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21 22 Wünsche. Mit heutiger Post kam uns folgendes Schreiben aus Temcsvar zu: Herr Redacteur! „Wenn wir die Ansichten des Herrn Augustin Canneva vom Monat April 1839 noch einmal wie der in niiserm sehr beliebten Schneider-Eleganten lesen könnten, so würde es mehreren Meistern sehr lieb und nützlich seyn, konnten wir nicht in den Modcbil- dcrn zugleich der berühmtesten Meister Bilvnisse erhal ten? Z. B. Nr. 20 ist Herr Schneidermeister Hey- dec, das Bild Nr. 30 ist H. I. Ritzenthalcr in Wien u. s. w., oder auf jene Art, wie die Allge meine Leipziger Modezeilnng im Jahr 1830 lieferte? Ich glaube wohl nicht mit Unrecht darauf antragen zu dürfen, indem eS jedem Schneider nur höchst inter essant seyn kann, Männer, welche sich um die Schnei derei so hoch verdient gemacht haben, auch von Ange sicht kennen zu lernen und deren Bildnisse an einem Ehrenplätze im Haus zur Schau zu stellen. „Bei Gelegenheit einer Znnftvcrsammlung, wo ein angehender Meister sein Meisterstück zuschneidet, äußerte sich Hr. F. H., daß ein jeder angehende Mei ster unserer Innung die Ansichten des Hrn. Augustin Cannewwwom April 1839 vor sei» Bett hängen und nach seinem Morgengebet dnrchlesen soll; denn dort finde er, wie ein Schneidermeister jetzt sei» Ge schäft treiben soll, und wer sich darnach richtet, wird gewiß Fortschritte in seinem Geschäft machen. Darum glaubt Hr. F.H., die Ansichten des Hrn. Canneva vom April 1839 seyen in unserem sehr beliebten Wei mars - Eleganten nochmals abzndrucken, damit auch jene Schneider, welche den Eleganten damals noch nicht gehabt, diesen köstlichen Aufsatz dnrchlesen und benutzen mögen w. Tcmesvar, 26. Nov. 1844. Verharre mit aller Hochachtung Franz Hilt, Schneidermeister und Wahlbürgcr. Es kann uns in der That nichts angenehmer seyn, als wenn Männer vom Fach ihre Ansichten und Wünsche stets offen uns mittheilcn; dieß ist es ja, um was wir schon oft dringendst gebeten haben. Da her freundlichsten Dank Herrn Franz Hilt, daß er einen unsrer Wünsche so freundlich und einsichtsvoll erfüllt hat. Die Einleitung zu dem heutigen Blatte gibt ihm unsre Antwort in Betreff des Aufsatzes von Canneva, welcher allerdings zu dem Trefflichsten gehört, was für den Gewerbsmann geschrieben worden ist. ES macht den Herren Meistern in Ungarn viel Ehre, daß sie so ernst um gute Schriften sich bekümmern und so würde voll sich bemühen, auch den Anfängern und jungen Meistern Sinn für nützliche Lehren und männliche Bil dung bcizubringcn und lieb zu machen. Hoffentlich befreunden sich auch in dem herrlichen Ungarn der Meister mehr und mehr mit nnserm Blatte so innig, daß sic fleißige Mitarbeiter werden und recht oft ihre College» in Deutschland durch Mittheilungen erfreuen. Es gehört ja mit zu den Zwecken dieser Zeitschrift, ein Verbindungsmittel, ein Organ aller Meister deutscher Zunge für ihren gesummten Geschäfts bereich nach und nach zu werden, durch Veröffentli chung alles sie Betreffende zu vermitteln. Was den zweiten Wunsch hinsichtlich der Bild nisse berühmter Meister und um die Kunst verdienter Männer betrifft, so ist dieser Wunsch so hübsch, so männlich und uns so sehr auS dem Herzen gespro chen, daß wir wahrhaft bedauern, ihn nicht gleichfalls auf der Stelle erfüllen zu können. Denn dazu gehört Vorbereitung und Zeit nicht nur, sondern auch eine ermuthigende Gewißheit über den Stand der Dinge, welche erst die Leipziger Ostermesse zu geben im Stande ist. Der Herr Verleger hat zur Genüge bewiesen, daß er kein Opfer scheuet, wodurch dem Blatte ein neuer Werth, eine neue Bedeutung verliehen werden kann; aber er ist auch Geschäftsmann, und diesem werden Geschäftsmänner nicht zumuthen, daß er ohne alle weitere Resultate Opfer bringen sott, welche den Abon- ncmcntsbetrag für das Blatt weit überschreiten, also ihm blanken Verlust zuziehen würden. Indessen hoffen wir! Rosen bringt die Zeit ge wiß, vielleicht bringt sie auch Bildnisse! Der Herr Verleger liebt die Ucberraschnngen, wer weiß, ob er nicht bald seine Abonnenten mit einen solchen Bild nisse überraschen wird.