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^Abheilung I. der Gewerks- und Handelspolitik, - »E-» GewcrbsoerWitg, Gewerbswirthschast, Gewerbsstatistik und Kunst. Inhalt. Die Wohnungsnot!, der kleinen Leute i» großen Städten. Von V. A. Huber. — SkaatSwirtkschaftliche Svsteme. — Das Patentrecht der Erfinder. Von Mason. — Die Umwandlungen unseres ErdkörperS. Von Brongniart, Mitglied der Akademie der Wissenschaften. — Fischdünger. — V.ehfutter und Dünger. — Salvötat über eine Fabrik von Jrdcnwaaren in Boideanr. — Für den Snezkanal. — Gewerblhätigkcit in Elberfeld und Umgegend. — Die Verhältnisse des Lagerhofs in Leipzig. Briesl. Mittheil. Eröffnung der höheren Webeschule in Chemnitz. — Ausficht für Industrieausstellungen. Englische Ansicht. Die Wohnungsnot- -er kleinen Leute in großen Städten*). Von V. A. Huber. Die Wohnung des Menschen und die damit zusammen hängende» anderweitigen lokalen Momente und Bedingungen des äußern Lebens haben im Guten wie im Schlimmen einen ganz überwiegenden, entscheidenden Einfluß auf die ganze Lebenshal tung, aus das leibliche, sittliche und intellektuelle Wohl oder Wehe der Familien wie der Einzelnen. Dies liegt in der Na tur aller der Dinge, welche hier in Betracht kommen. Wenn wir mit diesen nur einigermaßen bekannt sind, so überzeugen wir uns leicht, daß es gar nicht anders sein kann. Nehmen wir einen Vergleichspunkt aus dem Naturleben der Thiere, so ent spricht die Wohnung im gewissen Sinne der Umhüllung dcS Leibes, sei cs Haut oder Schaale, in der nur dann ein gedeihliches Le ben möglich ist, wenn sie dem Bedürsniß, dem Maaß, der Glie derung des Leibes vollkommen entspricht. Ja, man könnte sagen, die Wohnung ist der Leib der Familie, wie der Leib des Ein zelnen die Wohnung seiner Seele. Die volle Dignität der Wohnung aber stellt sich am anschaulichsten Lar im Gebiet göttlicher Dinge, in den Voraussetzungen christlichen Lebens, wonach der Leib des Menschen ein Temvel des heiligen Geistes, jeder Christ ein Priester Gottes, ein Mitglied des allgemeinen Priestcrvolks ist. Dann aber wird jeder, der nicht ganz außerhalb jener Voraussetzungen steht, es verstehen und zustimmcn wenn wir — namentlich in Beziehung aus das Familienleben und den Beruf des Familienvaters — sagen: Die Wohnung jedes Menschen, vom Pallast bis zur Hütte, ist ein Tempel Gottes — oder sollte und könnte es doch sein! — Nach alle dem sollte man allerdings glauben, daß so evidente Wahrheiten, wenigstens in ihrer trivia ler», praktischen Seite, ganz allgemein bekannt und anerkannt ') Ich gebe hier den wesenilichcn Inhalt zweier Vorträge, welche am 29. Febr. unv 6. März i» Berlin (im Evang. Verein) und in Leipzig iin der Polptechn.,Gesellschaft) gehalten worden, mit solchen Abänderungen, Ausführungen und Zusätze» wie die Sache bei der Veröffentlichung durch den Druck forderte und zuließ. Wernigerode, Mai !8l>7. V. A. Huber. sein müßten — zumal in den Kreisen, welche überhaupt aus eine gewisse höhere oder wohl gar auf eine specifisch christ liche Bildung Anspruch machen, die vor Allem doch eine gewisse Orientirung hinsichtlich der wichtigsten Momente der gesellschaft lichen Zustände voraussetzt die uns umgeben. Wie man sie aber auch erklären mag — es ist Thatsache, daß jene ganze unendlich wichtige Seite unserer Kulturzustände seit Menschen altern — um nicht weiter zurück zu gehen — und bis auf die sen Augenblick von der unendlichen Mehrzahl der Gebildeten auch der gebildetsten, reichsten und mächtigsten Völker wenig oder gar nicht irgend ernstlich beachtet wird — am wenigsten aus dem Gebiete, wo es doch gerade am meisten Noth thäte und mit dem wir es hier und fortan ausschließlich zu thu» haben. ES sind Lies die untern Schichten der bürgerlichen Gesell schaft, die sogenannten arbeitenden Klassen, die kleinen und kleinsten Leute, wie wir sie fortan nennen und womit wir nament lich andeuten wollen, daß wir cs mit der eigentlichen Armuth, dem Pauperismus*) nicht zu thu» haben, obgleich die An wendung auch nach dieser Seite sich in vielen und wesentlichen Punkten von selbst versteht. Die Ursachen weshalb gerade diese im Guten und Schlimmen besonders abhängig von der Wohnung sind, liegen aus der Hand und zwar hauptsächlich darin, daß sic weniger im Stande sind die Nachtheile und Mängel, die schäd lichen Einflüsse derselben durch mancherlei unschädliche Corrective zu mildern, oder ihnen auszuweicheu, oder sie selbst zu beseitigen, oder zu verhindern. Die unendliche Mehrzahl der kleinen Leute ') Ohne weitere Erörterung, weiche hür viel z» weil iuhrcn würde, müssen wir doch auch hier geizen die falsche VoranSsetznng und Ansicht protestiren, als wenn die Abhülfe der WobnungSnotl, der eigentlichen Armen, d. h. Derer die ihre Miethe nicht selber zahlen können, die dringenlste oder einzige Aufgabe wäre. In dieser wie in so vielen andern Beziehungen, ja überhaupt in der Behandlung der sozialen Krankheit, gilt es die rechten Heilmittel auf die noch leidlich gesunden, d. h. noch nicht aller vio oslurso meckiostrix entbehrenden Theile anzuwenden. Li>