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12S 130 des Reductions - Schema's zu Auffindung der Punkte 0, 13, 10, 44. Zeichnen wir dieselbe Fig. 1 mit Beibehaltung derselben Zahlenpunkte 0, 13, 16, 44 hiernach, nach der Linie 30 des Reductions-Schema's, so erhalten wir ganz gewiß nur eine bald so lange Linie, als bei einer Zeichnung nach der Linie 60 des Reductions - Schema's. Da nun diese gerade Linie die Rückenlänge dar stellt und ihre Zahlen 0, 13, 16, 44 den ober» Theil, die Carrure und den Untertheil der Taille bestimmen, so leuchtet wohl auch ein, daß wir durch obige beide Linien eine sehr große unv eine andere sehr kleine Rük- kentaille erhalten werden. Da von der andern Seite die Zahlen 0, 13, 16, 44 verhältnißmäßig von einander entfernt, oder vcr- hältnißmäßig unter sich näher gerückt wurden, jenach- dem wir nach einer langen oder einer kurzen Linie des Reductions-Schema's gearbeitet haben, so leuch tet auch ein, daß wir dadurch zwei Carruren nach verschiedenen Taillen erhalten, und daß dennoch beide vollkommen verhältnißmäßig scyn müssen. Uebrigens können wir unsere Erklärung noch an schaulicher auf ein Beispiel unserer Bildertafel stützen. Die Figur 13 stellt eine kleine Carrure dar, welche mit Hülfe der Linie 30 des Reductions - Schema's geschnitten worden. Betrachtet man auf dieser Linie die Punkte 0, 13, 16, 44, so sieht man, daß 0 dem Obertheile deS Rückens, 13 und 16 den beiden Li nien der Carrure und endlich 44 dem Untertheile der Taille entsprechen. Untersuchen wir jetzt die Figur 2. Wir bemer ken, daß der Obertheil des Rückens 6, die Carrure 20 und der Untertheil der Taille 5 hat. Kehren wir nun zu unserer kleinen Taille, Figur 13, zurück, und zeichnen wir mit Hülfe der Linie 30 dieselben Zah len 6, 20, 5. Hat diese einfache Erklärung die Sache nicht deut lich gemacht, so verzichten wir gänzlich darauf. Nothwcndigerweise muß das Vordertheil nach der selben Linie deS Reductions-Schema's gezeichnet wer den, wie die Carrure, und zwar nach denselben Zah len, wie bei Figur 5 oder 6, denn die Zahlen ändern sich nie, sondern die gewählte Linie des Reductions-Schema's ist es, was die Patronen ver größert oder verkleinert. Zeichnet man z. B. statt nach dessen Linie 30 eine Patrone nach dessen andren Linie 42, so ist augenscheinlich, daß man dadurch eine grö ßere Patrone erlangen muß. Gönnen Sie mir wieder einen Ueberblick alles Bisherigen: Schon verstehen wir eine regelmäßige Patrone zu zeichnen, diese Patrone für einen rückwärts - oder vor- wärtsgebcugten Körper einzurichten, den Untertheil mit Hülfe der Wegziehungsspitze in sein gehöriges Ver- ! hältniß zu bringen, indem wir uns Rechenschaft ge ben von der Verschiedenheit der halben Brust - unv der halben Weichenweite; endlich können wir mit Hilfe des Reductions - Schema's diese Patrone für alle ver- ! schiedenen Größen, sowie für geraden oder rückwärts gekehrten Bau, Herstellen. Aber dieß Alles genügt uns nicht: wir müssen auch noch wissen, welches Reductions-Schema wir nehmen sollen, um nach irgend einem, an dem Kunden selbst genommenen Maße eine Patrone für ihn zu zeich nen; wir müssen ferner lernen, kurze und lange, schmale und breite, lange und schmächtige, kurze und breite Patronen zu zeichnen: das wollen wir im nächsten Capitel lernen. IV. Kapitel. Anwendung des Reductions-Schema's aus Unregelmäßigkeiten in Bau und Wuchs. Sind unsere Leser hoffentlich dahin gelangt, durch aufmerksame Lectüre, Patronen nach allen Linien des Reductions-Schema's zu zeichnen, so haben sie vabei gewiß bald die Bemerkung gemacht, daß die Patronen in allen ihren Theilen sich verhältnißmäßig vergrößern oder verkleinern, woher auch dieses Schema seinen Namen der Reduction oder der Verhältnisse erhal ten hat. Wären alle Männer ganz auf dieselbe Weise ge wachsen und gebaut, vergrößerten sich alle nach glei chen Verhältnissen während ihres Heranwachscns, unv würde» alle im gleichen Verhältnisse dick, so hätten wir mit den bisherigen Erläuterungen alle Bedürf nisse eines Kleiderzuschneivers bereits vollkommen be friedigt. Allein zum Unglück und zur größten Qual der Schneider giebt es in der That nur sehr wenige gleiche Baue und Wüchse, und dieß in so hohem Grade, daß alle Erfahrung und alle Kenntnisse des Schneiders ihn sehr häufig im Stiche lassen. Indessen müssen