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212 Wanderer bald an die Ufer eines Flüßchens, welches sich sanft durch den tiefen, fruchtbaren Boden schlängelt; je weiter er fortschreitet, je enger wird das Thal; je höher die Berge wer den, je näher rücken sie zusammen; dann wird die Pflanzen welt für den Europäer um so reizender, als sie mehr mit jener seines weit entfernten Vaterlandes verwandelt ist. Aepfel-, Pflaumen- und Aprikosenbäume, von Reben umschlungen, wachsen hier wild; Ulmen und Weiden verbergen die Ufer des Flusses, der sich durch das Rauschen über herabgerollte Steine kund giebt; Weißdorn und Psaffenköpfchen umgeben weit aus gebreitete Ahorn- und Lindenbäume oder ungeheure wilde Kastanienstämme, in deren Schallen Lilien und Narciffcn, Rittersporn und Eisenhütchen, türkischer Hollunder und Rosen blühen. Weiterhin gegen den Ursprung wird das Flüßchen zur schäumenden Katarakte, die über schwarze Felsen dahin stürzt. Da beginnt die Region des Nadelholzes, vom ma jestätischen Deodar, der Ceder des Himclaya, übergehend zu Tannen, Fichten und Föhren. Noch höher oben theilt sich das Flüßchen in mehre Bäche, die durch enge Schluchten fließen und in beständigen Wasserfällen in weißen Schaum aufgelöst in Abgründe stürzen. Alpenpflanzen beginnen hier unter vom Schnee niedergedrückten Erlen und Birken, mehre Gattungen Rhododendron und Daphne, und nach diesen, auf einer bereits zwischen dem ewigen Schnee liegenden Ebene, erscheint eine fremde Pflanzenwelt, die sich nur wenig vom Boden erhebt. Aus der Höhe angelangt, wo man bald auf dem mit einer festen Kruste überzogenen Schneefcldc fortwandert, bald auf unbedeckten Steinen emporklimmt, und dann vorsichtig mit dem Wanderstabe umhertastet, ob der lockere Schnee keinen Ab grund bedecke, kommt man aus eine der hohen Spitzen, von der sich eine unvergleichliche Aussicht eröffnet. Nach Süden schweift der Blick über den, aus dieser Seite des Pir Panjahls kahlen und Schauder erregenden Abgrmid und dann über mehr als zwanzig Bergreihen und Lhäler hinweg, nach der Ebene des Panjabs, die mit den glühenden Dünsten des indischen Bodens bedeckt ist. Kur Rechten und Linken find Schneefelder, und endlos hinter einander aufsteigcnde Schneebcrge sichtbar; in diesen Richtungen, und wäre es dem Auge vergönnt, drei mal so weit zu sehen, als dem menschlichen Blicke in die Ferne zu dringen vergönnt ist, so würde er dennoch nichts als die starrende Region des ewigen Winters in wechselnder Form, und dennoch in kodter Einförmigkeit erspähen. Wie reizend ist der Kontrast in nördlicher Richtung nach dem Thale hin. An einem Hellen Morgen folgt der Blick den ununterbrochen auslaufcndcn Bergen in die Tiefe des Thalcs, welches mit dem Hellen Grün der Saaten bedeckt, mit Dörfern und Baum- gruppcn besäet ist, und von Alleen und Kanälen durchzogen wird; dort strömt die Jilum stolz dahin, deren Ufer mit Städten, Burgen und Palästen geschmückt sind. Jenseits des Thales steigt das Gebirge in kühnen Formen empor, die weiße Farbe des Schnees bringt dem Auge den höchsten Punkt näher, als jeden anderen Theil des Gebirges, die Schneeberge schei nen daher die Ebene wie eine Mauer zu umgeben, lieber diesen erheben sich fast an beiden Enden des Thales, der schon früher erwähnte Diamal, und die weiße und schwarze Doppel- Pyramide des Mer und Ser, als seien sie das Denkmal der Schöpfung, als Gott Tag und Nacht trennte. ' Stammbuchb lütter. Wenn uns Gott Freude schenkt, steigt er zu uns hernie der, wenn er uns Schmerzen bereitet, hebt er uns zu sich empor. In der Freundschaft ist der Mann, wie in der Liebe die Frau — und umgekehrt — nämlich mehr Len Gegenstand suchend, als die Empfindung für ihn. Wer aus seinem Kreise geht, der wird es büßen. Aber was er außer dem Kreise gesehen und erfahren, kann ihm doch Niemand nehmen. Es kommt darauf an, zu solcher Büßung Muth zu haben. Hätte das Leben nicht den Frühling und die Liebe — wer möchte dann diesen Traum ertragen? Es giebt Augenblicke des Lebens, in welchen die Begeben heiten, gleich geflügelten Weberschiffchen, vor uns sich hin und her bewegen, und unaufhaltsam ein Gewebe vollenden, das wir mehr oder weniger selbst gesponnen und angelegt haben. Je klarer uns die Bilder der Erinnerung vor die Seele treten, je weniger die Vergangenheit vor unserem inneren Auge in Nebel gehüllt liegt, desto sicherer fühlen wir uns in der Gegenwart, desto reichere Hoffnung bietet uns die Zukunft. Erklärung der Modenkupfer. 1. Herrenanzug. Blauer Frack mit blanken Knöpfen. Bein kleider hellfarbig; einfache Weste mit einer Reihe Knöpfe und schwarze Lravatte. 2. Seidener Jughut, Überhängen mit Spitzenenden und an der Seite einen Blumenzweig, Robe von Seide nebst einem Shaw! von demselben Stoff; beide sind mit offenen Garnituren besetzt. 3. Hut wie Nr. 2. Robe von changirtem Zeug. Das Leib chen ist mit einem anliegenden Fichu versehen, auf der Achsel ge schlitzt; die Aermel sind enganliegend und oben die Zipfel vom Fichu geschnürt, welche zum Ausputz des Aermels diene», 4. Italienischer Strohhut mir Bandrollen ausgeputzt. Robe von Seide, ohne Besatz. Echarpe von Lachemir mit halbbreiler Volant besetzt. Druck von C. P. Melzer in Leipzig.