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52 heißesten Kampf des Tages; er selbst schlug sich kaum drei Stunden. Die vereinigte Flvtte verlor fünfzehn Schiffe; zehn erbeutete Herr von Tourville, fünf ver brannten. Frankreich verlor kein einziges, aber cs trauerte um den Verlust von vierhundert Todten und führte fünfhundert Verwundete mit sich. — Und auf diesem ruhmbedeckten Schlachtfelde, mein Herr Skep tiker, befinden wir uns jetzt." „Und zwar nicht zum Besten, unter uns gesagt; denn der Wind wird stärker und wir sind noch sehr weit von der Insel." „Ja, aber ziemlich nahe am Dampfboot," cntgcg- netc ich, den Blick nach der Gegend von Portsmouth richtend. Wirklich kam ein Dampfboot im vollen Fluge hin ter uns her und mußte uns in Kurzem erreichen. „Du wirst sehen, wie ich auf dasselbe losstcurc. Sage unserem Schiffer, daß er den Kapitain desPak- ketbootcs zuruft, daß wir uns an Bord begeben wollen." Bentam wies den Schiffer an und bezahlte ihn. Dieser betrachtete uns mit erstaunten Blicken, nahm sein Geld, sing an zu lachen und machte mit seinem Hute dem Dampfschiffe, das sich jetzt ganz in unserer Nähe befand, ein Zeichen. Dieses beschleunigte seinen Lauf. Ich nahm meine Vorsichtsmaßregeln; aber ich weiß nicht, wie cs geschah, ohne den Matrosen wäre ich ertrunken. Ec hielt mich noch zu rechter Zeit zu rück und ich wurde nur bis an den Gürtel eingetaucht. Bentam war bereits am Bord des Dampfbootes, als ich noch mit der Welle kämpfte, die aus dem Kiel wasser des letztem in unser Fahrzeug schlug. Wahr scheinlich hatte mich die Aufregung blind gemacht. Ich gelangte endlich doch auf das Verdeck des Schiffes, auf welchem ich Gelächter, Schreien und ge wisse bezügliche Beiwörter vernahm, die ich hier nicht anführen kann. Meine erste Sorge, als ich mich an Bord befand^ war, mich in das Loch beim Heizap parat der Maschine zu begeben, in der Hoffnung, ab- zulrockncn. Dies ging indeß nicht so leicht; zuerst war der Pluto zu gewinnen, welcher gravitätisch auf seine Kohlenschausel gestützt, mir in einer Sprache, die ich, seltsam genug, verstand, zurief: „Hier darf Niemand her, ist nicht erlaubt." Ich nahm einige Schillinge aus meiner Tasche, und als ich ihm gegen acht Stück gegeben, öffnete er mir die Pforte des Ofens. Ich eilte, davon Gebrauch zu machen, denn das Wasser lief immer noch in Strömen an mir herab. Bald war ich wieder einigermaßen menschlich und ging auf das Verdeck. Ich blickte um mich, doch wie groß war mein Erstaunen, als ich die Insel Wight, von der wir mindestens schon eine Meile entfernt, immer mehr verschwinden sah. „Wohin steuern wir?" Ich lief zu Bentam, den ich Mühe hatte, mitten unter den Kisten und Ballen zu finden, welche auf dem Verdeck umhcrlagen. Endlich fand ich ihn unter einem Dutzend Mantclsäckcn, neben drei bis vier flu chenden und anscheinend kranken Matrosen, ebenfalls ausgestreckt. Die Seekrankheit hatte den armen Bentam befal len; ich halte gut rufen, er konnte nicht antworten. Was nun thun? Wie sich verständlich machen? Ich rüttelte Bentam beim Arm, Bentam war unzn- rechnungsfähig; ich schrie auf die Matrosen ein, sie verstanden mich nicht. Mein Blick, der in der Irre umhcrschweiftc, siel zufällig auf den Deckel eines gro ße'' Koffers, und ich las die Worte: „Herrn Robert- s. n in Malta." „Malta!" rief ich erschreckt, „Malta! was heißt das? Wie führt das Dampfboot der Insel Wight nach Malta adrcssirtcs Gepäck? Bentam, Bentam, mein Freund, hier waltet ein schrecklicher Irrlhum! Steh' auf, betrachte diesen nach Malta adrcssirten Koffer und jene ebenfalls nach Malta adressirten Waa- renballen! Hörst Du, nach Malta!" Dieser Schrei der Verzweiflung erweckte meinen unglücklichen Freund, den die Todtcnblässe ein crschrek- kendcs Ansehen gab. „Was gibt es, Georg," fragte er mit schwacher Stimme. Sind wir bald bei Deiner verwünschter Insel Wight angckommen?" „Ganz recht, die Insel Wight, von ihr handelt e sich eben. Gott mag mir vergeben, ich glaube, daß man uns absichtlich betrogen, und das Unglück ist, daß wir in vollem Lauf nicht aussteigen können." Du kannst Dich den verwünschten Insulanern verständlich machen, suche Dich über unsere Lage aufzuklären." Bei diesen Worten richtete ich Bentam auf und führte ihn am Arme zu einem langen, hagern Mann, dessen Kinn in einer hohen und breiten Eravate ver steckt war. Er schien eine gewisse Autorität an Bord zu genießen, denn er sprach viel und laut und man gehorchte ihm pünktlich. „Können Sie mir sagen, mein Herr, wohin die Fahrt geht?" kam mit Mühe über Bcntam's Lippen. Der große Mann zuckte die Achseln, lachte plötzlich