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„D ev Salo n." Die Eilpost erscheint regelmäßig jede Woche, und wird der Jahrgang — r.0 Bogen Text mit 52 äußerst fein ge stochenen», sauber colo- rirten Kupfertafeln, die neusten Pariser, Londo ner und Wiener Moden in etwa 2VU Figuren darstellend, umfassen. Außerdem werden der selben jährlich noch 2U — 24Portraits ausge zeichneter Männer oder Frauen, oder Abbildun gen anderer besonders interessanter Gegenstän de,alS Srtrakupfer ohne Preiserhöhung bei gege ben. Preis für den Jahr gang mit allen Krfn, 6 Thlr. ohne Kupfer !t ,, Kupfer allein 1 „ Zu begehe» durch alle Buchhandlungen, Zei- tunqs-Erpedilioneu und Postämter. Redacteur: Ferdinand Stolle. Verlegecl Vierter Jahrgang. Eduard Meißner. Leipzig, de» ZN. Octvber. 1840. Die Karte nfch lägerin. Ich befand mich voriges Jahr in Irland, in der Grafschaft Cläre, einige Meilen von der Mündung des Shanon, und beabsichtigte, den Fluß hinab zu fahren und meine Reise bis zur Insel Skerry sortzusctzcn, deren niedcrgerifscner Thurm und in Trümmern liegende Schlösser sich am Horizont abzeichneten. Während ich mich nacy einem Fischerkahn umsah, der mich über fahren sollte, wurde ich von einer jungen Frau ange redet, die ungefähr zwanzig Jahre alt sein mochte. Ihr rothes Kleid, ihr mit Pelz verbrämter Mantel, so wie ein weißes, mit einem rosafarbigen Bande unter dem Kinn befestigtes Hütchen — Alles zeigte an, daß sie den vornehmem Dorfbewohnern der.dortigen Gegend angehörte. Patsy Jnagrult, ihr Mann, sagte sie zu mir und schlug bei dem letzter» Wort ihre Augen nieder, ließe mich einladen, in dem niedlichen Häus chen, das vor mir lag, auszuruhcn. Ich dankte der schönen Bäuerin für die Ehre, die mir Patsy Jnagrult erzeigte, und nahm die Einladung nicht an, indem ich ihr zugleich meinen Plan mitlhcilte. Sie sowohl als ihr Mann hatten meine Absicht ge- IV. Jahrgang. ahnet, da sie mich am User hatten auf und ab gehen sehen. „Aber Sie können nicht eher abfahren," setzte sie hinzu, „als bis die Flut wieder eintritt und die jetzt auf dem Sande liegenden Fahrzeuge flott werden; bis dahin werden noch drei Stunden vergehen. Jndeß ruhen Sie bei uns aus; mein Mann ist selbst Fischer und wird Sie überall hin fahren, wohin Sie nur immer wollen...." Die Einladung geschah in so artigen Ausdrücken und mit einer so anmulhigen Stimme, daß ich sie annchmcn mußte, selbst wenn ich nicht Lust dazu ge habt hätte. Ich folgte meiner Führerin und gelangte in einigen Augenblicken in eine Stube, wo eine Frau von einigen fünfzig Jahren strickte. Sie saß auf einem weiten Lehnstuhle vor einem eichenen Tischchen, und neben ihr erblickte ich einen jungen Mann von 2ir Jah ren, der, wie ich später erfuhr, der Gatte der hübschen Dorfbewohnerin war. In dem Hause herrschte Rein lichkeit und Ordnung; selbst in der Anordnung und Aufstellung der Möbeln war ein gewisser Luxus, den man mit Vergnügen bemerkte, nicht zu verkennen. Während ich mich mit einer Neugierde, die vielleicht