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Nebst Beiblatt: „D er Salo n." Vierter Jahrgang. Die Eilpost erscheint regelmäßig jede Woche, und wird der Jahrgang 75 — kill Bogen Teil mit 52 äußerst fein ge stochenen u. sauber coU- rirten Kupfertafeln, die neusten Pariser, Londo ner und Wiener Moden in etwa 2U0 Figuren darstellend, umfassen. Außerdem werden der selben jährlich noch 2» — 24 Portraits ausge zeichneter Männer oder Frauen, oderAbbildun- Redactcur: Ferdinand Stolle. gen anderer besonders interessanter Gegenstän de,als Extrakupfer ohne Preiserhöhung deigege- ben. Preis für den Jahr gang mit allen Kpfn. 6 Thlr, ohne Kupfer 3 ,, Kupfer allein 4 „ Zu beziehen durch alle Buchhandlungen, Zei tungs-Expeditionen und Postämter. Verleger: Eduard Meißner. rM IO. Leipzig, den 5. März. Das gespenstische Leichenbegängniß. Ein- Sage vom hochschottischcn zweiten Gesicht. (Fortsetzung.) Wohl aber war es auch dem alten Nobin recht nothwendig, daß er in Gottes Wort sowohl, wie in der Phantasicwelt, die seine heimische Dichtkunst schuf, einigen Trost für die Prüfungen fand, die ihm die Welt der geschäftigen Menschenkinder bereitete. Zwar stard ihm zur Seite eine freundliche, rührige Lebens gefährtin, die ihr Bestes that, ihm den häuslichen Heerd zu linem glücklichen zu machen; doch, wehe! selbst ei nes Weibes Zärtlichkeit will nicht immer zureichen, wenn sie allein kommt. Von sieben Kindern — lauter Töch ter — die Gott ihnen gegeben, blieb nur eins am Le ben; und — obschon der Augapfel der Acltcrn — war ihne, doch das Mädchen eine Quelle unablässiger Angst und Sorge. Sie war ein gebrechliches, zartes Wesen, von feugcbautcm, empfindlichem Körper, der sich nur wenig zvm Ankämpfen gegen die rauhen Stürme ihres Heimalhlhals und gegen die Entbehrungen, denen sie zu Zeiten ausgesetzt war, eignete. Marie war ein lebendes Beispiel jener eigensinnigen Laune der Natur, IV- Jahrgang. die da Blumen in Glelschcreis pflanzt und Bächlein durch weite Sandwüsten streut. Doch war ihre Schwäche nicht eine blos physische — ihr Ursprung war tiefer, als in gewöhnlichem Siechthume, zu jucken. Ihr Ge schick hatte Marien eine übernatürliche Gabe zugetheilt, welche die Grundfesten ihres Lebens untergrub und ihr jede Quelle der Theilnahme und Beschäftigung an Außendingen, wie sie ihrem Geschlecht und ihrer Natur eigen sind, entzog. Die Geburt brachte ihr das Erbe des zweiten Gesichts — dieser seltsamen und höchst räthselhaften Fähigkeit, deren Spur sich nirgend sonst altz im schottischen Hochlande finden lassen möchte; und die Folge war, daß sie von der Wiege an ein Gegen stand ehrfurchtsvoller Scheu, ja fast des Schreckens, selbst für die, die ihr mit der zärtlichsten Liebe zugethan wa ren, wurde und blieb. Das arme Kind wuchs fast zur Jungfraucnreife heran, ohne auch nur die gewöhn lichste Bekanntschaft mit irgend Jemand außerhalb ihres eignen engen Familienkreises zu haben; und da auch Robin und sein Weib in gewissem Grade von dem Schatten der Aechtung, die ihr Kind meiden hieß, mit-, getroffen werden mußten, so würde ein Fremder im engen Thale des „Geistergrundes", wenn's nicht freilich