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181 thums läßt zum Zeichen ihrer Abkunft das Haar in langen, schöngestrahlten Ringeln, wie die Ritterschaft unseres Mittelalters, am Rücken hinunterfallen. Da sie meistens mit ehrender Heraushebung als blond bezeichnet werden, gerade wie die Ritterschaft der Ger manen , so möchte man sie fast für einen nördlichen Sicgcrstamm halten, und wer weiß auch, ob dieß nicht wirklich so zusammcnhängt? War doch auch ihr Gott Apollo, der gleich ihnen langgeringcltes Goldhaar trägt, ei» Hyperboräcr. Soviel scheint gewiß, daß das dem Süden eigenthümliche braune und schwarze Haar all gemeiner geworden seyn muß, seit der eigentliche Helle nenstamm , der in den homerischen Zeiten noch zurück- gedrängt und dunkel eristirle, ja wohl zu einem guten Theil jene Grundholden ansmachte, die in Ziegenfellcn zu gehen verurtbeilt waren, seine Fesseln gebrochen und damit zugleich die Demokratie an die Stelle der Ge schlechterherrschaft gesetzt hat. Der Hut. Des Hutes bediente man sich im Alterthumc lediglich auf Reisen und gegen die Sonnenstrahlen, wenn man auf dem Lande war. Diese Bedeckung des -Hauptes ist ein doppelter Gestalt ursprünglich gegeben und noch heute vorhanden, in der der Mühe und der des eigentlichen Hutes. Jene war in steiferer Form den Egyptern eigen, die auch das Musterbild der Prie- stcrgabe, Alles unter ihren Hut zu bringen, die geist liche Grenadiermütze, die Mitra der Bischöpfe und Päpste, erfunden haben. Dieselbe hat bei den Grie chen niemals Beifall gefunden, wohl aber haben die Römer in ihrem Aper etwas Aehnliches gehabt, wie sich denn die ewige Stadt auch zum geistlichen Welt- regiment von allem Anfang an präparirt und in aller Stille qualificirt hat. Die bequemere pHrygische Mütze, in Gestalt eines halben Eies, der UrlypuS zugleich der Frciheits- mütze und ihres Gegenfüßlers, der in deutschen Lan den als Hausgolt verehrten Pudel-, Schlaf- und Ehemannsmütze, ist eine natürliche Schiffertracht und als solche noch heutzutage ebensogut das Erbtheil un serer Matrosen, als, sie auf Denkmälern der alten Kunst den fürstlichen Weltwandercr des HeroenthumS, den vielerfahrncn Odysseus, zum Zeichen seiner Irr fahrten ziert. Sie selbst erzeugte oder ward geschwi sterlich zusammenerzcugt mit der Jagdkappe aus Hun- 18S defcll oder sonstiger Thicrhaut, welche Jäger, Land leute und Gärtner trugen, und die man für die gerin gere Mannschaft auch zum kriegerischen Helm zustutztc, während die adeligen Herren geschmückte Erzhelme tru gen. Mit einer Kappe aus Ziegensell findet Odysseus seinen alten Vater Laertes in seinem Weinberge be schäftigt. Einen Knappenhelm ans Stierhaut trägt er selbst und sein Gefährte Diomedes bei jenem nächtli chen Abenteuer, wo sie sich iirö trojanische Lager schlei chen, den Dolon abfangcn und so viele Thracier im Schlafe würgen. Ter eigentlicheHut war eine Erfindung der Thes- salier, in der Form unserer italienischen Strohhüte mit niederem Kopf und breiterKrämpe, jedoch aus Haaren spili, griechisch und lateinisch, voraus unser Filz), nicht aus Stroh gemacht, von Farbe nach Gelegenheit (es waren Ziegen- und Lämmerbaare) weiß, grau oder braun und mit Kinnbändern versehen, so daß man ihn gegen Wind, Wetter und Hitze fest auf'S Haupt bin den, oder, bedurfte man seiner nicht ferner, ihn auf den Rücken hinabgleiten lassen konnte, in welcher Stel lung er eine malerische Tracht schlanker Jünglingsge stalten ist, die als Reisende, Hirten oder Jäger gedacht werden sollen. Indessen kommen auch Amazonen mit solchen herabgclassencn Hüten vor. Sophokles führt in einem solchen die Jsmcne, des Oedipus jüngere Tochter, in einem Oedipus auf Kolonos ein: sie pil gert mit dem Vater aus der Fremde heran. Eben dieser Dichter hatte aber auch in einem Satyrdrama die Iris in einem arkadischen Sonnenhute auftre- tcn, der sich vom thessalischcn dadurch unterschied, daß die Krämpe sich mit ihrem Rande niederwärts umbog und ein Dach bildete, in welcher Gestalt die Strohhütc der Landmädchen in einigen Schweizerkantonen gesehen werden. Zu den Strohhüten hat übrigens allerdings auch schon eine Erfindung des Alterthums den Weg gebahnt, nämlich aus Binsen geflochtene Sonncnhüte, deren späte Schriftsteller gedenken. Auch bei Griechen und Römern kommen übrigens als Kopfbedeckung für ältere Frauen bereits Hauben vor, und dieselben scheinen für Weiber ans dem Volke so gut wie bei uns eine gewöhnliche Tracht gewesen zu seyn, da sie ein nicht ganz in bester Ordnung be findliches Haar schicklich verbergen. Bei Horaz ver liert die Here Canidia ihre Haube, als sie vor gewissen Tönen, die der hölzerne Gartengott in den Mäcena- tischen Gärten von sich giebt, voller Schrecken die