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147 148 Bundnaht der Vorderhose um 11 Centimeter erhebt. Hierdurch hat man Pantalons von Doppelschnitt oder sogenannte Uniformshosen erlangt, d. h. breite, gerade Pantalons, die keiner Stege bedürfen (Fig. 15). Aber wir alle wissen, daß diese Art von Panta lons aus der Mode gekommen. Verzweifeln wir je doch deßhalb nicht, sondern behalten wir nur die ein mal aufgestellte Regel fest im Auge, so werden sich die nöthigen Aenderungen von selbst ergeben und eben so natürlich erscheinen. Wollen wir eine schmale Vordcrhose haben, so ist ja nichts leichter, als ein Viereck zu zeichnen, wie wir es soeben gethan haben, und zwischen den Beinen die ganze Breite des Steges, wie bei Fig. 14 wegzulas sen. Jedoch höhlen wir in diesem Falle nicht die Seite am Knie aus, und wir geben dem Bauch einen Vorsprung von 3 Centimeter über das Viereck heraus, schweifen dann den Untertheil des Beines nach Innen und Außen aus, indem wir die Spanne etwas mehr bohlen oder ihr etwas mehr Rundung geben, je nach dem wir die Vorderhose etwas mehr oder weniger auf ^ den Stiefel vorfallen lassen wollen. Hoffentlich genügt eine einfache Betrachtung der Zeichnungen zum vollen Verständniß; allein wir wollen hier eine allgemeine Betrachtung einschalten: für Pan talons kann man sich niemals des Reduc- tions-Schema's bedienen. Das am Kunden genommene Maß genügt, weil man ja nichts bedarf, als ein längeres oder kürzeres Viereck. Für Bildung dieses Vierecks giebt es nur Regeln: die am Kunden gemessene Seitenlange liefert die große Länge; ^ der Bundweite liefert die Breite. Man findet die Breite der Spalte, wenn man die Hälfte der Breite des Vierecks nimmt, d. h. also: ist ^ der Bundweite—22, so erhält die Spalte 11. Die Hinterhose zeichnet man über die Vorder hose, wie bei Figur 15 zu sehen ist, jedoch mit dem Unterschiede, daß man in ihrer Spalte die ganze Breite läßt, welche man bei der Vorderhosenspalte weggcnom- mcn hat. (Siehe Fig. 16.) Wir sagten aber, daß der Zug des Steges einer seits an der äußern oder Seitenlinie angebracht wer den müsse, und daß man zu Erreichung dieses Zwecks den Steg von der Seitennaht an ganz aus die Hin terhose bringen müsse: wir sehen, daß hierin bei Fi gur 16 gar nichts geändert ist. Wir haben auch gesagt, daß der Zug des Ste ges an der innern oder Zwischenbeinnaht angebracht werden solle, indem man den Steg von dieser Naht an ganz aus die Vorderhose legt; aber hier ist die Vorderhose gerade um die Breite des Steges geschmä lert, und diese Breite ist der Hinterhose ertheilt wor den, damit sie der Vorderhose zugeben könne, mithin muß der Steg an der Hinterhose und nicht an der Vorderhose angebracht werden; dennoch bleibt er in der That auf der Linie des Latzes, und seine Ziehung erfolgt durchaus auf dieselbe Weise, wie bei Fig. 15. Denn wohl ist die Naht zwischen den Beinen etwas verrückt worden, aber dadurch keineswegs auch die Stellung des Steges. Es wäre hier Gelegenheit zu bedeutender Weit läufigkeit und großer Ausdehnung unserer Erläuterun gen; allein wir halten dergleichen nicht für nöthig, nicht einmal für nützlich, weil es zum Verständnisse genügt, die obigen Sätze sich öfters zu wiederholen. Nun bleibt uns noch zu beweisen übrig, was viele Zuschneider nicht glauben, nämlich, daß es für Panta lons gerade, wie für die größern Stücke, einen geraden und einen hohlen Schnitt giebt. Es ist doch einleuchtend, daß dasHintertheil von Pantalons für zwei Männer, von welchen der eine einen hervorstehenden Unterleib und mithin einen we niger hervorstehenden Hintern hat, während im Ge- gentheile dem andern ein flacher Bauch, hohle Wei chen und ein sehr reichlicher Hintere ertheilt worden, unmöglich aus dieselbe Weise zugeschnitten werden könne. Einen Mann letzterer Art sehen wir in Fig. 18; betrachten wir seine mit » bezeichneten Leibestheile genauer, so erkennen wir die Nothwendigkeit, hier am Obertheile der Seite viel Breite zu lassen, während man davon am Hintertheil oben wegnimmt, um mehr Hintergrund zu lassen. Für einen Dickbauch muß man gerade das Gegentheil thun, d. h. oben an der Seite Stoff wegnehmen und ihn dem Hintertheile zulegen, um die Hintere Naht etwas zurückzubringen (s. Fig. 17). Um dieses System vollkommen zu verstehen, ge nügt eine genaue Betrachtung der beiden Personen und der Umrisse, welche die Seitennähte an ihnen bilden.