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Beiblatt zur Eilpost für Mode«. ^15. Unter Verantwortlichkeit der Redaction der Eilpost. 1841 Neuestes Bulletin -er Moden. Paris, den 25. März 1841. Der Frühling hat sich di'cßmal wider Erwarten beeilt, die neuen Erscheinungen der Mode, welche sich allmählig zeigen, günstig anzulächeln. Die Sonne, welche zwar, mit Ihrem großen Goethe zu reden, den man hier allgemein bewundert, ohne ihn zu verstehen, die Sonne also duldet zwar nichts Weißes mehr, aber „— Noch fehlt's an Blumen !m Revier, Sie nimmt geputzte Menschen dafür." Ja, geputzte Frauen vor Allem, denn wenn man eine Ver gleichung mit Blumen «»stellt, so sind doch nur die Damen damit gemeint. An den ersten schönen Märztagcn zeigten i sich gleich viele schwarze leichte Ueberwürfe, aber nicht so, wie i im vergangenen Jahre von einfachem und bescheidenem, bis an Aermlichkeit streifendem Ansehn, sondern reich mit Spitzen ge ziert. Die Spitzen spielen seit einiger Zeit eine sehr große Rolle. Wir wissen aus guter Quelle, und unsere ein wenig voreilige Indiskretion wird unseren schönen Leserinnen gewiß nicht unangenehm sein, daß man nächstens jene Ueberwürfe ganz von Spitzen tragen wird. Proben davon haben wir bereits in dem Magazin der Madame Larminat-Hulot, auf der rus vauplnn 8uint kscli, gesehen. Seit langer Zeit schon ist dieses Haus unter dem unmittelbaren Patronat der > feinsten Welt von Paris; nur dort kann man diese vollkom menen Nachahmungen schwarzer und weißer Spitze» finden, und was noch außerdem zu dem Ansehen des genannten Ma gazins beigetragen hat, ist, daß man hier Brüsseler Blumen von ausgezeichneter Zartheit bekommen kann, die man nach Belieben zu Verzierungen anwenden kann. Bor der Hand ist es uns noch nicht erlaubt, unseren liebenswürdigen Leserinnen alle Geheimnisse der nahbevorstehenden Toilette zu verrathen, !: ehe sie noch selbst an die Oeffentlichkeit hervortritt; aber soviel dürfen wir schon jetzt sagen, daß die Faltenröcke sich einer großen Gunst erfreuen werden. Bei Madame Eonstance, rus k<suve Vivienns Nr. 57, haben wir die Erstlinge dieser I« Neuigkeit zu bewundern Gelegenheit gehabt, welche halb eine neuauflebende Mode, halb eine neue Schöpfung genannt wer- - den kann. Die Details können wir hoffentlich nächstens mit- § theilen. An Zeugen machen sich die Pekinets, die Sommer- mohrs und andere vorzüglich bemerkbar. Madame Poltet, rus lkicltslieu Nr. 95, bietet sie in großer Auswahl. Als b sehr beliebt müssen wir zugleich bezeichnen die reizenden Sa tz pols von Battist, welche die elegante Welt schon adoptirt hat, und die Capots in Erepp mit kleinen weißen Blümchen besäet — eine ganz allerliebste Mode. Will man sich das Vergnügen machen, zu sehen, was jetzt recht an der Tagesordnung ist, so muß man sich nach den Salons der Madame Clemantzon, rus <Iu ?ort-l»al>on Nr. 8, begeben. Da sieht man eine Menge elegante junge Damen, welche gekommen sind, um ihr Corset anzuversuchen, daß sie entweder zum Ausreiten gebrauchen, oder um es bei der Abendtoilette anzuwenden. Das Morgen-Corset ist, wie unseren Leserinnen bereits bekannt, ein anderes. Madame Clsmanoon fertigt sie fast ohne alles Fischbein an, über haupt ohne Alles, was die Anmuth der Bewegungen hindern könnte. Selbst die jüngsten Damen, die ihrer schönen Taille gewiß sind, nehmen dieß Corset für ihre Abendtoilette. Kehren wir noch einmal zu den Spitzen zurück, so müssen wir beson ders die von Violard, rus Clioiseul Nr. 2, hervorheben. Denn Violard ist wirklich in diesem Genre der Repräsen tant der Mode der Saisons. Nachdem er uns während des Winters die köstlichsten Reseaux, die in Sammet- und Dia mantenschmuck so schön Harmoniken, geboten, bringt er uns jetzt die verschiedensten Arten Spitzen, Englische, Valencienner re., die sich zur Sommertracht paffen. Nichts ist herrlicher, als diese sogenannten violette» scliar,,«-» in Brüsseler Spitzen; sie sind nicht allein geschmackvoll, sondern auch höchst zweckmäßig. Als Meisterwerke des guten Geschmacks sind noch zu nennen die schönen Shawls und Schärpen, welche Madame Penona, rus 8aint-pierre Hlontmsrtre Nr. 5, für diesen Sommer vor bereitet. Sie sind von Mousselin mit Spitzen garnirt und haben sogar die Gunst der königlichen Prinzessinnen unseres Hofes erhalten. Besonders werden sie von Engländerinnen getragen, welche uns immer als Muster im Luxus und Reichthum der EostumS vorangehen. Madame Penona hat schon Auftrag von London und Rußland erhalten, ein Beweis, wie sehr ihr Talent und ihr Geschmack in ganz Europa geschätzt wird. In der That, es reicht auch bei ihr die einfachste Andeutung hin, und man kann versichert sein, daß man einen ganz seinen Wünschen entsprechenden Anzug erhält. Bei Madame Payan, auf der rus Vivienns Nr. 15, haben wir folgende Neuigkeiten bemerkt, die wir schließlich in der Geschwindigkeit aufzählen wollen: Eine Robe Pompadour, eine Lunica ü I'sspotznolv, eine Prinzeffinrobe von Tüll, dann eine Rosettaschärpc, spa nischen Ueberwurf, dann eine Cannezout Caroline, Pauline, Cannezout in Aermeln, mit Knöpfen, Cannezout-Prinzessin Clementinc, Shawls i» l'sspagnois, ferner in sogenannter brvlleris »srienne; Manschetten mit Knöpfen in allen Formen;