten paiilss ouviaxües; man schmückt sie mit Band oder Blumen oder Spitzen. Bei Madame Thierry, Roulevaril 4Iunt>„artis Nr. 15, haben wir köstliche schwarze Roben von brochir- tcm Damast mit drei Spitzenvolants gesehen; ferner Kleider von Atlas über indischem Moussclin, und andere von orien talischem Atlas mit Faltendraperie, langer Jupe und kurzen Aermeln, die den Vorderarm zu sich erweitern. Nicht minder schön sind die bei Madame Merci er, rus Neuvs des ?stits- CImmps Nr. 89, ausgestellten Roben von ägyptischem Satin mit eng anliegenden Aermeln und die en koular-l-pribmatiqus mit einem Mieder fl >a vieres und weiten Aermeln, so wie die von inousseljns «Is lains. Die Eapots a coulisses sind so allgemein getragen, daß sie vielleicht gemein werden. Aufmerksam machen müssen wir noch auf die Capots en paiU« cousus mit Band am Rande und am Kopfe selbst besetzt. Als Schmuck wird dazu eine Camellie oder ein Geraniumbüschel getragen, die sich auch im Innern des Hutes wiederholen. Den 9. Mai 1841. Wenige Lage sind seit meinem letzten Briefe vergangen, aber während dieser Tage hat sich die Witterung völlig ge ändert und wird manche Veränderungen in der Mode noth- wendig mit sich bringen. Wir fangen schon an, an Hitze zu leiden. Demungeachtet werden noch immer viele Shawls ge kauft; diese gehören nun einmal zu den Lieblingsgegenständen der Mode. Die schönsten französischen Cachemires findet man bei Duchtyler, ms Olioissul Nr. 9, die sich einer ganz besondern Gunst erfreuen. Die Acphyr-Shawls sind von aller Welt gesucht und bevorzugt. Eben so beliebt sind die Schär pen von indischem Cachemir. Unter den Neuigkeiten der Sai son zeichnen sich die paill«8 <I« rir aus; diese Hüte haben einen ganz neuen Schnitt; sie sind weiß und von der vor trefflichsten Appretur. Wir haben auch welche in Capotform bemerkt, die sehr angenehm verziert waren, z. B. mit Band- bcsatz von zartem Blau und Grün. Dieser Bandschmuck näm lich bildet eine lockere Kette, durch Ringe von Stroh festge halten. Auf jeder Seite waren drei kleine hellblaue Federn angebracht. Zu empfehlen sind die Diaphan-Hütc aus dem