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13 14 falt und Sicherheit bei'm Mastnchmcn durch aus noihweudig ist; denn die Grundstellung des Schnittes mag noch so schön sein, so must sie dock mit der jedesmaligen Bauart und cigenthümlicken Haltung des zu bekleidenden Körpers in Ueckereinstimmung gedruckt, folglich praktisch construirt werden. Tics ist je doch nur dann möglich, wenn man die Bortbeile kennt, den Wuchs durch geeignete Mastanlagen am Körper selbst zu ermitteln und dessen Maste auf die Eon- structiou des Schnittes gehörig zu verwenden. — Diesen wichtigsten Theil des Fackes theoretisch zu leh ren und praktisck durch Zcicknungcn zu erläutern, ist uun/der Zweck unserer Abhandlungen, die wir unäusgesetzt in diesem Blatte forcführen werden, und m'r sind überzeugt, durch die lcichtfaßlichcDarstcllungs- weise und sorgfältige Ausarbeitung, welche wir dieser unserer Anthropomctric oder Körperm cssu ngsl e h r e vorzugsweise widmen, uns das Wohlwollen der ver ehelichen Gcschäftsgenosscn zu erwerben. Tenn jeder denkende Meister, dessen Wunsck ist, mit dem Zcit- geistc fvrtzusch reiten, wird hierin des Neuen und Nützlichen aus dem Gebiete praktischer Erfahrungen so Manches finden, was ihn in den Stand setzt, alle Sckwicrigkciten leichter zu überwinden und seinem Ge schäfte mit um so besserer Routine vorzustehcn. Unter den mannichfachen Abweichungen des männ lichen Wuchses treffen wir ohnstreitig am öftersten ans eine Haltung des Körpers, welche in mehr oder min der hohem Grade vor - oder zurückgebogon ist. Bedenkt man nun, wie schwierig und oft ganz unmöglich es ist, durch blostcö Augenmaß genau zu ermitteln, wie viel die Vor- oder Zurückueigung des Körpers beträgt, und wie wichtig cs doch ist, Hiervon genaue Kenutnist zu haben, weil jeder Grad der Abweichung eine Ver schiedenheit des Schnittes nöthig macht, — so wird man es uirs Dank wisse», wenn wir hier ein untrügliches Mittel angeben, wodurch sich die Haltung des Kör pers mit Sicherheit bcurtbeilen läßt. So einfach dieses Mittel an sich selbst ist, so wird man doch bald de» praktischen Werth desselben aner kennen. Man betrachte zuerst die 3 männlichenGe- stalten AiH. 'ZK, VH und T.» auf der heutigen Patronentafel. Fig. 23 ist von ganz wohlgestaltetem Wüchse, d. h. weder vor - noch zurückgebogen, sondern ganz gerade. Fig. 24 ist zwar schön gewachsen, je doch zu sehr aufrecht gestreckt, was wir zurückge- bvgcrr nennen. Fig. 25 ist hiervon ganz das Gc- gcmhcil, nämlich vovgebogen. Ucbrigens sind alte drei von ganz gleicher Größe und Stärke. - Ein Zu schneider von »och nicht hinlänglicher Erfahrung würde fick hier jedenfalls nur um die Größe und Stärke bekümmern, wenigstens beiden ersten beiden, und so nach einen und denselben Schnitt anwenden. Wir müssen sogar hinzusctzcn, daß selbst ältere Meister leicht diesen Fehler begehen, indem sic sich zu fest auf ihre einmal angenommene Zuschneidcmethode verlasse» und die ver- schievencn Bauarten vcS Körpers gleich anfangs nicht gründlich stndirr haben, weil cs zcithcr an wirklich gründlichen und auf Sachkenntnis; gestützten derartigen Schriften fehlte "). Wenn man tue oben beschriebenen drei Körperge- staltungcn gegen einander vergleich!, und namentlich die Entfernungen von .4 nach I! und von 6 bis v ge nauer betrachtet, so sinder man einen gewaltigen Un terschied, und wird leicht begreifen, wie verschieden für diese drei Männer die ganze Stellung der Schnitte aus- fallen muß, wenn jeder passend bekleidet werden soll.- , .W ist, die Entfernung von (' nach U bevenrend kleiner, als bci Jenem. — Ter MannFi^. TT hält zwischen bei den die Mitte und ist sonach ganz wohlgestaltet. Tie anatomische Zeichnung Mg. Ätt zeigt den bedeutenden Unterschied jener drei Körperhaltungen noch genauer. Hier babe ich diese drei Männer so abge- bilder, alo ständen sie neben einander und man erblickte sie dann von der Seite. Hätten nun alle drei eine gleiche Körperhaltung, so würde man nur den vor dersten seben, von den beiden dahinderstehcnden aber gar nichts. So aber ragt einer hinter dem andern vor. Durch die Darstellung der Schnitlformen, welche an dieser Figur angebracht sind, erkennt man zugleich den Unterschied, welcher sowohl in dem Maße der Bü sten höhe, als in der Ackselstellung des Schnittes stattfinvec. Letzteres ist durch die kleine Zeichnung Fig- TZ noch deutlicher gemacht. — Ta nun die vor- und zurückgebogcne Haltung des Körpers in l> verschiedenen Graden vorkommt, indem sic jedesmal um 1 Cent, differirt, nämlich 3 Eent. vor- und 3 zurückgebogen, so wäre es allerdings nicht wohl möglich, durch bloßes Augenmaß sogleich zu crrathen, welcher Grad von Abweichung eben stattfin det, wenigstens fehlte dabei immer die positive Sicher heit, welche hierbei so unentbehrlich ist. — Dies führt uns nun zu der Frage: Wodurch ist cs möglich, genau zu ermitteln, in welchem Grade der Wuchs eines Mannes vor- oder zurückgebogen ist? — Das einfachste und natürlichste Mittel hierzu liegt in der geschickten Anwendung jener drei Maße, welche auf den Fiftg TT bis TL angegeben und durch Zahlen l, 2'und 3 bezeichnet sind, hauptsächlich aber in den beiden ersten, nämlich der Nuckenbüsto und vorderen BüsLenhöhe. Das erste dieser beiden Maste geht vom Halswirbelknochcn über das Schulter- ") Unser ^vollständiges Lehrbuch der anatomisch- geometrische» Körperbercchnung." tOBg. gr. 8. Leip zig, bei W. Schrey, ist bis jetzt das einzige gründliche Werk die ser Art. Es enthält ausicr der Zufchnirllchrc aller Arten der neuesten Herrenklcider auch eine umfassende Darstellung von mehr als et) unregelmäßigen Bauarten und Eigenheiten des Körpers, nebst den Stellungen sämmtlicher Schnitte für dieselben. Zur Erläuterung sind über ltiO Zeichnungen beigcfügt.