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145 14« zu tief hinabkomme, weil dadurch die ganze Wirkung verloren ginge. Der Leib darf kaum unten zugeknöpft werden und muß oben an der Kreuzung etwas breit gehalten seyn. Alle Besätze müssen etwas stark ge nommen werden, damit die Weite sich vollkommen erhalle. Etwas vorgerichtete Arme erfordern nichts Anderes, als eine etwas breitere Carrure, ohne irgend eine andere Veränderung am Armloche. Nach hinten gerichtete Arme verlangen eine schmale Carrure und ein völliges Armloch. In die Einzelnheiten der Bearbeitung können wir uns hier unmöglich einlassen; aber wir dürfen doch nicht versäumen, jeden Schneider dringendst darauf aufmerksam zu machen, daß durch die Bearbeitung eben sowohl der schlechteste Schnitt theilweise verbessert, wie der beste völlig verdorben werden kann. Die Kunst des Zuschneidens ist in der Thal kaum die Hälfte dessen, was der Zuschneider verstehen muß, und in der Thal noch wichtiger ist das Zurichten und Bearbeiten, aber auch in der That noch schwieriger. VI. Kapitel. Von dem Schnitte der Pantalons. Manche Schneider halten den Zuschnitt von Pan talons für die schwierigste aller Aufgaben. Sie ist es auch in der That für alle Schneider, welche lediglich nach Schlendrian und Routine arbeiten, aber sehr ein fach wird sie Allen erscheinen, die unsere Methode be folge». Man bemerke vor Allem, daß man bei'm Zuschneiden von Pantalons, mit Ausnahme der Stel lung der Füße, wegen der Richtung der Stege, sich um gar keine Fehler bekümmert, während bei'm Zu schneiden von Leibtheilen die geringste Unvollkommen heit einen Aufenthalt verursacht. Zu unserer Zeichnung von Pantalo»s bedarf man unerläßlich vor Allem eines Lineals von mindestens 110 Centimcter Länge. Mit diesem Werkzeuge ver sehen, folgen wir der Fig. 14 unserer Bilderrafel. Zuerst legen wir, ganz dem gewöhnlichen Gebrauch entgegen, die Nummer unseres Lineals am Uutertheile der Hose an und ziehen aufwärts eine gerade Linie von 110 Centimcter, auf der wir die Punkte 0, 45, 84, 110 bemerken. Dem Punkte 0 und 110 gegenüber ziehen wir mit dem Winkelmaß einen rechten Winkel von 22 Cen- timeteru und schließen dann das Viereck durch eine Parallellinie. An dem Punkte 45 zieht man eine quer durch das Viereck lausende Linie; an dem Punkte 84 eine Linie von 33 Centimctern, und dann von diesem Punkte 33 nach unten eine letzte Linie, welche die Spalte liefert. Es ist nöthig, daß wir bei dieser Figur einige Zeit verweilen und sie vollkommen verstehen lernen, damit uns das Geheimniß vom Zuschnitt und vom Aplomb der Pantalons bald begreiflich werde. In der That giebt diese einfache Zeichnung Anlaß zu sehr wich tigen Betrachtungen. Wir können dieses Wort wich tig hier mit bestem Gewissen aussprcchen; denn, har sich aus einer Seite die Unmöglichkeit erwiesen, für die größern Stücke eine unfehlbare Methode zu erfin den, so kann ich auf der andern Seite dafür bürgen, daß man durch Befolgung meiner Methode mit eini ger Sorgfalt und einer tüchtigen Maßnahme nicht nur 1, sondern 10, ja 100 Pantalons zuschnciden wird, ohne zu irgend einer Nachbesserung genöthigt zu seyn. Man erkennt daran zwei Hauptlinien, Nämlich die der äußern oder Seitenuaht, welche man die äußere Linie nennt, und die Linie, welche vom Untertheile der Spalte ablaufcnd, eigentlich eine Fortsetzung der Latz naht bildet. Wohlan, und einmal für immer sey es als allgemeine Regel gesagt: diese beiden Linien ver leihen den Pantalons das ganze Aplomb unter der Bedingung, daß der Steg von der Naht zwischen den Beinen nach der Vorderhose hin, oder im Gegenthetle von der Seitenuaht nach der Hinterhöfe angebracht werde. Auf diese Weise wird sich der ganze Zug der Hose m einer geraden Linie bilden, und sitzt sie schlecht, so kann der Fehler nur noch in der Spalte oder im Vvrtreten des Bauches beruhen. Zur Zeichnung der Spalte bedarf es weiter nichts, als der Ziehung einer kleinen Linie von 5 Centimeter, in dem Winkel, welchen sie bildet und alSdann der Ziehung der krummen Linie, indem man die ganze Zeichnung hübsch rund hält. Hierauf rundet man die Seite nach der Hüfte hin etwas ab, höhlt am Knie, jedoch nur an der Seite etwas aus, zeichnet dann die Hinterhose, wie die Vorderhose, indem man an der Spalte etwas zugicbt und den Hintcrflcck über die