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Jeden Monat erscheint cm ganzer Bogen Ten mir einem illuininirten Modeblatt, so wie ein doppelt bedruckter gro ßer Royalbogen mit Zu schneide-Murtern oder Patronen — Alle Buch handlungen und -Post ämter nehmen Bestel lungen darauf an. Herren Kleidermacher und Modefreunde. Dreizehnter Jahrgang. Juni 1848. ÄKeimar, bei Bernhard Friedrich Voigt. — Verantwortlicher Redacteur: Heinrich Klemm jun. in Leipzig. Wenn irgend ein Zeitpunkt geeignet sein könnte, den Gang der Mode zu hemmen, so wäre es gewiß der jetzige. Die großen Ereignisse unserer Tage, die Störungen im Handel und in de» Gewerben, welche nothwcndig daraus entspringen mußten, so wie die Vorbereitungen zur Wiederherstellung der gesellschaftlichen Verhält nisse aus neuen Grundfesten: dies Alles nimmt die Gemüther dermaßen in Anspruch, daß man zweifeln möchte, ob sich Jemand um die Veränderungen der Mode wesentlich kümmere. Und doch! — Die Mode lst unsterblich! Denn wenn sie sich auch auf einen Au genblick aus den Prachtsälen der Großen entfernt, oder den Schauplatz politischer Bewegungen flieht, so kehrt sie doch bald als Schmetterling in um so schönerer Gestalt aus ihrer Hülle zurück. — Oder sind etwa während der politischen Umwälzungen die Kleider ent behrlich? Gewiß nie; und so kann es auch die ewig junge Göttin nicht zugeben, daß irgend eine Tracht sich «»schleiche, ohne von ihr wenigstens neu ver jüngt zu sein. Wenn nun vollends unsere deutsche constltuirende Nationalversammlung in Frankfurt durch neue kräftige Verordungen die Gcmüther beruhigt und durch alle ihr zu Gebote stehenden Mittel den Han del und Credit befestigt haben wird, dann wird auch der Reiche bald wieder seinen Lurus entfalten, und dadurch, daß er dem Arbeiter mittel- oder unmittel- Dcr Elegante. XlU. bar Beschäftigung giebt, selbst zur Aufrechthal- tnng der bestehenden Ordnung beitragen. Aber auch die Mode wird um so fleißiger am öffentlichen Wohle bauen helfen. Daß sic schon jetzt keineswegs müssig geht, dies sehen wir an unserem heutigen Modebildc, an der erfreulichen Auswahl, die sie uns dargebo ten hat. Wir beginnen zunächst mit der Politik, indem wir unser» ficundlichen Lesern durch die Figur Bild S- ein Costüm darstellen, welches gewiß für Jeden von Interesse sein muß. Es ist die neue deutsche Bürgergarden-Uniform, wie wir sie compo- nirt und bereits mit Vergnügen.gesehen haben, daß sie schon in mehreren Städten Deutschlands in Auf nahme kommt, nachdem wir in voriger Nummer dieses Blattes den vollständigen Schnitt nebst der Angabe aller Einzelnhcitcn geliefert hatten. Die heutige voll ständige Abbildung wird den verehrt. Abonnenten nun um so willkommener sein, da sie keinen Zweifel übrig läßt, daß dieses Costüm alle Vorzüge des guten Aus sehens und der Zweckmäßigkeit in sich vereinigt, ohne irgend kostspielig zu sein. Denn alle Dekorationen bestehen nur aus einerBorte mit den deutschen Freiheitsfarben Schwarz, Gold und Roth; auch fügen wir hinzu, daß man den Kragen auch bloß an der Kante mit der gewöhnlichen schmalen Borte