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64 die Vorzimmer und Gallerien anfüllten, und Alles reichs für die dessen Gesandten angethanc Beleidigung wartete auf die Ocffnung des Thronsaales, worin man Gcnugthuung zu verschaffen, abzubringcn. Der Gene ver den Majestäten vorbeidefüiren und sie, ohne ein rat Ercelmans achtete aber weder die Staatsrücksicht, Wort zu sprechen, ehrfurchtsvoll begrüßen sollte. welche der König anführte, noch dessen Drohungen, Das Zeichen wird gegeben und beide Flügclthüren ihn seiner Stelle zu entsetzen, welche seine einzige Stütze öffnen sich. war, und eilte, als er sich vom König losgemacht hatte, Der bevollmächtigte Minister Napoleons, welcher zum Baron von Marcuil, der, noch immer ruhig und als Familiengesandtcr die Ehre des Vorrangs hatte, gelassen, seinem braven Landsmanne für sein edles tritt zuerst vor, aber mit einer berechneten Bewegung, Anerbieten verbindlichst dankte und, soviel jener wollte, welche durch die hohe und imposante Figur noch auf- von dem ihm wiedersahrnen Schimpf sprach, aber ihn fallender wird, drängt sich der Fürst Dolgoruki an den wieder entließ, ohne ihn wissen zu lassen, was er zu Baron Durand de Mareuil an, stößt ihn zurück thun gesonnen sei. und nähert sich, die rechte Hand an den Griff seines Der Entschluß des französischen Gesandten war in- Degens legend, stolzen Schrittes dem königlichen Paare, dessen schnell gefaßt. Kaum war der Fürst Dolgoruki vor welchem er sich tief verbeugt und mit durchdrin- in sein Hütel zurückgekehrt, als er eine Herausfor- gender Stimme spricht: dcrung des Baron Durand, gewesenem Officier „Sire, an einem so festlichen Tage, wie der heutige vom Genie, an den Fürsten Dolgoruki, erstem Ge ist, mag der Repräsentant des Kaisers aller Russen ncral-Adjutanten des Kaisers von Rußland, Keinem den Ruhm lassen, Eurer Majestät die Huldigung erhielt. und die Glückwünsche seines Souvcrains eher darzu- Der französische Minister hatte recht wohl cingese- bringcn, als er." hen, daß nicht blos seine Ehre in dieser Sache auf Die Verlegenheit des Königs verbreitete sich über dem Spiele stehe; er fürchtete aber durch einen Zwei- alle Anwesenden und Elfterer verlor alle Fassung, als kampf zwischen den Repräsentanten der beiden großen er die unerschütterliche Kaltblütigkeit des Herrn von Mächte schwere Verantwortlichkeit Lus sich zu laden und Mareuil, dieses aus der Talleyrand'schen Schule her- .suchte daher die Sache blos als di vorgcgangncn Diplomaten, bemerkte, auf dessen edelm dein und sie allein mit seinem E und ruhigem Gesichle nicht die geringste Veränderung indem er und jener ihren officiell zu erkennen war. Auf ein sehr kurzes Eomplimcnt, ablcgten. welches der französische Gesandte mit fester und ruhiger Die Antwort des Fürsten bestätigte die Vermuthung Stimme an ihn richtete, wußte Mürat mit zitterndem des Barons von Mareuil, er verweigerte jede Gcnug- Tone nur eine gehaltlose Antwort zu stammeln, wel- thuung, bis er deßhalb seinem Hofe Meldung gcthan cher aber sein Großstallmcistcr, ein ungeduldiger Zeuge habe. Der Baron machte einen neuen Versuch und dieser sonderbaren Scene, so laut, daß er von Allen stellte die Nolhwendigkeit eines raschen Handelns vor, gehört werden konnte, die Worte hinzufügte: aber cs erfolgte dieselbe Antwort des Ruff „Herr Baron, versichern Sie dem Kaiser, Ihren Eigenschaft als Gesandter vorschützke. Herrn, daß hier mehr als ein Franzose anwesend ist, Zwei Tage waren auf diese Weise ' um die Ehre Frankreichs aufrecht zu erhalten." von Noten verflossen, da stellt sich der General Ercel- Dieser Großwürdenträger des Throns beider Sici- mans, nachdem er sich von dem König und der Schloß lien, der sich durch seinen schönen gallischen Kopf und Polizei endlich befreit hatte, bei der russischen Gesandt- scine hellblonden Haare mitten unter den übrigen brau- schafl ein, verlangt den Gesandlschaflssekretär, Grafen nen Gesichtern dieses südlichen Hofes auszeichnete, die- Beckendorff, zu sprechen und macht ihn mit der scr Franzose, der so passend den Gedanken, wovon alle Ursache seines Besuches bekannt. Der Schimpf, wel- scine Landsleute durchdrungen waren, aussprach, war cher Frankreich in der Person seines Gesandten ange- der General Ercelmans. than ist, verlangt eine Genuglhuung. Der junge Nach der Ceremonie setzte Mürat, der wegen der Sekretär ist ein Mann von Ehre, er versteht Ercelmans Folgen, welche die Worte seines Großstallmeisters ha- und nimmt die Herausforderung an. Man bestimmt bcn konnten, besorgt war, Alles in Bewegung, um den Ort und Bcckendorff verspricht seinen Gesandter diesen von seinem Vorhaben, sich im Namen Frank- als Zeugen mitzubringcn.