Volltext Seite (XML)
Die Auckerproduction in Trinidad. Von War Der deutsche Landwirth und der westindische Pflanzer berühren sich seit Jahr zehnten auf demselben Grund und Boden, auf dem Gebiete des Zuckers. Nach dem fast vernichtenden Schlage der Negcrcmancipation, die, so gerecht sie auch nach allge mein menschlichen Grundsätzen war, wie jede andere große sociale Bewegung, eine Reihe von schweren Leiden und wirklichen Ungerechtigkeiten init sich brachte, hat der Pflanzer sich endlich zur geregelten Thätigkcit wieder aufgeschwungcn. Die große Arbeiterfrage der Colonien findet in der Einführung von Coolis ihre Lösung; seine fruchtbaren Felder schmücken sich wieder mit dem glänzenden wogenden Grün des Rohres; in seinen Häfen drängen sich die Schiffe, welche ihr Erzeugniß nach den europäischen Märkten führen. Aber die stolze Sicherheit, kaum wiedergekehrt, fängt an ihn zu verlassen. Die verachtete und verhaßte Rübe begegnet ihm auf jedem Zeitungsblatt, in jedem commerciellen Bericht, auf Schritt und Tritt. Die Sache ist ihm kaum begreiflich; aber er beginnt zu ahnen, daß etwas faul ist im Staate, und ein Suchen nach Neuem, ein reges Drängen nach Verbesserung und Fortschritt, so völlig gegen die Natur des selbstgenügenden Creolen, macht sich durch die ganze Reihe der westindischen Inseln fühlbar. Die Folgen können nicht ausbleiben. Unter diesen Umständen dürfte es von einigem Interesse sein, eine kurze Schil derung der Rohrzuckcrindustrie in diesen Distrikten mit authentischen Zahlen und Resultaten belegt zu sehen, und Trinidad, das ich im Anfang des laufenden Jahres näher kennen zu lernen Gelegenheit hatte, ist so gut, und vielleicht besser, als manche andere der Inseln des Archipels, geeignet, ein allgemeines Bild des gegenwärtigen Standes der Sache zu bieten. Die Insel, die größte und südlichste der kleinen Antillen, ist unter dem zehnten Breitegrad an der Küste von Venezuela gelegen, welche über dem Golf von Parin am Horizonte sichtbar ist. Sie hat eine rechteckige, fast quadratische Grundform, deren nördliche Seite von einer Gebirgskette gneisigen Gesteins gebildet ist, während zwei mit derselben parallele Hiigelreihen, die eine durch die Mitte, die andere dem südliche» Gestade entlang, die Insel von Westen nach Osten durchziehen. Ihr Ge- sammtflächeninhalt beträgt circa 1574 Quadratmeilen (— 1 122 880 Acres), von denen jedoch nur 41 6Z9 Acres unter Zuckercultur stehen. Ein großer Theil des Der Cultur-Ingenieur. Bd. III. i