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04 und dem mit Kind und Enkel verbundenen Alten wird von seiner eignen Nachkommenschaft das Futter, wo nach Alle zugleich Haschen, streitig gemacht. Bekannt sind die Versuche, daß man den Polypen nach allen Richtungen zerschneiden, ja wie einen Handschuh um- wendcn kann, so daß die innre Höhle des Leibes her ausgekehrt wird, ohne daß sich derselbe in allen seinen Gewohnheiten des Lebens im Geringsten stören laßt. So ist diese sonderbare Thierart den Pflanzen eben so verwandt, als den Thicren, und nur darin, daß sie Futter von außen nimmt, wird sie letzteren ähnlich. Bekanntlich findet auch bei dem Polypen, und die ses ist der merkwürdigste Theil seines Lebens, in der Nähe seines Todes, im Herbste, wenn die Pflanze an der er wohnt und er selber der überhandnchmcnden Kälte weichen muß, eine Vorahnung eines höhern thic- rischen Daseins Statt. Er legt alsdann ein Ei, wie vollkommnere Thiere, die sich nicht durch Sprossen fort- pflanzen. So wird auch hier zur Zeit des Todes das Ein greifen eines nächstfolgenden Daseins in das vorherge hende wahrgcnommen. Wenn'wir jetzt den Weg, welchen die bildende" Natur auf den ersten Stufen des Thierrcichs befolgt, genau beobachten, so bemerken wir, wie in der Ge schichte des einzelnen Thiercs gleichsam das Herz zu erst auftritt. Bei vielen der sogenannten Infusorien oder Rädcrthierchen, welche ihren Namen daher haben, daß sie sich beständig im Kreise drehen, ist nockOkem thierisches Nahrungsnehmen beobachtet und sie scheinen wie kleine Pflanzen durch ein unmerkliches Einsaugen der Flüssigkeit, in der sie leben, zu vcgetiren. Der Sinn für das Licht wird schon bei den Polypen und ähnlichen unvollkommenen Thieren sehr deutlich wahr genommen, obschon noch kein Organ aufzusinden ist, das dem Auge zu vergleichen wäre. Bei den Würmern, welche hierauf folgen, sehen wir in allmähligen Ucbcrgängen ein deutlicheres Ner vensystem, mit jenen vielen Absätzen, welche für kleine, für sich bestehende Gehirne gehalten werden. Die Or gane der Verdauung sind vollkommen ausgcbildet und es zeigt sich, noch ohne Spuren eines Kreislaufs, das Bedürfniß des Alhcms, welches vermöge kleiner Oeff- nungen an den Seiten des Körpers befriedigt wird. Unter den Sinnesorganen ist das erste, welches in sei nen unvollkommensten Spuren auftritt, das Auge. Auch bei den Insekten, welche schon eine Stufe l^.-er stehen als die Würmer, finden sich unter allen Sinnesorganen die des Gesichts am vollkommensten und dem Auge der höheren Thicrklassen am analogsten ausgebildet. Ein scharfer Geruch sehr entfernter Ge genstände ist bei verschiedenen Insekten entdeckt worden, ohne daß die Organe des Geruchs zu erkennen wären. So zieht die Bienen der Geruch von blühenden Lin den in einer bedeutenden Entfernung an. Noch vollkommner organisirt als die Insekten sind die Mollusken, zu denen die Schnecken, Muscheln und andere Schalthiere gehören. Mit Recht hat Eu- vier diese Thierartcn von den Würmern, zu denen sie früher gezählt worden, getrennt und eine eigne Thier klasse aus ihnen gebildet, welche einen vollkommncn Uebergang von den Fischen zu den untersten Thicr klassen, den Insekten und Würmern, bilden. Bei den Mollusken nimmt das Nervensystem auf einmal eine ganz andre Gestalt an; und während noch bei den Insekten kein eigentlicher Kreislauf der Säfte bemerkt wird, findet sich bei den Mollusken schon ein vollkommnes Herz mit großen Blutgefäßen vor, die in der Anordnung sowohl als im Bau ihrer einzelnen Thcile, dem Herzen und den Gefäßen der vollkommnc- ren Thiere gleichen. Auch die übrigen Eingeweide, der Magen, die Leber, zeigen eine große Aehnlichkeit mit denen der höheren Klassen. Aber, wunderbar, trotz dieser vollkommncn Ausbildung der inneren Thcile, fin det man bei verschiedenen Geschlechtern dieser Tbicr- klasse wieder keine Spur mehr von jenen Sinnesorga nen, die sich doch auf den vorigen tiefem Stufen schon angekündigt hatten. Bei den Austern, Enten - und Perlmuscheln, so wie bei vielen Schalthiercn fehlt der Kopf ganz und mit ibm alle Sinnesorgane. Man hat diese Geschlechter daher unter dem Namen der Hauptloscn zusammengefaßt. Jedoch, sogleich in den unmittelbar an die Hauptloscn angrenzenden Schal- lhieren, welche zu dem Gcschlechte der Schnecken gehö ren, finden sich wieder die ersten Spuren eines Auges, welches endlich in einigen' höherstehenden Geschlechtern der Mollusken wieder so vollkommen ausgebüdet ist, wie bei den Fischen. (Beschluß folgt.) Druck von E. P. Melzer in Leipzig.