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233 ^ Der, an den diese Vorwürfe gerichtet waren, sing ^ zu lachen an. „Du kannst also die Gelehrten nicht leiden, mein braver Lefebvre?" „Meiner Treu, nein! Ich mache mir wenig aus diesen Lesern alter Bücher, die zu nichts gut sind und besser bezahlt werden, als ein Marschall von Frank reich" . . . „Der zu etwas gut ist, nicht wahr? Hat er nicht wenigstens mein Frühstück bezahlt?" unterbrach ihn der, welcher den Marschall am Arme hielt, und zwickte ihn lächelnd in das Ohr. „Sei nicht ungerecht, mein Freund; diese drcihunderttauscnd Francs sind bestimmt für Berthollet." „Berthollet?" crwicderte der Marschall. „Ber- thollet? den kenn' ich nicht." „Bei Gott, der Scherz scheint mir etwas stark! ! Du hast nie von Berthollet sprechen gehört?" „Ich kenne beim Namen Alle, die unter meinen ! Befehlen dienen, von meinem Generaladjutanten bis zur geringsten Marketenderin. Der Nest gehl mich nichts an." „Nun wohlan, werde nicht böse. Du sollst Ber- thollet'S Bekanntschaft machen." „Sehr verbunden, ich wäre eben so gern gegangen, mit meinem Freunde, dem Schneider Molin, zu früh stücken." „Ach, jetzt erkläre ich mir Deine böse Laune gegen die Gelehrten, cs handelt sich um ein verfehltes Früh stück. Warte, Du Leckermaul! Du sollst mir Buße thun, bis zu Ende. Statt dc-s Eotelcttendufts bei Deinem Schneider, sollst Du die minder lockenden Ge rüche von Ehlor und Wasserstvffgas cinathmcn. — Vorwärts im Sturmschritt, Marsch! Ich will Dich ! Berthollet kennen lehren. Berthollet ist ein Tapferer und war übrigens im egyplischcn Feldzüge mit; keine ' Gefahr konnte ihn bewegen, seine wissenschaftlichen i Nachsuchungcn aufzugeben. Als er eines Tages in i einer Barke den Nil aufwärts fuhr, und die Mame- i'. luckcn einen Haufen von Kugeln ihm nachschossen, H sahen seine Gefährten, wie er sich die Rocktasche mit 8 Steinen füllte. — Was haben Sic vor? fragten sie in. — Schneller unterzusinkcn, sprach er, damit jene Lchuste nicht die Freude haben, einen Franzosen ge- sngcn zu nehmen." „Hm!" crwicderte der Marschall, „das ist nicht 1 vcl." Der Herzog von Danzig und sein Kamerad wa ren in Areueil angekommen und traten, ohne sich anmclden zu lassen, in die Werkstatt des Chemikers. Man urthcile über das Erstaunen des Letztem, als er Napoleon ihn also besuchen sah. „Warum sicht man sie nicht mehr in den Tuilc- rien, Herr?" „Sire," sagte er, „ich mußte mir ein großes La boratorium bauen lassen und der Kostenüberschlag war größer, als ich voraus gerechnet hatte; ich war ge zwungen, meine häuslichen Ausgaben zu beschränken, auch Pferde und Wagen abzuschaffcn, und deswegen kann ich nicht an den Hof kommen." „Ein schöner Grund! wissen Sie nicht, daß ich immer noch hunderttausend Thalcr aufbringcn kann, um einem meiner Freunde zu dienen?" unterbrach ihn Napoleon, und legte auf den Tisch die Anweisung, die er so eben dem Marschall gezeigt hatte. „Haben Sie mir nicht genug Dienste geleistet, da mit ich es Ihnen möglich mache, Mch in den Tuile- ricn zu besuchen? Die Chemie verdankt Ihnen unge heure Fortschritte; Sie haben die Industriewelt gelehrt, Leinwand mit Ehlor zu bleichen; und zum Lohne für dies Alles sind Sie nichts als Mitglied der Acadcmic der Wissenschaften und Senator von Montpellier. — Ich ernenne Sic zum Dircctor meiner Tapeten-Manu- faktur in Paris; die Stelle ist seit gestern unbesetzt und Niemand verdient mehr, sie einzunehmcn, als Sic, Monsieur. Jetzt muß man Ihren Geist ein wenig be schäftigen, um zu einer Entdeckung zu gelangen, die ich für höchst wichtig halte. Es handelt sich nämlich darum, ein Mittel ausfindig zu machen, damit das Trinkwafscr, welches die Seeleute auf weite Reisen milnchmen, nicht verderbe und dadurch eine Art von Gift für diese armen, guten Leute werde." Berthollet dachte einige Minuten nach. „Sire," sagte er, „verschiedene Versuche haben mir die Neigung des Wasserstoffs gezeigt, sich mit der Kohle zu verbinden, so wie die Eigenschaft des letzte ren Körpers, den Wasserstoff in sich zu behalten. Diesem Phänomen zu Folge bliebe das Wasser, wenn es in Berührung mit der Kohle crhqltcn wird, immer unverdorben... Um daher das süße Wasser wäh rend langer Seereisen zu erhalten, genügt cs, das In nere der Wasscrtonnen ausbrcnnen zu lassen. Ich bürge für die Unfehlbarkeit dieses Mittels." „Marschall! ist mein Geld gut angewendet?" fragte der Kaiser den Herzog von Danzig. „Sehen Sie,