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22 scliön, hat aber Längen und ist hin und wieder ein wenig nüch tern. Der Gesellschaft war die Aula des Universitätsgebäudes cingeräumt worden, ein Lokal, das man bisher zu dergleichen Zwecken noch nicht benutzt hatte. Unter den Zuhörern befand sich auch der König von Sachsen. Im Sologesang zeichneten sich aus Fräulein Schloß und die Herren Schmidt (Tenor) und Pögner (Baß). Glasweberek. Der Fabrikant Dubus in Paris, der dieselbe mit ganz besonderem Erfolge betreibt, arbeitet jetzt auf dreißig Stühlen. Die Erfindung besteht darin, daß den Glas seiden vermöge einer cigenthümlichen Behandlung derselben mit Dampf eine solche Biegsamkeit gegeben wird, daß sic zu einem vollkommenen Knoten geschlungen, und als Einschluß mit der Lade cingcschlagcn werden können, ohne zu brechen. Durch Vermischung der weißen oder gefärbten Glasfäden und seidenen oder anderer Fäden, liefert Dubus faconnirte Zeuge, welche sich durch den Rcichthum ihrer Dessins, durch Frische ihrer Farben und besonders durch ihren bisher unerreichbaren Glanz auszeichncn. Manche wetteifern mit den schönsten Gold- und Silberbrokaten. Eines seiner vorzüglichsten Fabrikate sind Tapeten von der schönsten Art. Italien, das Land der Schnupfer. Ln keinem Lande der Welt wird mehr geschnupft, als in Italien. Fast jeder Italiener führt seine Dose bei sich, aus welcher er, wenn er sich in Gesellschaft von Damen befindet, auch diesen darbietet, wie man hier zu Lande etwa Bonbons reicht. Keine Dame, war' es auch das holdseligste junge Mädchen, schämt sich, eine Prise zu nehmen. Nächst Italien wird in Frankreich am meisten geschnupft; je weiter nördlich, desto weniger Schnupfer. Deutschland hält sich, wie in vielen Dingen, in der rechten Mitte. Siedrettungsboot heißt ein von vr. Patterson erfun denes Rettungsboot, weil die Wellen eben so rasch, als sie in dasselbe eindringen, wieder aus demselben verschwinden. Die Seiten bestehen nämlich aus einer elliptischen Röhrenlei tung von Eisenblech, wodurch die Schwimmkraft verliehen und das Eindringen von Wasser unschädlich gemacht wird. Das Boot ist leicht, nur von 1 bis 2 Fuß Tiefgang, und soll mit Sicherheit durch die stärkste Brandung gehen können. Die Stadtluft und ihr Einfluß auf die Ge sundheit. Die Zusammengedrängtheit der Stadtbewohner auf einem engen Raume, und der ungesunde Zustand der Luft in den Städten steigern die Sterblichkeit. Jeder Mensch ath- met täglich ungefähr 666 Cubikfuß Luft ein, und wenn man das dem Athmungsproceffe unterworfen gewesene Gas in einem Rccipicntcn auffinge und irgend ein Geschöpf, selbst den Menschen nicht ausgenommen, in dieses Gas brächte, so müßte cs sterben. Nun muß man noch die Ausdünstungen hinzunehmcn, die sich aus thierischen und vegetabilischen Stoffen entwickeln; ferner den Rauch und die übrigen Pro dukte der Verbrennung, welche durchaus giftige Stoffe sind, und die tausend und abermals tausend schädlichen Dünste, die Gewohnheiten und Beschäftigungen des Menschen um ihn ver sammeln. Auf dem Lande werden alle schädlichen Dünste schnell durch Luftströmungen weggeführt, oder doch verdünnt und unschädlich gemacht. Daher ist den Stadtbewohnern an- zurathen, im Sommer auf das Land zu ziehen, wenn sie ihre Gesundheit lieb haben. Ein Frack, wahrscheinlich ursprünglich Wrack, also das Bruchstück eines Rocks, sieht aus, wie eine Schreibfe- der, sagt irgend ein humoristischer Schriftsteller. Daher tragen Candidatcn und Canzleibeamte am liebsten Fracks. Warum der Frack die Kleidung des Anstandes in spoois die vorzugs weise anständige Kleidung sein soll, läßt sich nicht besser er klären, als lucus n non lucenäo. Hoffentlich wird der gute Geschmack diese ihm entgegengesetzte Tracht bald ganz verban nen. Unser Anzug ist — gleich unserm Wissen — ohnedieß Stückwerk genug. Eine öffentliche Bibliothek, d. h. eine solche, wel che zum Gebrauch für Jedermann geöffnet ist, fehlte bis jetzt noch in London. Nun hat sich neuerdings eine Gesellschaft gebildet, um diesem Mangel abzuhelfen. Die Componisten des Rheinlkeds. Unter diesen befindet sich auch der Professor Krug in Leipzig. Als Sän ger des Liedes heißt er Kantharos. Der Violinvkrtuos Ole Bull hat einen Bruder, Knut, welcher Landschaftsmaler ist, früher in München studirt hat und sich jetzt in Stockholm aufhält. Donizetti, der berühmte italienische Eomponist, zählt einige dreißig Jahre und hat eben so viele Opern geschrieben. Im Durchschnitt kommen also ungefähr aus jedes Jahr zwei Opern, wenn man annimmt, daß er nicht vor dem siebzehn ten oder achtzehnten Jahre componirt hat. Neue Tragödien, „Die Bräute von Florenz," so heißt das neueste Trauerspiel von Julius Mosen, welches noch in diesem Monat auf der Dresdner Bühne zur Aufführung kom men soll. In München ist ein neues Stück von Eduard von Schenk, dem Verfasser des „Belisar," — „Adolph von Nassau" mit Beifall ausgenommen worden. Etwas Unvernünftiges- In Leipzig ist am ersten Weihnachtsfeiertage, um denselben nicht zu entweihen, die Darstellung eines Theaterstücks verboten, irgend eine deklama torisch-musikalische Abendunterhaltung erlaubt. Nun gicbt man, um das Ansehen des Gesetzes nicht zu schmälern, am ersten Weihnachtsfeiertage jedesmal im Theater ein Quodli bet, in welchem die ärgsten Carnevalspossen getrieben wer den. Ist das nicht allerliebst? Ein schwedischer Romanschriftsteller sagt sehr wahr: „Der Sinn des Glücklichen ist nur durch erfüllt Wünsche und Hoffnungen reich; er besitzt vielleicht seine größ ten Schätze durch die Ernte, die er während der stürmischen Zeit des Unglücks gemacht hat, wo tausend Hoffnungen unter gingen gegen eine einzige, welche geborgen werden konnte. Und der Unglückliche ist nicht allein unglücklich durch die Un gunst seines Schicksals; er ist es vielleicht mehr durch den Er folg thörichter oder unreifer Pläne, durch begonnene und sei nen Wünschen gemäß gelungene Unternehmungen, die später