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Deutsche Gewerbezeitung. 53) — 15. Febr.) Der blau blühende Lein gibt eine feinere, weichere und seidenartigere Faser; er erzeugt die langen Stengel, deren Ernte oft soviel werih ist als das Feld, welches sie hervorbrachte. Der weißblühende Lein gibt eine gröbere, weniger geschätzte und wohlfeilere Faser, aber mehr Körner und er gedeiht auf einem Boden, aus welchem der andere nicht svrlkommen würde. Dem Lanvwirrhe muß es überlassen bleiben zu beurtheilen, welcher Gattung er den Vorzug geben soll. Nach dem Absatz, den er erzielen kann, muß der Landmann säen um eine feinere Faser und weniger Körner oder mebr Kör ner und eine gröbere Faser z» ernten. Dieser Umstand und vornehmlich auch die Beschaffenheit des Landes müssen seine Wahl zwischen dem blau- und weißblühenden Lein bestimmen. Man weiß seil lange, daß man einen guten Samen nur durch vollkommene Reife erlangen kann; der Lein liefert uns hierzu einen neuen Beleg: da man ihn in Frankreich säet, um die Faser davon zu erhallen, und da diese um soviel schöner ist je enger die Hälmchen aneinander liegen, da, um dieselbe weich und seidig zu haben, man die Pflanze vor ihrem Reifwerden ernten muß, so geht daraus hervor, daß die Leinkörner schnell verderben, und daß man oft die Einsaat erneuern muß. Aus Riga bezieht man die beste Leinsaat; sie ist in Frank reich unter dem Namen grsins cks tonns bekannt und viel thcu- rcr als die cinheimische. Die, welche sich jenes Samens be dienen, säen ibn etwas schütterer als gewöhnlich, um den Sten geln den nvlhigen Raum zu ihrer Entwickelung zu lassen; man erntet dann eine große Quantität Körner, deren Preis, viel höher als der gewöhnliche, den Erzeuger für die geringere Qua lität Faser, welche er erhält, genugsam entschädigt. M:t dem Samen, gruins ck'aprss toirus, ksvselsr, ßruins lls ross genannt, erzeugt man jenen langstengligen Lei» , welcher unter den geschicktesten Händen der flanderischen Spinnerin jenen lheuren und begehrten Faden liefert, der zur Fabrikazion der Spitzen erfordert wird. Der Bau des langstengligen Leins ist wenig ausgebreitei; er erfordert ganz besondeie Kenntnisse und Sorgfalt, und ver ursacht ziemlich bedeutende Unkosten. Auch ralhen wir Niemand sich eher mit der Erzeugung dieses Produktes abzugeben, als bis man ganz mit der Kultur deS Landes ve traut ist. Die Quantität des zu verwendenden Samens richtet sich nach der Eigenschaft des Bodens und nach der Gattung, Die man bauen will. Wünscht man eine weiche, feine Faser, wo demnach die Hälmchen dicht bei einander stehen müssen, so wendet man 250, oft 275 und manchmal sogar 300 Liter (auf die Hektare?) an; von Araino cks tonns verwendet man etwas weniger; ebenso ist es mir der weißblühenden Gattung, die immer ausgiebiger als die blaublühende ist. Alte Rigaer Leinsaat ist blaublühend; sie verdirbt ziemlich ichnell und der Samen muß alle zwei, längstens drei Jahre er neuert werde». Nicht so verhält es sich mit dem weißblühendcn Lein; man hat nicht nöthig den Samen zu wechseln und kann den verwenden, den man geerntet hat; es ist hinreichend ihn den nöthigen Grad der Reife erreichen zu lassen, damit er seine ganze zum Wachsthum treibende Kraft erhalte. Man hak bemerkt, daß man gewöhnlich unter dem weiß blühenden Lein kleinen blauen findet, und umgekehrt. Aussaat und Gätc». Was den blaublühenden Lein beiriffr, so ist der beste Same der von Riga und der, welcher unmittelbar daraus entspringt; Las Korn muß voll, glänzend und glatt in der Hand sei». Da es nicht möglich ist ihn von dem zu unterscheiden, der nur zum Oelpressen taugt, so muß man ibn aus Treu und Glauben von bekannten Händlern kaufen; unglücklicherweise ist man oft dem Betrüge ausgesetzt. In Hinsicht auf den weißblühenden Lein ist die Wahl leich ter; es ist hinreichend, daß das Korn alle Zeichen einer hinrei chenden Reise an sich trage, daß es vornehmlich keinen Geruch habe, was einen Mangel an Sorgfalt beweisen würde, und seine zum Wachsrhum treibende Kraft schwächt. Der Lein wird im Wurfe gesäet und zwar vom Monat März angefangcn bis im Monat Mai, je nachdem die Felder vermöge ihrer natürlichen Beschaffenheit oder der Temperatur vorher bearbeitet und aufgelockert werden können, denn sic müsse:! vor dem Einsäen gut und sein bearbeitet sein. Die Aussaaten, welche in der Regel die besten Ernten ge ben, sind die von der letzten Hälfte des März. Früher gesäet leider die Pflanze von der Kälte; im Monat Mai, wenn das Wetter lau und regnerisch ist, schießt der Stengel zu schnell auf und legt sich oft um; ist das Weiter dagegen zu trocken, so febll der Pflanze die zur Erzeugung eines guten Produktes nothwen- dige Feuchtigkeit. Der langstenglige Lein, rer es mehr wie die anderen Gat tungen nöthig hat weitläufig zu stehen, wird auch zweimal ge säet, und der Säemann kreuzt dann die Wege; mit Nutze» könnte diese Methode aus alle Leingatiungen angewendel werden, welche man, »m eine schöne Faser zu erhalten, dicht säet. Der Aussaat muß eine leichte Egge mit kleinen Zähnen folgen, um die Saat zu bedecken; wenn es das Wetter erlaubt, walzt man augenblicklich über, oder man wartet, bis daß die Erde genugsam ausgetrocknet ist, damit sie der Regen nicht aus häufe und eine Kruste bilde, wodurch die junge Pflanze bchin dert sein würde aus der Erde zu sprießen oder wenigstens ihre gute Entwickelung beeinträchtigt werden konnte. Das Gären ist eine der wichtigsten Arbeiten, wenn eine gute Leinernte erzielt werden soll; es muß gut ausgeführt und zur richtigen Zeit vorgenommen werden. Man muß dazu schrei ten, wenn die Pflanze 5—6 Zentimeter Höhe erreicht hat. Zu dieser Arbeit verwendet man Weiber und Kinder, welche alle mögliche Vorsicht anwenden müssen die Pflanzen zu schonen. Gewöhnlich wird diese Arbeit bei windigem Wetter vorgenommen, damit der Wind die Hälmchen nach dem Abireten der Arbeiter wieder aushebe; sie gehen aus den Knieen oder den bloßen Füßen vorwärts, damit sich die Erde nicht balle, was geschehen würde, wenn sie Holz- oder andere Schuhe anhätlen. Die Arbeit des Gärens muß schnell vorgenvmmen werden, denn manchmal ist eine Verzögerung von l oder 2 Tagen hin reichend um eine große Verschiedenheit in der Ernte hcrvor- zubringen. Wenn nach dem ersten Gäten die Erde abermals mit Un kraut überwächst, so muß wieder gegätet werden, indem man die Pflanze möglichst schont, die um so mehr leiden würde, da sie eine bedeutendere Höhe erreichte. Was wird der Einfluß -es Goldes von Kalifornien und Australien fein. (Aus dem Französischen). Dies ist eine Frage von nicht geringer Wichtigkeit. Die Entdeckung der Gold- und Silberminen Amerikas hat seit drei Jahrhunderten auf den Reichthum der Völker einen viel größer» Einfluß ausgcübt als irgend eine politische Revoluzion. Nehmen wir einen Augenblick an, daß unsere Münzen aus Eisen oder aus Kupfer beständen, könnicn und würden wir dann soviele Handelsunternehmungen machen als wir es mit Thaleru und Louisd'oren lhun? Das wäre unmöglich. Ebensogut wäre es Waaren gegen Waaren auszutauschen, und in Naturstoffen zu lrokiren. Mit der Gold- und Silbermünze und namentlich mit der Goldmünze, dieser universellen Waare, ist es nicht mehr so: nicht nur daß Jedermann weiß, was er besitzt, was er erlangen kann, sondern er kann auch seine Unternehmungen berechnen ohne so zu sagen irgend eine Verwickelung mit Personen, mir Entfernungen noch mir rer Zeit befürchten zu müssen. Demnach ist die Ver mehrung des Geldes, der universellen Waare, immer ein Bonheil. In der That, je geringer die Summe des baaren Geldes ist, je schwieriger sind die Umtausche; aber je großer die Summe des baaren Geldes, je leichter wird auch nolhwendigerweise der Tausch. Dies braucht nicht erst erläutert zu werden. Nun fragt es sich, sind es denn Schwierigkeiten, wodurch man die Zahl und die Vortheile der Umtausche vergrößern kann? 2 *