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437 Scelenadel bewahrt und nur gezwungen und mit Thrä- nen in den Augen das Bett des Kindes verlaßt, dem dessen Mutter um eines eitlen Ohrcnkitzels willen den Rücken gewendet und" fügte er stockend und die Geliebtes."inniger noch an sich drückend hinzu, , ,ein Herz, das für den bittenden Blick der Liebe ein so reiches, Gefühl, eine so magnetische Kraft in sich tragt, daß es, schon an der Schwelle der ersehnten Aner kennung, den entgegenblühendcn Kranz auf den Altar der Liebe niederlcgt — welch' einen unendlichen Schatz von Liebe muß ein solches Herz nicht in sich tragen und wie unbeschreiblich muß sein Besitz den Erkorncn beglücken!" Während nun Anna, in deren Herzen Wonne und Wehmuth von Minute zu Minute einander die Oberherrschaft streitig machten, in ihrem Hauskleid an rem Bett der kranken Eugenie saß und mit dem Dheim schmollte, daß er sogar den Arzt veranlaßt, sie u täuschen und ihr des Kindes Krankheit nicht als as, was sie war, zu vcrrathen — wahrend der Stein en, wo der Water ihres Kindes mit immer steigendem Zangen die gefährlichen Symptome eines bösartigen icharlachsiebers gewahrte und vor Sorge um den nnen Liebling kaum zu athmen wagte — spielte Na- lie in der musikalischen Akademie eine Rolle, die sic ) an dem erwartungsvollen Morgen dieses >» spo glorreichen Tages wohl nicht hätte träumen lassen, au v. Z., weiland der erste Stern an dem Horizont c philharmonischen Akademie, seit Jahren aber schon -. a der Räthin Balsau in den ersten Sopran-Parthicn drängt und jetzt eigentlich nur noch als Chorsängerin mtzt, hatte an der ihr höchst unbequemen und mit er Anmaßung auftrctcnden Dame eine glänzende che zu nehmen beschlossen und dieselbe wie ein kluger )herr langsam, aber sicher vorbereitet. Won einer se zu einer Verwandten halte sie nämlich ein junges dchesi mitgebracht, dessen wirklich silberreine Stimme seltenem Umfang Jeden, der sie horte, in Erstaunen >, was die unbemittelten Acltern des noch halben res auf Anrathen von allen Seiten bestimmte, die >tcr für das Theater hcranbilden zu lassen, zu hem Zweck Frau von Z. sich erbot, die junge Heu te mit sich nach der Residenz zu nehmen und sie : ihrer Aufsicht für ihre Bestimmung ausbildcn zu r. Dieß junge Mädchen nun ward von ihrer Be ierin als PseilgcgcnNa taIiens Anmaßungbestimmt mit glänzendem Erfolg ihrer feinen Berechnung ß verwendet. Niemand halte noch Henrietten, selbst in der Probe nicht, singen hören, denn wohl wissend, daß keine der bei der heutigen Akademie be schäftigten Damen sich an Wohllaut und Umfang der Stimme mit Henriette messen konnte — hatte die schlaue Frau noch die Uebcrraschung mit dem ange nehmen Eindruck verbinden wollen, den die-jugendlich volle und kräftige Stimme ihres Schützlings, wie sie wohl wußte, auf die Versammlung machen würde. Demzufolge war Henriettens Name auf dem an- kündigendcn Zettel weggeblieben und die Arie der jungen Sängerin sollte, um desto mehr Enthusiasmus zu er regen, nur in der Zwischenpause gleichsam als ein schüchterner, dem Publikum zur Beurthcilung vorge legter Versuch gelten. Wie gerufen kam nun Anna's plötzliche Entfernung. Statt des verunglückten Duetts sang, eben als Natalie in den Conccrtsaal zurück- kehrre — die junge Unbekannte ihre Arie, da, wie die Direktoren gegen die Räthin sich entschuldigten — man ihr nicht habe zumuthen wollen, im Augenblick einer solchen Gemüthserregung, wie die eben überstandene sogleich wieder singen zu müssen. Verstimmt und be leidigt zog die Dame sich auf ihren Platz zurück und vor Aerger die Lippen auf einander beißend gab sie eine mehr neugierige als aufmerksame Zuhörerin der jungen Dilettantin in Apollo's Reich ab. Doch schon bei dem, der Arie vorhergehenden Recikativ erblaßte und erröthetc die stolze eitle Frau abwechselnd, und im weitern Verlauf von Henriettens schwieriger uud doch über alle Ewartung glücklich gelösten Auf gabe ahncte sie ihr ferneres Schicksal und hielt sich nur mit Mühe noch als Zeugin ihres eigenen Unter ganges im Saal zurück. Ein Applaus, so stürmisch, daß die Hälfte seines donnernden Gebrauses schon die Räthin für sich selbst zufriedengestellt haben würde, brach nach beendigtem Gesang, mit da Uapo-Zu mulhungen gemischt, wie eine, ihren Damm plötzlich durchbrechende Stromesfluth jeden andern Ruhm ver heerend hervor und verwundete wie eine Strafe ihres Hierseins Nataliens Ohr. Die junge Sängerin will fahrte endlich, da das vollstimmigc bravo bravissimo kein Ende nehmen wollte, dem in seiner Freude häufig etwas unbescheidenen Publikum und sang die letzte und ansprechendste Hälfte ihrer Arie noch einmal, worauf sie wie im Triumph an ihren Platz zurückgeführt und dort von allen Kunstverständigen und Nichtverständigen als ein Juwel im Reiche der Töne begrüßt wurde. Auch die Räthin Balsau sang im zweiten Theile ihre Arie, aber besangen wie sonst nie, und dock mit