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23 24 M o d e b i l d e r. HerrTurroques schreibt nicht nur Theorien und Kritiken, er liefert auch selbst neue Anzüge, erfindet, veredelt: Theorie und Praxis gehen bei ihm Hand in Hand. Unsre heutige Bildertafel enthalt von ihm die Bil der Nr. 6, Nr. 9 und Nr. 10. Das Bild Nr. 6 stellt einen der einfachsten, aber auch zweckmäßigsten Paletots für den Winter dar, ein bequemes warmes Oberkleid für jeden, der einen Man tel nicht tragen will. Weit, gerade hinabgeschnitten, ohne alle Rücksicht auf die Taille, gerade bis über die Kniee hinabgehend; von kastanienbraunem Tuch; Kragen, Aufschläge, Pat ten mit Sammet besetzt; das den Paletot ringsum ein- faffende Sammetband wird noch durch eine parallel damit laufende ziemlich starke Rundschnur begleitet. Born herab wird dieser Paletot beständig durch ver deckte Patten geschlossen getragen. Man trägt ihn allein sowohl, als über kurzem Oberrock, oder statt eines Ueberziehers und Mantels über dem Toilettean-ug und muß nur bei seiner Füt terung berückst^ '"zu der Kunde ihn bestimmt, indem e>- . reibendes Futter die dar- m Toilettcanzügen unansehn- ,.nal hervorblickende weiße Schalwcstchen unfache weiße Halsbinde, geben dem Ensemble .,uen Anstrich leichter heiterer Eleganz. Die lichtblauen Pantalons laufen sehr knapp über die Stiefel und sind von Satin. Fig. Nr. 9 ist das Bild eines der modernsten und elegantesten Ballanzüge: Frack in Goldbronzcfarbe, mit feinen Goldknöpfen, mit abgerundeter Bordertheil- spitze leicht über die Hüften hinfließend; sehr offene Schalweste von glattem schwarzen Sammet; Panta lons halbeng, über der Spanne in tiefem Bogen aus geschnitten. Der Mantel, ein sogenannter Llairtoau-rouliörv, kurzer Radmantel, wird ganz mit lichtem Seidenstoff gefüttert. Manche ziehen dafür Scidensammet vor; höchste Eleganz erfordert, daß dieser Mantel selbst von seinem Sammet sey. Auch elegante Crispins werden statt dessen getra gen, unterscheiden sich überhaupt für den Blick des Laien davon nur wenig, in der Regel nur durch eine kleine Pelerine. Fig. Nr. 10: ein Morgenanzug, ein haselnußfar biger Ueberzieher mit zwei Reihen Knöpfen, mit einer kleinen ganz abgerundeten Pelerine oder sogenannten Rotonde. Pantalons von braunem oder grünem Satin, weit, tief auf den Stiefel hinabgehend. Weste von Cachcmire, hoch hinauf schließend, schalförmig. Diese Art von Ueberziehern, so wie überhaupt Ueber zieher und Paletots werden mit mehr oder minder starken Borten eingefaßt; zuweilen auch die kurzen Oberröcke. Wir liefern diesen Anzug Nr. 10 lediglich, weil er in Paris sehr häufig getragen wird und in der That trefflich zugeschnittcn und geschmackvoll bearbeitet er scheint, mithin ein Studienmuster für jeden Schneider liefert. Aber den deutschen Kunden wollen wir ihn keineswegs zu einer Lieblingstracht empfehlen, sofern sie dabei nicht der Pelerine entsagen wollen, indem diese dem ganzen Rock offenbar ein Kutscher-ähnliches An sehen verleiht, ohne einen wesentlichen Zweck zu erfül len. Ohne Pelerine muß dieser Schnitt einen gut ge bauten Mann trefflich kleiden, wahrscheinlich noch des- ser, wenn man eine dunklere Farbe dazu wählt, etwa ein hübsches Braun, Dunkelolive, Russisch, grün, Maskara:c. Fig. Nr. 7 ein Ball- oder Soireeanzug von dem jungen Meister Bousselet-Barde, der nach Er findung und Ausführung diesem wirklich Ehre macht und zur Nachahmung in Deutschland sehr empfohlen werden darf. Ein leicht und elegant geschnittener Frack von schwarzem vrsp caclremiro. Kragen sehr niedrig und den Hals ganz frei lassend. Das Revers beinahe ganz hinab umgeschlagen. Eine Anglaise ganz ohne Knopflöcher, deren nur 2 ganz unten angebracht sind.