Volltext Seite (XML)
57) — 30. Septbr.) 311 Deutsche Gewerbezeituno. Baron 'Andrein in Mettelstätten bei Augsburg in Baiern einen Vorgang gefunden. Zum Bersuchssclde vienr dem Baron eine, ungefähr 67 preußische Morgen enthaltende ebene, sanft geneigte Fläche, vie von einem etwa 10 bis -16 Fuß höher liegenden klei nen Teich beherrscht wird, dessen Wasser eine Knochenmühle treibt und jetzt auch die Rührer und Pumpen behufs der mechanischen Begüllung der Felder in Gang setzt. Die Verrheilungsröhren habe» in ihrer Gesammtheii eine Länge von 5000 rheinl. Fuß und bestehen aus 10 Zoll dicke» Tanncnholzstämmen, deren Boh rung bei den Hauplröhren und bei den Nebenröhren 1 ^ Zoll beträgt. Die Röhrenreihen sinv L00 Fuß von einander entfernt, doch könnte diese Entfernung nach Maßgabe der Druck kraft, welche die Flüssigkeit 30 Fuß weit von der Mündung her auswirst, recht gut verdoppelt werden. Die mit Guttapertscha überzogenen Hanffchlänche, vie inan an die Standrohre an schraubt, können zu einer Länge von mehr als 200 Fuß dadurch gebracht werden, baß man nach und »ach neue Schlauchenven an die vorhergehenden antchraubl. Ein solcher Schlauch bat 56 Millimeter Weile und ist genügend, um die Flüssigkeit 250 Fuß weit im Umkreise jedes Standrohrcs zu verbreiten. Die Pumpe gibt ohngefähr IIP Liter in der Minute Flüssigkeit aus. Zum Begießen find im letzten Sommer mehr als 758,LOO Liter Flüssigkeit in Anwendung gekommen, die 300,000 Liter Kuh-, Pferde- und Schweineharn enthielten. Zwei Behälter von un gefähr 227,000 Liter Naumgchalt dienen zur Bereitung und Gährung des flüssigen Düngers, der aus Harn und Wasser mit Kuhkoth, Asche, Knochenmehl, Gips re. besteht. Jene Behälter stehen einerseits auch mit den Harngruben verschiedener Ställe, andererseits mit der Pumpe in Verbindung. Der Bau der zwei mit Cemenr belegten Behälter kostete ungefähr 250 Thlr. Die Kosten der Einrichtung und der Her stellung des Druckwerks beliefen sich aus 380 Thlr. Die Anfer tigung und das Legen der Röhre», mit Inbegriff des Ankaufs von 255 Fuß Schläuchen, kostete 100 Thlr., wodurch also ein Gesammtaufwand von 2123 Thlr. entstand, der auf de» preuß. Morgen ungefähr 25 Thlr. auswarf. Hierbei ist aber zu be merken, daß dieser Anschlag die Kosten der ersten Einrichtung mit in sich begreift, die sich nicht mehr erneuern werden, und daß vie Fortführung der mechanischen Begüllung auf weitere Fel der wohl auf die Hälfte vermindert werten wird, da es sich dann nur um die Anfertigung und das Legen neuer Holzröhren han delt, die übrigens Weiler auseinander gebracht werden können. Die Anlage der mechanischen Begüllung und Bewässerung in Metlelstätten ist noch zu neu, um das Ergebniß in Zahlen darstellen zu können, schon aber macht sich die kräftige Wirkung auf Klee, 'Runkelrüben und Graswuchs sehr bemerkbar. Ferner hin weroen die Versuche auf Halmsrucht und andere Pflanzen ausgedehnt werden. Die .Bedeutung dev mechanischen Be güllung. Von W. Protz. Die „mechanische Begüllung" besteht, wie wir bereits in früheren Artikeln unserer Zeitung erwähnten, in dem Fortrei ben von flüssigem Dünger (Gülle) in 3 Fuß lief längs den Gränzen der Felder hingelegten Röhren, welche mit einem Be hälter auf dem Gute in Verbindung stehen, in dem die Berei tung der Gülle stattfindet, und von wo auS diese mit Hülfe von Druckpumpen unter Anwendung von Wasser- oder Dampfkrast in die Röhren und aus Standröhren mit langen Schläuchen auf's Land gespritzt wird. Da die Erfindung dieses mechanischen Begüllungsversahrens theils Herrn Kennedy, theils Herrn Kurrable, Lanbwirkhen, vie es zuerst im Großen in Anwendung brachten und wegen ihrer bedeutenden Erfolge in England viele Nachahmer fanden, zuge- schrieben worden ist, so möchte die Mitthcilnng der ursprünglichen Entstehung dieses Bovenbefruchiungssystems als schuldige Gerech tigkeit zu betrachten sein. Der Graf v. Gasparin gibt sie in einem Anhänge feiner trefflichen Schrift, lttunoches <lo l'ugronumls. Er war früher lelbst in Unsicherheit über den eigentlichen Er finder und wendete sich deshalb an den Sekretair des Gesund heilsbüros, Herrn Chadwick in London, von dem er unter den 16. Dezbr. 1853 folgenden Brief erhielt. „Hinsichtlich der Frage über die Erfindung des neuen Be- güllungssystems, nach welchem entweder einfaches Wasser, oder flüisiger Dünger vermittelst Rvhreuleitnngen irr Form von Oiegen oder in Strahlen auf die Felder vertheilt wird, muß ich mein 'Recht als Erfinder, zugleich auch im Interesse anderer Leute in Anspruch nehmen. Meine Forschungen über diese landwirth- schaftliche Frage standen mit der Verbesserung der gcsundheils- polizeilichen Verhältnisse der städtischen Bevölkerungen in Bezie hung. Seit 1839 bis zum heutigen Tage verfolgte ich mit ernster Beachtung alle auf diesen Gegenstand bezüglichen Fragen. Ich sammelte alle in- und ausländische Nachweisungen und veröffent lichte meine eigenen Arbeiten, ohne meine persönlichen Ansprüche in den Vordergrund zu stellen. „Oft stellen die Ingenieurs Erfindungen als ihre eigenen dar, ohne deren Ursprung anzugeben. Es war vielleicht Nach lässigkeit von mir, baß ich die Frucht meiner eigenen Beobach tungen mir Stillschweigen überging. Dennoch kann ich versichern, daß die Gesammtheii der Folgerungen von Nr. 1 bis Nr. 6, Seile 50 in den Urschriften der Untersuchungen des Büros über Verwendung des Sladtdüngers zu landwirthschaftlichen Zwecken und ebenso auch die von Nr. 6 bis Nr. 10, Seite 60 und 61 meine Schöpfungen sind. Ich glaube nicht, daß irgend eine andere Schrift vorher über diesen Gegenstand erschienen ist und daß keine wirkliche Thatsache stattgefunden har, die einige Aehn- lichkeit mit dem in Rede stehenden neuen Düngungssystcm haben könnte, das in der "Urschrift über die Anwendung des Stadt düngers zu landwirthschaftlichen Erzeugnissen g-nau dargestellt ist. Ich hatte den Berus ernstlich und anhaltend über die Mittel zur Verbesserung der Gesundheitszustände unserer Städte nach zudenken, fand, daß sie nur dann vollkommen und wohlfeil ge reinigt werden können, wenn alle thierischen Stoffe unaufhörlich in Wasserauflösung forkgeschafft werden und daß dieses verun reinigte Wasser nicht ohne Nachthcil in die natürlichen Waffer- flüsse geleitet werden kann. Ich erkannte überdies die Wichtigkeit, dieses dungreiche Wasser zu benutzen, wußte, daß es in Edinburg und Mailand zur Wiesenbewäfserung dient, befürchtete aber, daß es schädliche Ausdünstungen verursachen könne. Nun suchte ich ein anderes Mittel zur Verwendung dieser städtischen Gülle und glaubte sie zuerst auf eine Weise fortsühren zu wollen, die ich unterirdische Bewässerung nennen würde. Sie be besteht darin, das Düngwaffer vermittelst thönerner Röhren so umlaufen zu lassen, daß die untere Schicht deS Bodens, aus welcher die Pflanzen ihre Nahrung schöpfen, fruchtbar gemacht wird. Ich glaube »och, daß diese Methode mit Erfolg ange wendet werden kann, aber ich hatte keine Gelegenheit, ihre An wendung oft genug zu sehen, um im Stande zu sein, über die praktischen Versuche genügende Mittheilungen zu geben. Zu gleicher Zeit hatte ich die Methode erdacht, dieses Wasser durch ein Druckwerk vermittelst deS Dampfes oder jeder anderen Kraft in langen Röhren mit biegsamem Ende zu vertheilen. Die große Wohlfeilheit des Quellwassers, von dem man eine Menge, die, herbeigetragen, mehre Franks kosten würde, für 10 blS 15 Centimes auf die höchsten Punkte liefert, brachte mich auf den Gedanke», dieselbe Methode zur Fortschaffung des Düng wassers und zu dessen Vertheilung auf Felder und Wiesen anzn- wende». Schon halte ich beobachtet, daß das Wasser, waS un seren Städten zugeführt wird, eben so viel Schlamin als die zu einer einzigen Düngung bestimmte Gülle enthält. Während des Sommers 18L2 (Seite 12 meines Berichts) beredete ich den Sohn eines bedeutenden Fabrikanten, Henry Thimpson in Cliterhoe, den ersten Versuch damit zu machen. Sie werden den Bericht über diesen Versuch im Anhang der Urschrift, Seite 1L9 finden. Der vr. Lyon Playfair war gerade zum Besuch bei Thimpson und wurde ein Zeuge dieses ersten Versuchs der Röhren- und Spritzendüngung. Ich selbst habe andere Versuche veranstaltet, die L2*