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12 Deutsche Gewerbczeitung. s 1. Januar — (18 Man bezweifelt nicht den Einfluß ber Leichtigkeit auf kauf männische Geschäfte. Da haben wir eine Modehanvlung. Ange nommen daß Dieselbe aus was immer für einer Ursache nur eine gewisse Zahl Verkäufe machen kann. Der Inhaber der Hand lung wird genöthigr sein auf jeden Verkauf einen gewissen Nutzen z» schlagen. Angenommen nun daß er viele Verkäufe machen kan», so vermag er auch den berechnenden Nutzen auf reden ein zelnen Verkauf zu vermindern. Wenn nun wegen Ueberfluß an universeller Waare Jedermann die Mittel in Händen hat, seine Wünsche je nach seinen Hülfsmitteln zu befriedigen, wird da der Kaufmann nicht im Stande sein mehr Verkäufe abzuschließen? Was man erreichen, das Ziel, welches man sich setzen muß, ist ein leichter, schneller und bedeutender Geldumlauf. Wenn Jeder viel kauft, wirb auch Jeder viel besitzen. Da wo nur wenig Käufe gemacht werden, gibt es weder Reichthum noch Wohlstand. Man trachte nun einmal mit einer kleinen Summe Geldes einen bedeutenden Umsatz zu bewerkstelligen, ist dies möglich? Es ist hinreichend sich in eine andere Lebenslage zu denken, um dieselbe Wahrheit bestätigt zu finden. Wie viele Personen gibt es, die am 1. Januar Geld genug besitzen um alle ihre Ausgaben bis Ende Dezember bestreiten zu können? Gewiß nur sehr wenige, vielleicht nicht mehr als eine unter Tausend. Be merken wir noch, daß dieser Eine vielleicht ein schlechter Wirth ist. Noch mehr, wie viele besitzen am ersten Tage des Jahres wol Geld genug um acht Tage leben zu können? Allenfalls die Landwirthe und die, welche einen festen Gehalt beziehen. Nur die Bewegung des Geldes und dessen Umlauf können den Kon trakten, die im Jahre geschlossen werden, zu Hülfe kommen. Aber indem man die Masse Geldes unter Viele vertheilt, vermehrt, vervielfältigt man auch die Bedürfnisse und Geschäftsabschlüsse. Die Waareumenge und der Begehr nach ihr werden um so mehr zunehmen als die universelle Waare Umschwung erhält. Wenn man die jährliche Summe der Produkte des Acker baues und der Gewerbe und die daseiende Summe des baaren Geldes erfahren konnte, so würde man auch die statthabende Zirkulazion bcuriheilen könne». Und ebenso, wenn zwei dieser Elemente gekannt wären, würde man das dritte zu bestimmen im Stande sein. Endlich, wer wüßte cs nicht, daß man da, wo das Geld selten ist, nicht viel arbeitet, und daß man nur da viel arbeitet, wo Geld im Ueberfluß vorhanden ist? Je mehr das Geld in den Händen der Bevölkerungen ver theilt ist, je höher steigen die Wünsche und Bedürfnisse der Be völkerungen, denn man wünscht die Annehmlichkeiten nach Maaß- gabe der Möglichkeit sich dieselben verschaffen zu können. Je mehr sich die Bedürfnisse der Bevölkerungen steigern, je mehr Einkäufe werden gemacht, desto höher steigt der Verkauf. Je mehr Ein käufe und Verbrauch zunehmen, desto einträglicher wird es Ver käufer zu sein und je mehr sich die Verkäufer häufen, desto mehr trachtet man die jährliche Erzeugung, welche den wahren Reich- thuni eines Volks bildet, sich zu vergrößern. Was man erreichen muß, und zwar auf indirektem Wege, denn Gewalt würde hier nicht zum Ziele führen, ist, daß das Geld nie ruhig liege» bleibe, damit es durch seinen schnellen Umlauf die Zahl der Geschäftsabschlüsse mehre. Aber wenn mit einer Vermehrung des Geldes auch eine Vermehrung der Erzeugnisse znsammenfällt, so darf man doch auch die Störungen nicht außer Acht lassen, welche durch eine schnelle Veränderung in der Menge und dem Werthe der Mün zen herbeigesührt werden kann. Keine Veränderung in dem Werthe des Geldes kann statt- finden ohne die Geldverhältnisse, wodurch alle Geschäfte und Uebereinkünfte beeinflußt werden, verhältnißmäßig zu beirren. Der Einfluß, welchen ein solcher Wechsel ausübt, hängt großen Theils von der ihm ausgeprägten Richtung ab. Die Epochen, in welchen die Masse des Geldes und die Preise der Lebensmittel steigen, werden stets durch einen außer ordentlichen Grad der Thäligkeit und Erfindung unter den der Industrie angehörigen Klassen bezeichnet. Es ist leicht zu sagen warum dem so sei. Die Veränderungen in dem Werthe des Geldes wirken augenblicklich auf die Steuern, auf die Renten, die Jahrgehalte und auf andere stehende Geldzahlungen ein. So wie der Geldwert!) sinkt, so fallen auch alle die auf der vrodu- zirenden Klaffe lastenden Auflagen in demselben Verhältniß an Werth. Die vom Staat Besoldeten, alle Inhaber von jährlichen Renten, die Gutsbesitzer während der Dauer des Pachles, die öffentliche Aenuer bekleidenden Personen, Leute, welche von einer Hypothek Zinsen beziehen, alle erleiden eine» Verlust nach Ver hältniß der Geldentwerthung, indem ihre Einnahmen in Geld dieselben bleibe», während die Preise aller anderen Waaren ge stiegen oder im Steigen begriffen sind. Aber der Pachter, der an den Gutsbesitzer nur denselben Pachtschilling bezahlt, gleiche Abgaben an die Regierung entrichtet, verkauft seine Erzeugnisse zu einem höher» Preis nach Verhältniß der Werlhabnahme des Geldes. Ebenso die Kaufleute, Fabrikanten und Kleinhändler; während sie sich Alles, was sie verkaufen, theurer bezahlen lasse», zahlen sie dieselben Abgaben für ihre Waaren, denselben Hafen- und Brückenzoll, dieselbe Mieihe für ihre Gewölbe, denselben Zins für die aufgenomnienen Kapitale. Der Gewinn dieser Leute vergrößert sich demnach um die ganze Verminderung der festen Unkosten, denen sie unterworfen sind, welche durch das Fallen des Geldes entsteht, nach welchem jene Gewinne geschätzt und be zahlt wurden. Diejenigen, welche Vorschüsse gemacht oder Geld verliehen haben, erhalten weniger zurück als sie gaben. Mit anderen Worten, die Verhältnisse der Landwirthe, der Fabrikanten, der Verkäufer und Arbeiter aller Art verbessern sich auf Kosten der Gutsbesitzer, der Gläubiger, der einen bestimmten Posten be kleidenden Personen re., deren Einkommen augenblicklich und manch mal auf immer in eben den, Verhältniß gesunken ist als der Werth des in Umlauf stehenden Geldes abgenommen hat. Betrachtet man nun die große Menge Individuen, wie Gläu biger, vom Staat besoldete, von einer Geldrente lebende Perso nen, solche, welche sich aus den Geschäften zurückzogen und von ihren Nachfolgern eine bestimmte Jahreszahlung erhallen, so ist es einleuchtend, daß der Gesammrverlust, den diese Leute durch eine Werthvermindcrung des Gelbes zu tragen haben, von Be deutung sein muß. Aber nicht weniger einleuchtend ist es, daß Das, was die Einen verlieren, von den Andern gewonnen wird' nämlich von Denen, welche in aktiver Bedeutung in industrielle Unternehmungen verwickelt sind und von denen man mit Recht annimmt, daß ihr Wohl mit dem öffentlichen Wohl eines Staa tes identisch ist. Euier Wertherniedrigung des in Umlauf befindlichen Geldes muß demnach, indem sie die Last der Abgaben und aller anderen Unkosten, welche die mit dem Ackerbau, der Industrie und dem Handel beschäftigten Personen treffen, vermindert, auch nach Ver hältniß die Gewinne derselben vergrößern. — Dies hat Hume auch sehr gut begriffe», denn er drückt sich folgendermaßen über diesen Punkt aus: „Man muß gestehen, daß die Industrie, seil der Entdeckung der Schätze Amerikas bei allen Völkern Europas, mit Ausnahme der Bergwerksbesitzenden, in der neuen Well zugenommen hat; und wenngleich das neue Quantum von Gold und Silber, wel ches sich über Europa verbreitete, nicht die einzige Ursache dieser Jndustriezunahme ist, so hat man doch allen Grund zu glaube», daß es viel dazu beigerragen hat. Man kann in der That eine bemerkbare Veränderung in allen Staaten wahrnchmen, wo ge prägte Münzen gewöhnlicher zu werden anfangen. Arbeit und Industrie gewinnen an Lebhaftigkeit, der Kaufmann wird unter nehmender, der Fabrikant fleißiger und geschickter, selbst der Bauer führt seinen Pflug mit mehr Aufmerksamkeit und weni ger Laßheit?' Wir entnehmen demselben Autor noch folgende Bemerkungen: „Wiewol die Erhöhung des Werthes aller Waaren die norhwendige Folge der Erhöhung des Gold- und Silberwerthes ist, so tritt die Wertherhöhung der Lebensmittel und Waaren doch nicht plötzlich ein; sie schreitet im Gegentheil nur langsam vorwärts und wird erst fühlbar, nachdem eine ziemlich bedeutende Zeit verstrichen ist, um den neuen Münzen Zeit zu lassen, in allen Theilen des Staates zu zirkuliren und sich unter alle Klas sen des Volkes zu vertheilen. Wenn bei einer Nazion ein neues