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67 Napoleon und die Donanen und Contrebanden Erzählt n Emil Marco de Äaiut-Hilairs. Zu den mancherlei Gegenständen, worin Napo leon niemals Scher; verlud, gehörte das Schmug geln. Gegen Alles, was Eontrebande hieß, zeigte er eine unbicgsame Strenge, welche so weit ging, daß er, als einmal der Direktor der Douancn zu Verteil in Piemont, Soyris, einen Ballen mit sechzig Cachcmirs, die von Konstantinopel an die Kaiserin Joseph ine geschickt wurden, anhalten ließ, die Wegnahme dersel ben befahl und sie für Rechnung des Staats verkau fen ließ. Bei einem gleichen Falle sagte er: „Wie kann ein Souverain verlangen, daß die Gesetze geachtet werden, wenn er sie nicht selbst achtet?" Er wünschte, daß die Damen an seinem Hofe französische Shawls tragen möchten, aber in dieser Hinsicht dachte der neue Hof wie der alte, und Napoleon konnte es bei den eleganten Damen, die den Donncrstagszirkcl verschö nerten, nicht durchsetzen» Sehr oft ärgerte er sich, wenn seine Augen an Palastdamcn fremde Stoffe er blickten, er runzelte dann die Stirne und gab seine Unrusriedenheit zu erkennen. Auf der andern Seite hörte er nicht auf, Joscphine damit zu quälen, daß sie ihm den wahremHreis der Stoffe sagen sollte,, die sie sich für die Wintcrtoueue unsu-agre. um ihm zu ge fallen, antwortete sie ihm: „Dicß ist in Lyon gemacht; jenes kommt aus den Manufakturen von Saint-Quentin." „Ah! Ah!" erwiederke der Kaiser lachend und die * 'ändc eibend, „das beweist das Ucbcrgcwicht unserer anusir uren über die der ändern;" womit er fast rer d> Engsimder meinte. Jvsephine belustigte sich sehr oft über die Fragen des Kaisers und hintensing ihn, so gut sie konnte, denn die meisten ihrer weißen Sommerkleider waren vom schönsten indischen Mousselin. Eines Tages erschien der Kaiser in heftigem Zorne beim Frühstücke, ohne jedoch den Grund davon zu ver- rathcn. Er halte nämlich so eben die Nachricht erhal ten, daß gewisse Maaren, welche die Kaiserin an dem selben Morgen erhalten, über die holländische Grenze eingeschmuggelt wordei ^eicn. Da er nach der Weg nahme der Cachcmirs zu Verteil an den Direktor der Eingangs - und Ausfuhrzölle zu Mons, Helfen), be stimmte Befehle hatte ergehen lassen, daß Alles , was verdächtig sei, vor dem Eingänge nach Frankreich ver nichtet werden solle, so waren im Folge dieser Befehle englische Maaren, unter den sich prächtige Percals für die Kaiserin befanden, unbarmherzig verbrannt worden. Der Kaiser, der hiervon Kunde erhielt, schien sehr zu frieden, daß er seiner Gemahlin diesen Streich hatte spielen können. Als er nun am jenem Tage sah, daß sic darüber sehr unruhig war, weil Maaren, die sie, wie sic sagte, in Lyon und Saint-Quentin bestellt habe, ausgeblieben seien,, sprach er: „Meine Liebe, der größte Verdruss, den ein Mann seiner Frau machen kann, besteht darin, daß er ihre Hüte, Kleider Md ihren Putz verschließt. Ich will Dir dicßmal verzeihen und Dir einige der Kisten, welche der Vernichtung eirtgangrn sind, zurückgeben lassen, aber ich gebe Dir mein Wort, daß, wenn es noch einmal vorkommt, die Commifsionärs und Alle, welche sich eines solchen Vergehens zu Deinem Ver gnügen schuldig machen, fcstgenommm und bestraft werden; kein Erbarmen mit den Contrcbandircrn. Wenngleich Du Kaiserin bist, so stehst Du doch nicht über dem Gesetz, im Gegentheil, ich will, daß Du mit gutem Beispiele vorangehst." Die Kaiserin entgegnete kein Wort, aber sie nahm sich vor, für die Zukunft bessere Vorsichtsmaßregeln zu treffen. In gleicher Weise hatte der Herzog Decrvs, wel cher eine Reise nach Holland gemacht hatte, Spitzen eingeschmuggelt, die für eine recht hübsche, in seinen Diensten stehende Gouvernante bestimmt waren. Die Douaniers hatten nicht gewagt, den Wagen des Ma rineministers zu visitiren, aber der Kaiser erfuhr es und machte dem Herzog in einer Sitzung, wobei sammt- liche Minister zugegen waren, die heftigstem Vorwürfe, zugleich aber befahl er ihm, die Spitzen auf die Douane zu schaffen, um sie consisciren zu lassen und sofort dem Schatz die Strafe zu bezahlen, wozu das Gesetz den. Schmuggler verurtheiit. Ein Vorfall ist indessen bekannt, und es ist vielleicht der einzige gewesen, wo er eine Uebertretung der Doua- neirgcsetze ungestraft ließ, die Sache war aber auch besonderer Art. Die Grenadiere der alten Garde, welche unter dem Befehle des Generals So ul es standen, kehrten nach dem Tilsiter Frieden nach Frankreich zurück. Bei ihrer