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89 9» den ganzen Betrag am Bunde einzuhalten, sondern nur H desselben, das Uebrige kann man vorn, oben an der Kreuznaht, ab stechen, damit die vordere Kante, da wo sich die Kuopfbatterie befindet, ein We nig rund oder oval wird. Demnach wurde man, wenn z. B. die Hüstcnweite um -L Centimctcr zu groß ist, die Vorderhose am Bunde 1^ Centimeter ein halten und ^ Centimeter vorn bei v ab stechen. Wir haben dies durch die Zeichnung Aiq SB sehr deutlich gemacht. Die kleine punktirte Linie vorn bei v ist der erwähnte Abstich; der Hüftenabstich da gegen bleibt ganz derselbe wie für das proportio- nirte Verhältniß, nämlich 3 Centimeter, wie auch die Zeichnung Fig. 12 deutlich besagt. Mit der obcnbeschriebcnen Bauart sind häufig auch »och andere Eigenheiten des Wuchses verbun den, welche neben den erwähnten Abänderungen am Schnitte gleichzeitig ihre Berücksichtigung finden müs sen. Zuweilen ist mit dem stark bervorgcpreßten Leibe ein eingezogenes Kreuz und flaches Gesäß, zuweilen aber auch ein, besonders mehr nach unten sehr starkes Gesäß verbunden. Ebenso finden sich sowohl runde als flache Schenkel damit ver einigt. Wir kommen auf diese verschiedenen Eigen heiten des Wuchses späterhin ausführlicher zu spre chen, wo auch über die erforderlichen Abänderun gen am Schnitte das Weitere erörtert werden soll, um hier nicht von der ordnungsmäßigen Reihenfolge der verschiedenen Körperconiormationen abzu- weichen. — Die zweite Categorie der unregelmäßigen Bau arten tritt uns nach dem bisher Gesagten folgerecht von selbst entgegen, nämlich die effectiv „zu stark hervorstehendcn Hüften," wo also die gegen die Bundwcite verhältnißmäßig zu große Hüftenweite nicht bloß von dem stärker hervortretendeu Leibe, sondern davon herrührt, daß der Hüftknochen des Mannes bedeutend stärker ist, als bei'm regelmäßig gewachsenen Manne. Diese zu stark hervorstehenden Hüften haben ebenfalls ihren Grund in dem frühzeitigen Tra gen enger Kleidungsstücke, wodurch die Taille einge preßt, der Hüftknochen aber herausgedrückt wird. Bei vielen Personen mag diese Eigenthümlichkeit wohl auch schon in der Bildung der festen Theile des Körpers ihren Grund haben. Nach den von uns angestcllten Beobachtungen an unendlich vielen Personen, für welche wir zuzuschneiden hatten, glauben wir behaup ten zu können, daß bei jungen Personen die von Natur starke Hüftknochen hatten, durch längeres Tragen knappsitzender Kleider nach und nach diejenige Conformation entstand, die wir mit dem Ausdrucke „wirklich starkhervorstehende Hüften" bezeichnen. Da gegen zeigt sich bei solchen Personen, deren Hüften von Natur flach waren, durch daö Tragen enger Kleider bloß diejenige Bauart, die wir bereits oben unter der ersten Categorie ausführlich besprochen haben, nämlich „ein herausgepreßter, etwas ovaler Leib." Der eben angeführte Unterschied ist um so mehr zu beachten, da die für beide Fälle nöthige Abände rung am Schnitte eine sehr verschiedene sein muß. Für die unter der ersten Categorie genannte Bauart haben wir die verkommenden Abänderungen hinrei chend besprochen; es bleibt uns also hier zu erörtern, wie und auf welche Art das Beinkleid für die wirk lich starkhervorstehenden Hüften passend ge macht werden kann und muß. — In den meisten Fällen geht man von dem Grundsätze aus: „wo starke Hüsten vorhanden find, mnß an der Vorderhose ein größerer Hüftenabstich gemacht werden." Allein wollte man in allen Fällen an diesem Princip feft- halten, so würde man sehr oft fehlgehen. In solchen Fällen nämlich, wo die halbe Hüftenweite eines Man nes bis zu SO Centimeter größer ist, als die Bund weite *), mithin 4 zu groß, muß man von der ange führten Regel insofern abgehen, als man den Hüften abstich nicht ganz so viel größer macht, als das Maß besagt, sondern höchstens js dieses Betrags. Dies ist um so wesentlicher in jenen nicht allzuseltenen Fällen, wo die Hüftenweite in der Hälfte um IR bis SB Centimeter größer ist, als die Bundwcite. Im letz tem Falle würde man nach der gewöhnlichen Regel den ungeheuer großen Hüftenabstich von 6 Centimeter bekommen, was selbst die stärksten Hüftknochen nicht auszufüllen vermöchten; denn wenn die Hüftenwelte gegen die Bundwcite so ungewöhnlich abweicht, dann hat dies seinen Grund nicht in den starken Hüf ten allein, sondern es haben sich gewöhnlich die in unserer ersten und zweiten Categorie enthaltenen Bauarten vereinigt; der Mann hat nämlich einen ovalen, etwas hervvrgetretenen Leib und starkhervorstehende Hüften zugleich. Dieser Umstand muß denn auch gauz natürlich am Schnitte seine besondere Berücksichtigung finden. Man darf nämlich, um bei dem oben angenommenen Beispiel einer um SB Centimeter größern Hüftenweite zu bleiben — den Hüftenabstich nie über 4^ Centimeter groß mache». Da aber eigentlich 6 Centimeter hinweg wollen, so sticht man einen halben vorn an der Kreuznaht ab, und den nun noch übrigen Betrag von 1 Centimeter hält man oben amBundc ein, wie wir es schon weiter oben in der ersten Categorie aus führlicher besprochen. Durch dies Verfahren wird wie derum der so leicht eintretende Uebelstand einer nach oben zu stark abgestochenen Seitennaht eines Bein- *) Es sei hier ausdrücklich bemerkt, daß wir unter Bund- weite und Hüflcnweite stets nur „die Hälfte" dieser Maße ver standen wissen wollen. D- Red.