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5,66 Mittlerweile hörte man im Hospital ein dumpfes rock wieder in Ordnung gebracht hatte: „Theurer verworrenes Geräusch: einige Augenblicke später trat Freund, heute dürfen wir das Haupt nicht stolz em- der Cardinal Cinthio, den Montaigne den Tag porheben; unser Wissen ist eitel, denn wir haben den vorher bei Hofe gesehen hatte, vom Prior Antonio Geist eines Narren bewundert, und den größten Genius Mosti begleitet, hastig herein. Seine Züge verriethen Italiens haben wir für einen Narren gehalten. In die lebhafteste Aufregung, eine funkelnde Röthe überzog der That, Sokrates hatte Recht, wenn er bekannte, sein Gesicht. Der Pater Mosti riß dem Kerkermeister sein ungeheures Schlüsselbund aus den Händen und öffnete selbst die dicke Thür, die nur erst hin.ter dem Wahnsinnigen, von dem sich die Reisenden noch un terhielten, verschlossen worden war. Weinend warf sich Cinthio an die Brust des unglücklichen Gefangenen, der ihn mit einer schmerz lichen, stumpfsinnigen Freude betrachtete. „O mein Freund!" rief der Cardinal aus, als er vor Schluchzen wieder sprechen konnte, „mein Freund, so mußtest Du mir also wiedergegeben werden!"... Dann sagte er, indem er sich an die Zeugen dieser rührenden Scene wandte, mit einer Aufwallung von Zorn: „Fremde, so belohnt der Herzog von Ferrara das Genie! Ver kündet es Euren Landsleuten) verkündet es der ganzen Welt, daß Torquato Tasiso sieben Jahre lang an diesem scheußlichen Orte geschmachtet hat, während die ganze Welt seinen Tod beweinte!... Komm, edler Freund," setzte er hinzu, „wir wollen dieses undank bare Land verlassen; komm! Rom hat für Dich Pal men und Triumphe!" Als sie fort waren, schwieg Montaigne, ob seines Jrrthums verlegen, einige Augenblicke still. Dann aber nahm er Abschied von Strozzi, und dankte ihm herzlich für die Gefälligkeit, daß er ihnen als Führer gedient hatte. „Nun," fragte dieser ernsthaft, „Sie verlast ei, «aa», ohne mich anzubetcn?"... Montaigne sah ihn bei dieser Frage mit Staunen an. „Grober Sterblicher!" fuhr der junge Italiener fort, „mein erhabenes Genie, das Sie mit Bewunderung erfüllt hat, dir mir eigene Gabe der Sprachen mußte Ihnen meine geheimniß- volle Göttlichkeit offenbaren!... Auf die Knie nieder!" schrie er in demselben Augenblicke wüthend und packte Montaigne an der Gurgel, „auf die Knie nieder, Profaner! bete mich an oder ich erwürge Dich!"... La Boötie und der Kerkermeister sprangen hinzu, um Montaigne aus den Händen des Wahnsinnigen zu reißen, und während man ihn in seinen Kerker brachte, sagte Montaigne, nachdem er seinen Ober daß er nurtzins wisse, nämlich daß erNichts wisse, sowie Plinius, wenn er schrieb: solum ver tu», uikil «880 verti^), und ich endlich, wenn ich mit ihnen sage: was weiß ich?" *) Es ist Nichts gewiß, außer daß Nichts gewiß ist. Lied. Mit weißem Silberschaum Spielet die Well' im Bach, Ich sinne, wie im Traum, Vergang'nen Tagen nach. Bächlein, der Liebsten Bild Hast du mir oft gezeigt, Wenn sie sich still und mild Zu dir hcrabgeneigt. Da nickl vom Uferrand Manch' Blümlein zu mir her, Ihr Blümlein, meine Hand Pflückt nun kein einz'ges mehr; Denn Sfe, an deren Brust Ihr duftend glänztet gern, Verblühend in scl'ger Lust, Sie ist so fern, so fern. Und wenn ich fort nun zöge. Mir bliebe doch mein Weh, Ob ich sie finden möge, Ob ich sie nimmer säh. Es frommt mir nimmermehr, Au suchen ihre Spur — Die Wiedergesundne war" Doch die Verlor'ne nur. Du heil'ger Sichenbaum, Du hast uns oft belauscht, Und unfern Liebestraum Dem Himmel zugerauscht; O, rausche noch einmal. Wie laute Todttnklag', Daß meiner herben Qual Sich Gott erbarmen mag. Druck von C. P. Metzer in Leipzig.