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6Z Mann. Er ahncte nicht, daß über sein Schicksal be reits entschieden und er von dem wurmvertilgenden Grimbart bei Herrn Lampe siegreich ausgestochen wor den war. l Fortsetzung folgt.) Das diplomatische Duell zu Neapel. (Auszug aus dcn noch nicht hcrausgcgebcnen Souvenirs <Iu Duo Ne . . ., erzählt in dcn Souvenirs <Ie In vie 'privee <!e dinpoleon von Snint-//ikairo.) In dcn heroischen Zeilen Frankreichs, als dieses Reich, mitten in dem Geräusch der Waffen die Trau »re seiner ungcmessenen Freiheit -vergessend, sich -als Köni gin über Europa erhob, irahm Mürat, einer der Waffengefährtcn des glorreichen Kaisers, mit dem Titel eines Königs, Neapel in Besitz. Seine Gemahlin Karoline, eine der drei Schwestern Napoleons, theilte den Thron mit ihm und glaubte sich mehr da zu bereisen, die Zügel der Herrschaft zu führen, als der Soldat, dessen Glück sie gemacht hatte. Ihr zahlreicher und glänzender Hof gestattete allen Edeln Zutritt, die in das goldne Buch des Königreichs beiter Sicilien eingeschrieben waren ; vergoldeten Lazza- ronis, welche immer eines Platzes in der Sonne be dürfen. Sie gewöhnten sieb leicht an die Etikette eines Hofes, welcher, mitten in dem kriegerischen Treiben, in einer theatralischen Pracht erglänzte, worin vorzüglich der König mit seinem Beispiele so gern voranging. Als das schwache Volk Joachim in seinem fantastischen Kostüm, dessen bizarrer Pomp an keine Zeit, als an die steinige erinnerte, sein Roß tummeln sah, begrüßte es seinen König mit dem Namen Renaud von Mon tauban, dem Muster jener Halbgötter, die es eben so, wie seine heiligsten Madonnen verehrt. Der gelehrte Prälat Rosini, Bischof von Pozzuoli, versicherte, daß sich sein graziöser Herr in gutem Latein ausdrücken könne und dem Monsignor, Bewahrer der Manu- scriptc von Herculanum, wurde von Allen auf's Wort geglaubt. Die Franzosen, welche ihm zur Seite standen, bc- urlheilten ihn weniger günstig. Sie wußten, daß er schwankend, leicht empfänglich und wenig geeignet, über einen Plan.nachzudenken und ihn zu verfolgen, sogleich ohne Uebcrlcgung Len ersten Gedanken,- der seinen abenteuerlichen Kopf durchkreuzte, ergriff und sich in alle daraus entspringende Gefahren stürzte. Als Mann von äußrer Repräsentation, zugleich nach Aufsehen und Ruhm tracbtend und in den Putz verliebt, war er wohl ein neapolitanischer König, aber dem französischen Ver stände iruponirte er nicht. Der Kaiser kannte ihn und dcßhalb hatte er ihn mit ernsthaften Männern umge ben, deren wahre AnlMglichkcit und deren richtiger Verstand ihn in den Grenzen seiner Pflicht erhalten sollten. Die Geschicklichkeit Salicetti's, der leider zu früh für das Schicksal der neuen Dynastie starb, die militärische Stellung des Generals Grcnier, die politische Klugheit des Erziehers der königlichen Kinder, Herrn Baudus, die Erfahrung und Rechtlichkeit des Herrn von Mosburg im Finanzwesen, machten manchen Fehler gut, dem sie nicht hatten Vorbeugen können. Die Agenten der europäischen Mächte, welche, mit Ausnahme von England., sammtlich dcn König von Neapel anerkannt hatten, suchten nur zu bald die Schwächen des Souvcrams, bei dem sie accrcditi'rt waren, zu erforschen. Die Gesandten von Oesterreich und Rußland, der Graf Mi er und der Fürst Dol- goruki, die hoch genug standen, um der Eitelkeit des so hoch gestiegenen Kriegers durch ihre Lobeserhebungen zu schmeicheln, streuten den ersten Keim von Kälte gegen seinen Wohlthätcr in sein Herz. Mürat wollte sich eine eigne Politik bilden und suchte die ihn umge benden Franzosen dadurch, daß er ihnen Naturalisa tionspatente anbot, die aber Keiner annahm, an die Interessen seiner Dynastie zu knüpfen. Die Königin, die auf Anstiften des Grafen Mer, eines vortrefflichen Reiters wie eines vorzüglichen Tänzers, auf die Pläne ihres Gemahls entging, zerfiel mit den französischen Sitten. Sie wurde Neapolitaner!!! in Sprache, Klei dung und Manieren, ja es erfaßte sie sogar eine ordentliche Wuth für die Nationalgerichte, so daß der Leibarzt der beiden Majestäten, Doctor Andral, der in das Geheimniß eines solchen ausschließenden Na- tionalappctits nicht eingewciht war, die königliche Ma nie mit dem neuen Namen Adephagic bezeichnen zu mlisscn glaubte. So war die Lage des Königreichs Neapel am Isten Januar des Jahres 1812. An diesem Tage war große Vorstellung im Schlosse, aber es war nicht mehr der alte Handkuß der bourbonischen Dynastie, das Programm des Obcrkammcrherrn Halle Alles neu geordnet. Das diplomatische Eorps erschien im ersten Range, neben dem Haufen der Richter, Civilbeamten, Generale, welche