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Eine Löweujagd in Osindicn. Im Monat Juli 183! ließen sich zwei schone Lö wen in einem einige zwanzig Meilen von Radschkoteh — der Eantonirung, wo Hauptmann Woodhouse mit seinen beiden Freunden, den Lieutenants Dela- main und Lang stand— entfernten Dschongl sehen. Noch am Abende, ,wo die Nachricht eintraf, wurde ein Elcphant dorthin vorausgeschickt, und am andern Mor gen brachen die drei Offiziere mit dem Frühesten zu Pferde in der heitersten Stimmung und voll Hoff nung auf einen raschen Kampf eben dahin auf. Als sie am Saume des Dschongls anlangten, mußten Leute auf die Bäume umher steigen, damit sie die Wegrich tung der beiden Löwen genau verfolgen konnten, im Fall diese das Dickicht verließen. Nachdem sie eine Zeit lang das Dschongl du-chstöbert hatten, trieben die Jäger die beiden Fürsten der Wälder auf. Die beiden Offiziere feuerten ohne Verzug und einer der Löwen siel, um nie wieder aufzustehen. Sein Genoß brach aus und setzte quer über das freie Feld. Die Offi ziere setzten ihm nun zu Pferde, so rasch dieß die Na tur des Bodens erlauben wollte, nach, bis sie von den Männern, welche auf die Baume beordert worden wa ren und Fähnchen als Signale hinaushielten, erfuhren, daß der Löwe sich wieder in das Dickicht gewendet dab». Auf dieses kehrten die drei Offiziere nach dem ^s zurück, stiegen von ihren Rossen "ten, wobei sich Hauptmann Sitz begab. Sie ritten nun dem In... ls in der Erwartung zu, den königlichen Flu 'ten Male aufzutrei ben. Sie fanden ihn um großen Busche ste hend, das Gesicht gerade gegen , , gekehrt. Der Löwe ttch bis auf Springweite nahe kommen, that dann , einmal einen pfeilschnellen Satz nach dem Elephan- cen, klammerte sich an seinen Rüssel mit einem schreck lichen Gebrüll fest und verwundete ihn gerade über dem Auge. In ebendemselben Augenblicke schossen die beiden Lieutenants nach ihm, aber ohne Erfolg. Der Elephant schüttelte ihn jetzt ab, allein der grim mige und plötzliche Angriff des Löwen schien diesen ganz außer sich gebracht zu haben. Es war dieß das erste Mal, daß er mit einem so furchtbaren Thiere in Berührung kam, und seine Reiter mußten sich gewaltig abarbeiten, ehe es ihnen gelang, ihn wieder den Löwen nachzutreiben. Endlich wurde er etwas leitsamer, als er aber durch das Dschongl weiter schritt, siel ihn plötz lich der Löwe, der im hohen Gras verborgen gelegen hatte, mit doppelter Wuth an. Die Offiziere gaben jetzt alle Hoffnung auf, ihren Elephanten in Ordnung zu halten. Er drehte sich kurzweg um, und zog eben völlig unlenkbar aus, als der Löwe abermals einen Satz nach ihm that, ihn an den Hinteren Theilcn mit den Zähnen packte, und sich an ihn hängte, bis das bochcrschreckte Thier durch unaufhörliches Hintenaus schlagen es endlich dahinbrachte, ihn abzuschütteln. Der Löwe wich weiter in das Dickicht zurück, wo bei ihm noch Hauptmann Woodhouse auf gut Glück eine Kugel nachsandte, die sich aber nutzlos erwies, denn das Stoßen des Elephanten und die stürmische Hast des Augenblicks hinderten ihn am festen Zielen. Alle Kraftanstrengungen der. Offiziere vermochten den entsetzten Elephanten nicht dazu zu bringen, seinem grimmigen Feinde die Stirn zu bieten, und so blieb ihnen denn nichts übrig, als abzusteigen. Entschlossen jedoch, mit dem furchtbaren Könige der Vierfüßler noch schärfer zusammenzukommen, faßte Hauptmann Wood house den tollkühnen Entschluß, zu Fuße ihm nachzu gehen, und nachdem er eine Zeit lang herumgesucht batte, gewahrte er den Löwen, halbdeutlich, zwischen dem Buschwerk und drückte seine Büchse auf ihn ab, überzeugte sich aber ziemlich unzweifelhaft, daß er ihn nicht getroffen hatte, denn er sah den Löwen ganz ge lassen in die dichtere» Theile des Gestrüppes sich zu rückziehen. Die beiden Lieutenants, welche außen vor dem Dschongl geblieben waren, kamen ihrem Freunde nach, als sie den Knall seiner Flinte hörten. Das Wetter war unerträglich schwül. Nachdem sie umsonst mit ziemlichem Zeitverlust das Gras und die Gebüsche durchkrochen hatten, in der Hoffnung den Ort, wohin der Löwe zurückgewichcn war, aufzusinden, schlossen sie, er müsse ganz durch das Dschongl hin durch und in einer entgegengesetzten Richtung davon gegangen sein. Entschlossen, sich ihr Wild nicht ent wischen zu lassen, kehrten die Lieutenants zu dem Ele phanten zurück und ritten unverzüglich rund um das Dschongl, in der Hoffnung, den Weg, welchen nach ihrem Vermuthen der Löwe eingeschlagen hatte, auf- zusinden. Hauptmann Woodhouse jedoch blieb in dem Dickicht, und da er den Abdruck von des Thieres Fü ßen auf dem Boden zu unterscheiden vermochte, so entschloß er sich kühnen Muthes, auf jede Gefahr hin, der Spur zu folgen. Der indische Wildsinder, der fortwährend seinem Befehlshaber zur Seite blieb, er spähte endlich den Löwen im Dickicht und zeigte ihn