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Nebst Der WM. eiblatt: a l o 11." Die Eilpost erscheint regelmäßig jede Woche, und wird der Jahrgang 7i> — di(> Bogen Tcrt mit sr äußerst fein ge stochenen». fauler colo- rirten Kuxfertafeln, die neusten Pariser, Londo ner und Wiener Moden in etwa LUV Figuren darstellend, umfassen. Außerdem werden der selben jährlich noch LU — L4 Porlraits ausge zeichneter Männer oder Frauen, oder Abbildun- Rcdacteur: Ferdinand Stolle. gen anderer besonders inieressanier Gegenstän de,als Erlrakupfer ohne Preis für den Jahr gang mit allen Axf». L Thlr. ohne Kupfer -st „ Kupfer allein 1 „ Zu beziehen durch all» Buchbandlungen, Zei- tungs-Erredrlionenund Postämter. Verleger: Vierter Jahrgang. Eduard Meißner. 40» Leipzig, den 12. November. 1840» Glückliches Schicksal einer unglücklichen Prinzessin. Der Marschall von Sachsen ging eines Morgens allein in dem Garten der Tuillerien spazieren. Er be gegnete einer Dame, welche ein Töchtcrchen von fünf oder sechs Jahren an der Hand führte. Ihr edler An stand war ihm von Weitem ausgefallen. Als er sich ihr näherte, glaubte er, ihr Gesiebt zu kennen. Sie schien sich in gleichem Fall zu befinden, schlug verlegen die Augen nieder, und trat sogleich in eine Seitenallee, um ihm, wie ihm vorkam, nicht wieder zu begegnen. „Sind die Todten aus ihren Gräbern hcrvorge- gangen?" sprach der Marschall zu sich selbst. „Aber eine täuschendere Aehnlichkeit habe ich nie gesehen." Um sich noch stärker zu überzeugen, schlug er die sige Allee ein, die die Dame genommen hatte. Als sie ihn hinter sich Herkommen hörte, verdoppelte sie ihre Schritte. Der Marschall eilte, was er konnte, sie cin- zuholen. Jeden Augenblick suchte sie sich in's Gebüsch zu verlieren. Endlich aber, da er sie beinahe erreicht hatte, sank sie erschöpft auf eine Bank nieder, und verbarg ihr Angesicht im Taschentuch. IV. Jahrgang. „Was ist Dir, Mutter?" rief das Mädchen, das gleicbfalls außer Athcm war, und sing an zu weinen. Der Marschall blieb mit entblößtem Haupte vor Beiden stehen. Die Dame sprach keine Sylbe. Der Held näherte sich dem Kinde, und suchte cs zu trösten. Da sing die Mutter an, laut zu schluchzen, das Tuch siel ihr aus den Händen, und der Marschall trat er staunt und erschrocken zurück. „Wenn ich glauben könnte, daß die Gräber ihre Schätze wieder an's Licht gäben," sing er an, „so würde ich in Ihnen, Madame, eine mir hochverehrte, von ganz Europa beweinte Dame erkennen. In mei nem Leben Hab' ich nie eine täuschendere Aehnlichkeit gesehen. Verzeihen Sie einem alten Soldaten, der zum ersten Male in seinem Leben vor Ihnen erschrocken ist, wenn er sich die Veranlassungen seines Schreckens aufgeklärt wünscht. — Es ist nicht möglich," fuhr er nach einer kurzen Pause fort, „es ist nicht möglich. Sie sind die Großfürstin von Rußland, die die ganze Welt todt nennt." „O, lieber Marschall," sing die Dame jetzt unter Thränen an, „es geschieht viel in der Welt, wovon die Welt nichts weiß, und glücklich ist, wer sie vergessen hat."