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muthiges Frauenbild schwebte herbei. Hoch und schlank ihre Gestalt, blond und golden ihr Haar, sanft und blau ihr Auge, Lilien auf den Wangen, von denen Schmerz und Angst die blühenden Rosen verscheucht hatten. „Was gebeut mein König?" erzitterte sie, an den Stufen des Thrones gebeugt. — „Kennst Du Jenen?" herrschte der König, dem es weh that, dieser holdseligen Kummergestalt hart scheinen zu müssen, — „sieh ihn an, ist er Dein Bräutigam?" — „Ach!" seufzte sie, „wohl der Wahl meiner Sippschaft nach, nicht nach meines Herzens Wahl. Eine arme Waise, ward ich an jenen Mann verhandelt. Sein Gewissen mag ihm sagen, warum ich ihn nicht lieben konnte. Da floh ich unter der milden Königin Schutz, sie nahm mich Arme gütig auf. Sie kennt mein Leiden, sie und Gott. Laß mich sterben, König! doch nie die Gattin dieses Mannes werden." Der König, tief ge hrt, sprach zu dem fremden Ritter: „Wie ist Dein tame?" — „Wilibald von Lundenburg." — Nun, Lundenburg, hast Du gehört — und forderst e noch zurück?" — „Ich fordere sie!" — „Auch >cnn ihr Herz fremd dem Deinen ist! — Mensch, ast Du kein Herz im Busen?" — „König, das Herz ruß schweigen, wenn die Gerechtigkeit rust." — Der (önig entsetzte sich, der ganze Kreis war entrüstet — ils die holde Klagende leise und erröthend sprach: .Herr, ich liebe einen Andern, ich kann nie die Seine vcrden!" Da fuhr der Ritter grimmig heraus: „Wer st es, der meine Braut sich zu lieben erfrecht?" — ,Jch bin es!" rief ein junger, ungarischer Held mit stolzem Selbstgefühle aus, und trat aus dem Kreise drohend hervor; „hier steh' ich, Dir zur Rede und Antwort!" — „Du unbärtigcr Knabe!" schnaubte der Wilde ihn an, „das sollst Du bitter bereuen!" — Da fuhren die ungarischen Edeln schnell zum Schwerte, um den unzeitigcn Prahler zu züchtigen; denn cs war der Liebling Aller, dem es galt, einer der tapfersten, wenn auch jüngsten Kämpen, aus dem edelsten Blute entsprossen, And» ras genannt. Der König gebot Stille und sprach: „Ehret den Gast, auch wenn sein Benehmen Euch nicht ehrenwert!) wäre! — Sage, jun ger Held! wie hast Du das Herz der Jungfrau ge wonnen?" — „Wir haben uns gefunden," sprach Jener, „am Hofe der Herrin, als sie noch Baiern's Fürstentochter war, und Du mich hin mit Deinen Edlen sandtest, um die königliche Braut zu werben; wir haben uns gefunden, das ist Alles und ist genug! Nicht können Einklang zwischen diesem weichen Herzen und jenem blutigen Manne sein, der des Landes Gei ßel ist, der vieler Frauen Unschuld zerstört und selbst der Tugend dieses Engclbildcs mrchgcstrebt." „Das lügst Du in Deiner Seele," brauste Jener, „und sollst es mir mit dem Blute bezahlen; ich for- dre Dich zum Kampfe auf Leben und Tod!" — „Ich bin bereit!" sprach der Jüngling; „erlaube, o Herr! daß das Gottcsurtheil zwischen mir und ihm ent scheide!" — „Es sei," sagte der König, „Gott richte zwischen Euch!" — Elsbelh wankte zitternd nach ihrem Kämmerlein und durchwachte die lange Nacht in Thränen und Ge bete. Der milden Königin Zuspruch beschwor den Sturm in ihrer Seele. Früh Morgens war sie getröstet und harrte mit Vertrauen auf des Ewigen Schutz. Er ist ja der Hort der Frommen und am nächsten zur Hülse, wo die Noth am Größten ist. Der wilde Lundenbur- ger in durchschwelgter Nacht, durch glühenden Wein zu glühender Wuth gestachelt, harrte seiner bereits auf schwarzem Streitroß in den Schranken. — Der König auf seinem Thronsitze erschien, die Kampfrichter nah men ihre Plätze, die Kreiswärtel theilten Wind und Sonne, der Sarg ward hereingebracht, ein heftiger Schauder rüttelte des Lundenburger's Glieder. — Un ter Grabesstille ward das Zeichen gegeben. Die Käm pfer stießen zusammen, zurück, hielten sich mühsam im Bügel. Sic stießen noch einmal auf einan der und es zersplitterten die Lanzen wie Binsen ihrer ehernen Brust. Da sprangen sie von den Ros sen, zu den Schwertern greifend. — Da (die alten Chroniken haben es ausgezeichnet und es steht seit jenem Tage in seinem Wappenschild) haute Andöras auf einen einzigen, ricsenstarken Hieb, des Lundenburger's Haupt sammt der gewappneten Rechten herab. Des Verruchten schwarzes Blut rieselte in den Sand. Das jauchzende Volk trug den Sieger auf den Händen vor des Königs goldnen Stuhl. — Der sprach: „Das war ein Gottesurtheil, mein Sohn!" — Als das Jubelgeschrci in der Königsburg erscholl, kam die hohe Königssrau herbei, das Engelsbild an ihrer Seite, und führte cs dem Geliebten zu. Der König und seine Herrin segneten den vom Himmel gesegne ten Bund. Andnras, von nun an der Starke ge nannt, vom König und Volke hochgeehrt, ward nach Gyula's Falle zum Slatihaltcr Siebenbürgens er nannt, zeugte drei edle, dem Vater gleiche Sühne, deren zwei kämpfend für ihren König und ihr Vater-