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Nebst Der Die Eilpost erscheint regelmäßig jede Woche, und wird der Jahrgang 7.^ — ^0 Bogen Ttrt mit.'»2 äußerst fein ge stochenen u. sauber colo- rirten Kupfertafeln, die neusten Pariser, Londo ner und Wiener Moden in etwa 200 Figuren darstellend, umfassen. Außerdem werden der selben jabrlich noch 20 — 24 Portraits ausge zeichneter Männer oder Frauen, oder Abbildun- Redacteur: Ferdinand Stolle. e i b l Ll t t: a l o n." gen anderer besonders interessanter Gegenwän de,als Ertrakupfer ohne Preiserhöhung bei gege ben. Preis für den Jahr gang mit allen Krkn, 6 THIr. atme Kupfer < ,, Kupfer allein 4 „ Zu beziehen durch alle Buchhandlungen, Zei- tungs-Erpeditionen und Postämter. Verleger: Vierter Jahrgang. Eduard Meißner. 48. Leipzig, den 26. November. 4840. Die Deutschen und die ausländischen Moden. Daß die Deutschen gern Alles, was bei andern Völkern Mode ist, sogleich nachahmen, ist ihnen schon oft zum Vorwurf gemacht worden und wird ihnen wohl auch in Zukunft noch oft, nicht ohne Grund, zum Vorwurf geinacbt werden. Wer mag ihnen das alte Erbübel austreiben? Schon die ersten deutschen Kaiser haben sich alle nur mögliche Mühe gegeben, die unselige Nachahmungssucht mit der Wurzel auszu reißen, und cs ist ihnen nicht gelungen. Es existirt fast kein Satyriker in Deutschland, der seine Geißel nicht gegen diese Unart geschwungen hätte; doch ver gebens. Unsre lieben Landsleute haben die Geißelhiebe geduldig hingenommen und sind bei ihrem zum Sprich wort gewordenen Satze geblieben: „Was nicht weit her ist, taugt nichts." Es ist nun einmal ihre innerste Natur, das Fremde sich zu eigen zu machen und sich vom Eigenen zu entfremden. Die alten rauhen Bärenhäuter und Bärenbezwingcr, denen der Aufenthalt in ihren Wäldern ganz wohl be sagte, so lange sie nichts Anderes kannten, fanden einst IV. Jahrgang. schneller, als ihnen gut war, Wohlgefallen an dem Leben jenseits der Alpen und besonders an dem süßen italienischen Weine. Seit dieser Zeit hat das Wohl gefallen an dem Ausländischen sich nach und nach zum Grundzuge in ihrem Charakter ausgcbildct, es ist ihre Natur geworden und — wie schon der alte römische Dichter sagt: „die Natur kann man mit der Heugabel austreiben, sic kommt doch immer wieder zurück." An Heugabclaustreibungsversuchen hat's nicht gefehlt, aber der Deutsche hat sich dadurch nicht stören lassen — er ist deutsch, d. h. enldcutschungssüchtelnd — man erlaube mir das haarsträubende Wort — geblieben. Wie gesagt, das Nichtweithersein ist der schlimmste Vorwurf, den man einer Person oder einer Sache hier zu Lande machen kann. Seltsam! Ist doch auch ein anderes Sprichwort — „Es flog ein Gänschen über den Rhein, Und kam als Gikgak wieder heim," eben so allgemein verbreitet und gleichsam zur Warnung erfunden. Das Beste dabei ist aber, daß die Deutschen ihre Nase überall hinstecken und doch zuletzt nur in ihrer vaterländischen Atmosphäre glücklich sind. Es geht ihnen wie jener drolligen Figur im Lustspiele, die sich