Jeden Monat erscheint ein ganzer Bogen Tcrt mit einem illuminirten Mvdedlatt, so wie ein doppelt bedrucktes Blatt mit Zuschneidcmuftern oder Patronen. -i. Der ganze Jahrgang wird nicht getrennt und kostet ZRtdl. oder L M. 21 Kr. Vorauszahlung. Alle Buchhandlungen u. Postämter nehmen Be stellungen daraus au. Herren - Kleidermacher und Modefrennde. „Das Reich der Moden hat keine Grenzen." Sechster Jahrgang. M«. 9. September L84L. Weimar bei Bernhard Friedrich Voigt. — Verantwortlicher Redakteur: Ferdi». Freiherr von Biedenfeld. Aus sichten. ^ie Pariser und die Londoner Journale des Luxus, der Künste und der Moden, scheinen nach allen ihren Aeußerungen seit Sommers Anfang in gelinder Ver zweiflung darüber, daß sie recht eigentlich nicht wissen, was sie den Löwen zum Futter vorwerfen, was sie Neues für die Mode erfinden, was sie als seltsam und außerordenllich auftischen sollen. Himmel und Erde haben sich gegen die Mode verschworen: erscheint heute ein Anzug für die Hundstagswärme berechnet, so fallt augenblicklich der Barometer, der Thermometer hängt die Flügel und Morgen ist nicht Hundstagc-, sondern Hundewetter; berechnet Einer eine neue Fa^on schlau cku8tv-milivu zwischen kühl und heiß, naß und trocken, so fahrt gewiß die Sonne glühend hinter ihren gräm lichen Wolken hervor, blitzt den Himmel mit ihrem gro ßen Auge so lange an, bis er Italienisch-blau lächelt und verbirgt tückisch ihre schwarzen Gewitterwolken hinter dem Harz oder Fichtelgebirg, daß Nankin und Merino noch zu warm machen und in der Juste-Milicu- Kleidung der Schweiß in Strömen rinnt, der Athem Der Elegante. VI. stockt; zieht man sich hiernach kühler an, so darf man darauf rechnen, daß man am andern Morgen schar mantest friert und mit einem Schnupfen davon zu kom men sich glücklich schätzen muß. Darf man es den Herren Modeerfindern sehr übel nehmen, wenn sie bei so bewandten Umständen eigent lich Neues nicht erfinden? Mit einigem Respect für Gerechtigkeit und Billigkeit gewiß nicht, um so weni ger, da sie ungeheuer splendid mit Versprechungen sich zeigen und für den Herbst nun auch wahre Wunder dinge verheißen. Indessen muß man den Ausdruck „nichts Neues" auch nicht so wörtlich verstehen: der Laie mag immer hin an diesen neuesten Anzügen nichts Neues auffin den, das Auge des in die Kunst Eingeweihten wird darum doch auf den ersten Blick manches erkennen, was anders ist, als an den früheren ähnlichen Kleidungen, eine Modifikation, irgend eine noch so leichte Nüance, ein Versuch der Besserung und Verschönerung, das Er- gebniß einer erlaubten Laune, mitunter auch einer klei nen Caprice. Bei näherer Betrachtung der heutigen Modebilder wird das Alles sich genauer ermitteln. Da man sich nun bisweilen mit Versprechungen der Pariser und Londoner Herren bescheiden begnügen 9