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Zur Balltoilette sind strohgelbe Handschuhe > und eine weiße Halsbinde jetzt unerläßlich. Die Herrschaft der Paletots ist noch immer im Wachsen begriffen und die Hauptmodeform kann in der That wundervoll genannt werden, daher war sie auch kaum erschienen, als sie schon Vogue machte und rei ßend durch die ganze fashionable Welt sich verbreitete. Der Schnitt dieses Paletots besteht in einem ge rade hinaufgcknöpften Brusttheil mit großen gekreuzten Revers. Die Taille ist anliegend und am Unterthcil wenig stens 6 Centimeter breit. Die Vorderthcile und das Schoß werden wattirt und mit kleinen doppelten Vierecken abgesteppt. Zwei in Gestalt von umgekehrten Kronen geschnit tene Taschen stehen auf dem Vordcrschoß. Am'meisten gewann jedoch dieser Paletot an all gemeiner Vorliebe dadurch, daß sein Schoß auf beiden Seiten und hinten gespalten ist: an den Seiten sangt die Spalte an der Hüfte an und laust, ein großes 8 bildend, bis ganz hinab. An jeder Krümmung dieser Spalte sitzt ein großer hochgewölbtcr Knopf mit einem sehr breiten Knopfloch. In jeder Spalte befindet sich eine andere Tasche, die jedoch nicht gesehen wird. Der ganze Paletot ringsum und diese Spalten sind mit einer großen flachen Borde eingefaßt. Man sieht Paletots dieser Gattung mit Kragen und Aufschlägen von leichtem Pclzwerk, namentlich von Astrachan und petit Arm, jedoch eben so häufig auch von Sammt in gleicher Farbe mit dem Kleid. Der Sieg des Burnuß ist jetzt entschieden und dieses Kleidungsstück ist für den eigentlichen Weltmann fortan unentbehrlich. Es erregt die sonderbarsten Betrachtungen, wenn man bedenkt, daß der Burnuß und der Paletot bei ihrem ersten Erscheinen allgemein mit Spott und Hohn- gclächtcr empfangen wurden, weil beide in der That mit unfern üblichen Kleidungsstücken gar nichts gemein haben. Und jetzt sieht man diese beiden verspotteten Emporkömmlinge durch den Ersindungsgeist der Pari ser Schneider so zierlich und kokett zugerichtet, daß kein Elegant in ganz Europa sie noch entbehren zu können glaubt und wahrscheinlich der Burnuß und der Pale tot, gleich den Pantalons und Obcrröcken stehende Trachten für alle Jahreszeiten bleiben werden. Der jetzige Burnuß ist nach Art der Sackpaketots geschnitten und ähnelt der Form eines Acrmclmantels oder eines Priesterrocks, jedoch mit weit weniger Weite. Seine Länge ist für jedes Individuum so bestimmt, daß er nicht über das Knie hinabgchcn darf. Man füttert ihn mit Pelzwerk, mit abgesteppten Seidenstoffen oder mit Sammt. Das Rückentheil ist wie an einem Aermelmantel geschnitten; der Gürtel der Seite geht von dem Unter- theil des Armlochs an. Der Kragen bildet einen breiten flachen Schal, ohne einen andern Besatz, als ein Stück Leinwand, welches mit gleichem Futter, wie der übrige Burnuß überzogen ist. Damit dieser Burnuß um so anmuthiger erscheine, muß der Aermel ganz offen seyn und diese Ocffnung entweder mit Sammt oder mit zierlichen Posamentir- arbeitcn besetzt werden. Mit denselben Formen von Posamcntirarbcit wird der ganze Burnuß ringsum ein gefaßt und überdies auf den Vordcrlhcilcn mit Bran- dcburgs besetzt. Ucbrigens hat sich die Mode für keine bestimmte Form in Betreff des Besatzes und dcrBran- deburgs entschieden, sondern überläßt die Wahl dieser Verzierung lediglich dem Geschmack eines Jeden. Die Kapuze wird nur wenig wattirt; unvollstän dig erscheint sie, wenn an ihrer Spitze die große Eichel fehlt. In Betreff ihres Zuschnitts dürfte nichts mehr zu erinnern seyn, da wir bereits Patronen dazu gelie fert haben, welche den richtigen Zuschnitt für Herrcn- und Damenkapuzen liefern. So wenig wir sonst von deutschen Journalen et was entnehmen, so wollen wir doch heute einen aus mehreren französischen Modejournalcn zusammengetra- gcncn Bericht der Leipziger Modezcitung hier an- sügen: „Das Bemerkenswcrthcste ist für den Augenblick in den Hcrrenmodcn eine Rückkehr zu den Ucberzich- röcken, die länger sind, als sie im vorigen Jahre wa ren; auf der Taille dicke, große, seidene Knöpfe, auf der Brust Schnuren und Borden und die Taschen et was weniger weiter unten, als an den Paletots ha-