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lmheilm, i. dn - Gkmrbs- und Handelspolitik, Gewerbsverfassung, Gewerbswirthschast md Statistik. Inhalt. Industrielle Zustände Sachsens. I. Fortschritte in der sächsischen Baumwollspinnerei. — Billiges Beleuchtungsgas. (Ein Wink für Viele.) — Die Korkfabrikazion im Königreich Sachsen. — Die Schasracen und die Wolle» Englands. (Nach John Wilson, Professor der Landwirthschaft an der Universität in Edinburgh.) Von W. Protz. — Urbarmachung wüstliegender Grundstücke. — Die Mühlsteine auf der Pariser Ausstellung 1833. Von A Pommier. Mit Bemerkungen von Albert Jüngst in Dresden. — Patent-Streitfälle. (In Auszügen.) — Briefliche Mit! Heilungen. Zur Weinveredlungsfrage. — Der Schlachivichhandel in London. Bon Professor I)r. Hartstein. — Wärmröhren an Stubenöfen. Von I)r. Ludwig Gall in Trier. Industrielle Zustände Sachsens. I. Fortschrittr in der sächsischen Anumwollspinncrei Es ist bekannt, daß Sachse» die Wiege der deutschen Baum wollspinnerei ist. Tie Gebrüder Bernhard in Harlhau bei Chemnitz machten in den ersten Jahren dieses Jahrhunderts den Anfang damit, wie weitläuftiger in dem von Wieck herausgegebenen Buche „Industrielle Zustände Sachsens^ (18t0) erzählt wird. Sie bauten Mulemaschinen. — Ihne» unmittelbar schloß sich das Haus Wöhler u. Lange in Chemnitz an, von dein Droffel- maschinen gebaut wurden. Whitfield war hier der Techniker, dort EvanS. Des Ersteren Name lebt noch in der Spinnerei von Kolditz, des Letzteren in der von Geyer fort. Die Firmen der Unternehmer des Geschäfts, denen kein Segen daraus erwuchs, sind gegenwärtig in der Spinnerei nicht mehr vorhanden. Die sächsische Regierung hat der Einführung der Baumwollspinnerei nach Möglichkeit Vorschub geleistet. Sowol Bernhard als Wöhler erhielten Vorschüsse bis zu 13,000 Thaler zu 2 Prozent ver zinslich. Nachdem die Zeit der ersten Einrichtung und deren großer Aufwand glücklich zurückgclegt und verschmerzt war, lief aber auch zugleich die Zeit des vom Staate verliehenen Privi legiums ab und den beiren Bahnbrechern folgten bald eine Anzahl Gleisfahrer, ausgerüstet mit den Erfahrungen der ersteren, aber klüger und glücklicher als diese, weil sie folgten. Die bedeutenden Gewinne der ersten Jahre ermunterten die neuen Unternehmer nicht gerade zu Verbesserungen und Fortschritten. Auch fehlte cs in den Jünglingsjahren der sächsischen Spinnerei an tüchtigen Maschinenbauern. Zimmerleute und Zeugarbeiler nahmen sich der neuen Kunst an und warfen sich in die Spinnmaschinenbauerei. So Jrmischer und Haubold, denen das Geschäft viel zu danken hat, wenn sie auch nicht weiter gingen und gehen konnten, als die Fachentwicklung damals zulicß. Mit den Befreiungskriegen wurde auch, wie ei» Freihändler sich ausdrücken würde, die deutsche Weberei von dem Drucke der deutschen Spinnerei befreit. Der Schützen wurde gezogen und die englischen Garne bewässerten das Feld des Absatzes. Man war nicht blind für die Unvollkommen- heilen bcr sächsischen Garne, aber dennoch blieben diese im Besitz mancher errungenen Stellung, und mit Hülfe der altbekannten sächsischen Anstelligkeit, Gewandtheit und Anspruchslosigkeit gelang cs, ohne geraec übertriebene Anstrengungen auf dem Gebiete der Maschinenverbefferung zu machen, bessere Garne und wohlfeilere Preise zu erzielen, und sich der englischen Konkurrenz zu erwehren, die bis zum Jahre 183t so zu sagen durch keinen Zoll aus geschlossen war, der nach dieser Zeit bekanntlich 2 Thaler pro Zentner (jetzt 3 Thlr.) betrug. Vor 183t und noch etwas später waren Führer ves Fortschritts die Gebrüder Krause, die Haubolds, Kühne, Georg Bodemer, E. F. Heymann, E. I. Clauß. Während aber diesen Wenige folgten, fehlte eS nicht an Solchen, denen die hie und da bekannt gewordenen Gewinne starken Anreiz gaben, sich Maschinen bauen zu lassen, oder selbst zu bauen, auf denen man recht leidliches und billiges Garn zu spinnen ver mag, wenn alles gehörig zu Rathe gezogen wird. Man be diente sich beim Bau der Maschinen der Beihülfe praktisch 1