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» Die Eilpost »scheint regelmäßig jede Woche, und wird der Jahrgang 75 — Bogen Lcrt mit SL äußerst fein ge stöckenen u. sauber colo- rirten Kupfertafeln, die neusten Pariser, Londo ner und Wiener Moden in etwa ÜÜU Figuren darstellend, umfassen. Außerdem werden der selben jährlick noch LU — 24Portraits ausge zeichneter Männer oder Frauen, oder Abbildun- Redacteur: gen anderer besonders interessanter GegenstaN- de.als Ertrakupfer ohne Preiserhöhung bei gege ben. Preis für den Jahr gang mit allen Kpfn. S Thlr, ohne Kupfer 3 „ Kupfer allein 4 „ Zu beziehen durch alle Buchhandlungen, Aei- tungs-Erpeditione» und Postämter. Verleger: Ferdinand «tolle. Vierter Jahrgang. Eduard Meißner. L/V §D. Leipzig, den 28. Februar. 184O» Da Maskenball. Eine Sc<ne aus dem Faschingsleben von G r n st K ci l. „Kmd, sagte ich und strich ihr die dunkele» Locken ' aus dem Gesichte, „cs geht heute wahrhaftig nicht. Morgen früh soll ich Manuskript abliescrn, der Redak teur plagt und drangt mich, als wenn ich ihm hundert Thaler schuldig wäre, wie soll ich mein Wort halten, wenn ich heute Abend mit Dir den Maskenball besuche und die ganze Nacht durchschwärme. Gieb Dich zu frieden und warte bis zum nächsten, ohnedem würdest Du heute wenig Bekannte oben finden und Dich nur langweilen und ennuyircn. Marie sah mich lange und forschend an. „Du ! hast Recht," sagte sie endlich, „cs war ein dummer l Einfall von mir. Was sott ich auch dort, wo cs Dir nicht gefällt, — cs wäre nur halbe Freude. Ich bleibe zu Hause und lese in Deinen Novellen, da werde ich mich besser noch vergnügen- und dann," setzte sic neckend hinzu, „recht bald cinschlafen. Du willst noch arbeiten?" frug sie anscheinend gleichgültig. IV. Jahrgang. „Viel, sehr viel, mein schönes Kind, denn morgen schon soll die Novelle fertig sein und noch habe ich keinen Buchstaben daran geschrieben. Du wirst darum entschuldigen, wenn ich Dich jetzt verlasse und an das Schreibcpult eile." — „Geh', geh' in Gottes Namen, ich will Dich nicht davon abhalten. Sei nicht so fleißig und denke an mich, wenn Du von Liebe schreibst." Ich küßte das süße Kind und ging. Mit dem Zuhausebleiben und Arbeiten aber war es eigentlich nicht so rechter Ernst; ich wußte viele meiner Bekann ten auf dem Maskenbälle und durfte mir viel Ver gnügen versprechen, wenn ich ihn besuchte, ich hatte es sogar versprochen, ja, ja, ich mußte .... Parblcu, daß ich gerade jetzt wieder eine neue Liebschaft ange- fangcn hatte. Das Mädchen war hübsch, gut, reich, liebenswürdig und hatte sich bis zum Sterben in mich verliebt, aber sie war auch bis zur Verzweiflung eifer süchtig und das hatte noch alle meine Liebschaften ver dorben. Ich besitze nun einmal ein großes, fühlendes Herz, in dessen Innern eine ganze Welt Raum hat, ich kann nicht widerstehen, es geht durchaus nicht, die Natur hat mich zu weich geschaffen, ist cs meine Schuld,