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45 Patronen. Unsre heutigen Patronen beschäftigen sich haupt sächlich mit der Corpulenz, das heißt, mit den ver schiedenen Nuancen, welche verschiedene Arten von Lei- besstärkc bedingen und welche Professor Marsaud hier sehr anschaulich ausgestellt hat. Patrone 22, Oberrock für einen Mann von 53 Centimeter halbe Brustweite, der die Brust etwas vorwärts trägt und die Achseln cinzwängt. Dieß er klärt die Schmalheit der Ecarrure von nur 21 Cent, für einen sonst so starken Mann; die Spitze ^ geht sehr tief hinab, während wir sie an beiden andern Leibthcilen der heutigen Patronen mehr und mehr hin- aufgezogen sehen, das deutet aus eine Person mit niedrigen und runden Achseln. Die Anglaise ziemlich geräumig. Der Rücken oben schmal, nur 5 Centim. breit, weil sich dieser Mann mit Hals und Achseln rückwärts zu klemmen pflegt. Der Aermel hat wenig Rundung, weil die Ach selstücke lang und breit sind. Der Stehkragen ist niedrig, da der Mann den Kopf zurückgebogen trägt, runden Rücken und kurzen Hals hat. Das Schoß ist nach einer Krümmung von 38 Centim. auf die Perpendiculare geschnitten, ganze Länge 105 Centimeter. Patrone 23, Ueberzicher: für einen Mann mit starkem Bauche, beträchtlicher Weichenweite, der um die Brust schmal ist, die gewöhnliche stumpfe Form alter Leute, deren Knochenbau in der Jugend nicht zu voller Entwickelung gelangte; er hat obere Weite 49 Centimeter, Bauchweite 51 Centim., die Achselstücke sind kurz, die Spitze ist wenig hcruntergerückt. Der Rücken hat beinahe eben so viele Ecarrure, als die Brust in dieser Gegend Breite hat. Der Aermel ist hiernach eingerichtet: der Talon ist um 3 Centimeter herabgerückt, statt nur um 2 und geht nach vorn nicht mehr als 10 Centimeter herab, während er am Leib der Patrone 22 wenigstens um 12 Centimeter herabgcht. 46 Schoß von 70 Centim. auf der Perpendiculare, Linie L; Länge des Schoßes 57 Centimeter. Patrone 24, Frack: für einen sich gerade hal tenden, kräftigen Mann. Die Spitze am Leib ist um nur 7 Centimeter herabgerückt, bis zur Armlochspitze. Der Kragen hat eine mittlere Höhe. Der Rücken ist wie für einen Rückenhohen ge formt. Der Talon am Aermel ist um 2 Centimeter her- abgestellt. Die beiden Patronen 25, Shawlweste und 26 gerade Weste, erklären sich von selbst. Diese sämmtlichen Patronen bilden nicht nur hüb sche Modeschnitte, sondern zugleich interessante Studien. Sieben Zeichnungen für mehrere Arten deutscher Röcke, von K. K. in Wetzlar. (Siehe Seite 1 unsrer heutigen Patronentafel.) Der fleißige und seine Kunst eben so warm wie sein Vaterland liebende Meister K. K. in Wetzlar, konnte uns keine größere Freude machen, als mit die sen gelungenen Entwürfen. Diese vorgeschlagenen deut schen Röcke zeichnen sich durch Zweckmäßigkeit und schöne Formung sehr vorthcilhaft vor allen bisher gesehenen rühmlich aus und zeugen von dem gebildeten Gcschmacke des Erfinders. Ueberall Einfachheit des Schnittes, Anschmicgen an die Körperform ohne Affectation, leichte graziöse Rundung, Vermeidung alles Ucbcrtriebenen und Viereckigen, höchst sinnreiche Benutzung derselben Grundform für die verschiedenen Lebenszwecke der mo dernen Trachten. In der Thal bildet der einreihige Oberrock den eigentlichen Urtypus einer deutschen Nationaltracht, da er offenbar dem altdeutschen Wappen rocke entstammt und nur eine Modifikation desselben ist, wie wir solche für unsre andersgewordenen Gebräuche in Betreff von Halsbinden, Leibwäsche, Weste und Pan- talons wohl haben müssen, indem eine Rückkehr zu nacktem Hals und allgemeiner Bebartung wohl schwer lich auf die Dauer beliebt werden und auch kaum wün- schenswerth seyn dürfte. Hören wir darüber den Erfinder selbst: 3'