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127 128 macher vor den Thron bescheiden, überhäufte ihn mit Lobsprüchen und sprach endlich folgende edle Worte: „Die erste Pflicht eines französischen Königs ist die Beschützung und Belohnung des wahren Verdien stes. Meister Coquelin, ich erhebe Euch zum Prcvot der Kauflcute meiner guten Stadt Paris, will aber, daß Ihr daneben fortfahret, der Obcrälteste der Tuch macher zu seyn. Was Eure drei braven Söhne be trifft, so gebe ich ihnen die drei Lehen von Elbeuf, Louviers und Sedan. Es sind jetzt drei Weiler, Eure Söhne werden daraus drei Städte machen, und zur Vergeltung für das ihnen hiermit ertheilte Gnadenge schenk wird Euer Bemühen und ihre Arbeit drei neue Juwele zu der glorreichen Krone von Frankreich fügen!" Philipp August's Prophezeihung verwirklichte sich. Schon nacb wenigen Jahren hatten sich jene drei Wei ler zu drei bedeutenden Städten erhoben, lebendig und glanzvoll durch ihre großen Tuchfabriken, welche Tuche lieferten, wie kein anderes Land fortan sie erzeugen konnte. Und noch heute blühen diese drei Städte durch dieselbe Gcwerbsamkeit, noch heute bereiten sie die schön sten Tuche der Welt und bewahren ihren Ruhm bei allen Völkern der Erde. Meister Coquelin und seine drei Söhne bedürfen keines Denkmals von Stein oder von Metall — ihr Name lebt glänzend fort im herrlichen Betrieb jener Städte, die Ernährung vieler Tausende französischer Arbeiter, die Bereicherung des Vaterlandes, die Blüthe dreier Städte, sind so ehrenvolle Monumente, wie nur wenigen Königen zu Thcil geworden, ein so glänzendes Adelsdiplom, wie nicht viele Ritterfamilien bei ihrem Stammbaum haben. Nach dem Tode der ehrwürdigen, über hundert Jahre alt gewordenen Anne Mathcvan, ließen sich die drei Judenmädchcn nach empfangener Einweihung in die Mysterien des Christenthums durch ihren cdcln Be schützer, Maurice de Sully, an einem Tage in der Kirche Nolre üams <le l'urig taufen und hatten den König und die ganze Stadt zu Pathcn. Sie heirathcten die drei Söhne von Mathicu Co- quclin, und eine derselben, die schöne Sara, wurde 1196 Witwe und baute die beiden ersten Seitenkapellen in der Kathedrale, wie die 1747 aufgefundencn Votif- tafcln heute noch beurkunden. Berichtigung. Der Verfasser der in Nr. K dieses Blattes angekündigten „Vollständigen Schneiderkunst" heisit nicht Grwlitschcck, sondern Gawlitscheck. Bei'm Verleger dieses ist erschienen: Das Buch -er Roseu. Eine populäre Monographie für Dichter, Botaniker und Gärtner von Ferd. Frech, v. Biedenfeld. gr. 12. Elegant geh. 2 Rthlr. oder 3 fl. 36 kr. Reich ist die Literatur der Franzosen, Engländer und Deutschen an kleine» »nd großen Werke» von dieser Königin aller Blume». Es fehlt weder an gründlichen Schriften für Gelehrte noch an einzelnen Monographien für botanische Stu dien, noch an Prachtwerken mit köstliche» Abbildungen, deren Preis zuweilen in die Hunderte geht, noch an Handbüchern und Abhandlungen über Cultnr, einzelne Specjes und Varietäten, neue Rosengattungcn rc. Aber dennoch besitzen wir noch kein populäres Buch, welches, Allen verständlich, der Wissenschaft ihr volles Recht wiederfahren läßt und zu wissenschaftlichen Studien spornt und leitet, die Praxis der Cultnr im Auge behalt, die Liebhaber einfach und faßlich zur Vermehrung ihrer Sammlungen führt und sie der Gefahr überhebt, unter anderm Namen theuer etwas Neues m bezahlen, was sie längst schon besaßen, welches Vorschriften ent . alt, aus Rosen so vielerlei sehr angenehme und nützliche Dinge zu bereiten und zugleich in einem Ueberblick der Geographie, Geschichte, Symbolik und Poesie der Rosen Unterhaltung und erheiternde Belehrung bietet.— Der rühmlichst bekannte Herr Verfasser hat es versucht, ein solches Buch zu schreiben, es bei geringem äußern Umfang über 1500 Varietäten auszudehnen, wozu ihm bei vierjährigen eigne» Beobachtungen und Studien aus de» größten und neuesten Werken Frankreichs und Englands, ans den Mittheilnngen berühmter Gärtner und Naturfreunds reiche Quellen flössen. — Wie sehr ihm dieser Versuch gelungen ist, davon zeugen die vielen einstimmig rühmlichen Beurthcilnngen, die schon jetzt, wo er kaum die Presse verlassen, aus allen kritischen Blättern wiederhalleu. (Modcbilber 38 - 43. Patronen 46—52.)