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141 Krone zu retten, fühle ich nicht genug Kruft in mir, um das Ungcwitter abzuwendcn, das über Frankreich hercinbrcchcn will. Uebrigens habe ich es Spanien zugefchworcn, alle meine bcsondcrn Interessen dem Frie den zu opfern. Ich sehe, daß Frankreich ihn nölhig hat, und an dem Tage, wo Ihre Majestät sich Wei zern, ihm den Frieden zu geben, werde ich mich zu- ückziehcn." „Grausamer, können Sie mich fo verlassen," rief er König, „und giebt es kein andres Mittel, dem Reiche Frieden zu schaffen, als indem Sie mir das )erz nehmen? Muß ich mehr als mein Leben den Lünschcn dieses Volkes opfern, dessen Unbeständigkeit )ic kennen, das mich eines Tages vielleicht verfluchen ird, dafür, daß ich ihm in diesem Augenblicke gehorcht? > seien Sie milder, helfen Sic mir seine Klagen 'schwichkigen, willigen Sic in meinem Namen in llcs ein, was Spanien verlangt, um den Vertrag zu itcrzcichncn, bieten Sie noch mehr, um den Aufschub erlangen, den ich begehre. Diese Heirath kann noch ifgcschobcn werden. O wenn die Politik sic verlangt, achcn Sie mir sie nicht verhaßt, durch ein so barba- chcs Opfer. Ich gestehe Ihnen, Marie allein hat viel Gewalt über mich, mir eine Resignation an- hmbar zu machen. Berauben Sie mich nicht Ihrer ithschläge: Sie ist meine Kraft, mein Geist, mein )cn; wenn Sie von ihr mich trennen, so nehmen e mir den Muth und den Willen, der Pflicht zu orchen." „Es ist also ihre Pflicht, Sie zu retten, Sire, n ich bürge für nichts bei der Aufregung, ÜMvAchc Ungewißheit über das Schicksal des nülhcr versetzt hat. Lesen Sie," fügte der Cardi- hinzu und wandte sich zu Marie, „lesen sie die hrichten, die mir von allen Seiten über die un leidliche Empörung zukommcn, welche die Verzö- ngen des Friedensschlusses hcrbei'führcn muß, und iken Sie, ob es nicht ein Verbrechen ist, den Kö- )en Gefahren eines Ausstandes, der Wuth eines es auszusetzen, das von ihm das Ende aller ve rwartet, mit denen der Krieges belastet." Ich den König der Wuth des Volkes aussetzcn!" iarie mit Unwillen, „ich sein Glück und sein auf's Spiel setzen! O, Sie wis- ö' zu gut, daß ich dessen nicht fähig bin und h lieber stürbe, als ihn jenen Gefahren blos- welche Sie zu meinem Verderben erdichten, a ich gelobe, mich allen Forderungen Ihrer Po litik zu unterwerfen; da Sie gewiß sind, mich zu al len Opfern zu vermögen, wenn Sie sich auf das In teresse des Königs berufen, warum verlangen Sic von ihm ein unnützes Opfer? Warum wollen Sie mich von ihm trennen?" „Weil Sie der König liebt," sprach der Cardinal mit heftigem Tone und wandte sich auf seinem Schmer zenslager; „weil seine Schwäche für Sie ihn zu unver besserlichen Fehlern verleiten kann; weil diese nur zu wohlbekannte Schwäche eine legitime abschlägige Ant wort von Seiten der Infantin veranlassen wird; weil man am spanischen Hofe nicht an die Heiligkeit einer Leidenschaft glauben will, die den Interessen Frankreichs feind ist; weil Ihre Entfernung vom Hofe allein ge rechten Verdacht beseitigen kann und endlich, weil Frank reich und der König verloren sind, wenn Sic blei ben." — „O Verzweiflung!" rief Marie, auf ihren Sessel zurücksinkend und zermalmt von der Gewalt dieses Ausspruchs. — „Nein, so soll cs nicht geschehen," sagte der König stolz, „man soll nicht sagen, daß die Furcht vor einer Verlängerung des Krieges mich das Theucrste ausopfcrn ließ! Und kann ich denn jenen Krieg, von dem man mit solchem Entsetzen spricht, nicht rühmlich weiter führen? Habe ich denn keine Generale mehr, auf die ich bauen darf, und ist denn Tü renne nicht da, um mich noch einmal an dem übermüthigen Spanien zu rächen? Trage ich nicht mehr das Schwert meines Großvaters? Kann ick es nicht schwingen wie er? Lehrt mich sein Beispiel nicht, daß ein König der Stimme seines Herzens und zugleich der seines Ruh mes folgen kann? — Marie, trocknen Sie Ihre Lhräncn," setzte der König hinzu, indem er die Hand des Fräuleins von Mancinl ergriff, „Ihre Verzweiflung ist eine Schmach für mich; ich Sie verlassen! O! lie ber in den Tod." — „Ergeben Sie sich also in das Geschick, welches Sic erwartet," bemerkte der Kakdinal in seiner Em pfindlichkeit über einen Widerstand, den ihm der König zum-ersten Male entgegensetzte; '„trotzcyKie, wenn Sie können, dem GesA)rei des Sie^den Zorn so vieler Mächte; erzwingen aSie durch Auflagen atz Geld, das Sie zu diesem ungerechten Kriege brau chen; legen Sie auf den Nacken ihrer Unterthanen ein Joch, das diese ba^ achschutteln werden; ich mag nicht Mitschuldiger irn dem Verbrechen sein, daß Sie gegen sich selbst, gegen Ihre Mutter und gegen Frankreich