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Allem lasset mein Gewissen frei und gestattet mir von der geistlichen Hoheit zu reden." Der alte Erzbischof von Polen siel ihm plötzlich in die Rede und sagte: „Wir wissen wohl, wie mir mit Ketzern zu verfahren hab,en." „Beweiset, daß ich ein Ketzer bin." Ein Dominicaner-Prior sprach jetzt: „Im Grunde sollte man den Mann nicht einmal schworen lassen; denn er lehret: Nur der Mund schwört, nicht das Herz!" „Das habe ich nie gesagt!" rief Huß mit lauter Stimme und erhob das Haupt gen Himmel und brei tete die Arme dahin aus: „So wahr mir Gott helfen und Christi heiligstes Blut —: ich kann nicht anders! Amen!" — Es entstand eine Todtenstille nach diesen Worten. De Causis und Palecz wandten sich nun an Huß und sagten: „Wolle nicht glauben, Johannes, daß wir dieses aus irgend einer Feindschaft gegen Dich gethan; wir mußten es nur wegen unsers Eides, den wir abgelegt, da wir die Priesterweihe erhalten." „Ich befehle Alles Gott!" erwiderte Huß sich ab weichend. „Gott weiß cs," sprach Kammerach, „diese Männer haben in Gottesfurcht und Freundlichkeit über Deine Artikel gcurtheilt, die viel schlimmer in Deinen Büchern stehen." Der Kaiser trat nun erzürnt vor und rief mit lau ter Stimme: „Nun denn, Ihr heiligen Vater habt geprüft und entschieden — welche gefährliche Jrrthümer dieser Mann gelehret, die sämmtlich den Tod ver dienen. Will er sie nicht widerrufen, so laßt ihn ver brennen; widerruft er sie, so lasset ihn keine Kanzel mehr betreten. Schickt die Widerlegung seiner Artikel nach Böhmen und Polen, damit man dort solche schäd liche Lehre ganz ausrotte. Ich werde aber dafür sor gen, daß das Schwert die fanatischen Bekenner der selben züchtige oder vernichte. Richtet auch nach Eurer Weisheit und Gewissen über den Hieronymus. Straft man den Lehrer, wird der Jünger schon zu Kreuze kriechen. Ich überliefere hiermit diesen ketzerischen Mann Johannes Huß in Eure Gewalt." Mit diesen Wor ten entfernte er sich zornig aus dem Saal. Er war aber noch nicht an der Pforte, als Huß laut sagte: Die Versammlung trennte sich; man ließ H,H wieder nach Gottlcben absührcn. — Einige zeitgenössische Geschichtschreiber behaupten: Hätte Huß noch jetzt abgcschworen, man hätst ihn, nicht verbrannt, sondern blos vom Pricstcrthume ab-l gesetzt und lebenslang in einen Kerker gesperrt, was auch nicht unwahrscheinlich ist; denn die Nachncht-m aus Böhmen lauteten immer gefahrdrohender, die neue Lehre machte nicht nur im Lande selbst, sondern auch in den Nachbarstaaten die reißendsten Fortschritte uno die frommen Väter mochten wohl schon damals ahner, daß sie durch den Scheiterhaufen in Constanz einen mächtigem Fcuerbrand in Böhmen entzünden würden. Auf diese Nachrichcn hin machten die Väter noch einen letzten Versuch, Huß zum Widerruf zu bewegen Selbst der Kaiser gab sich noch einmal Mühe, um ihn und seine eigene Ehre retten zu können. Hut schrieb aus seinem Gefängnisse einen letzten Brief an die böhmischen Hclren (womit sie Sigismund dräng ten), der unter Andcrm Folgendes enthielt: Beschwöret doch den Kaiser, um e tteswillen! daß ich völlig ge höret werde. Er hat mir Verhör im Concil ver sprochen. Wenigstens soll nun mir gestatten, mich schriftlich verantworten zu dürfen. §s würde der Ma jestät eine geringe Ehre sein, wcnn^Kie Ihr kaiserlich Wort nicht hielte. Doch ich hoffe, es >)e ve gehalten werden, wie das freie Geleit, trotz dem e H so v! 'e in Böhmen mich warnten, demselben nicht unbedingt zu vertrauen. Es wird dem Kaiser doch wohl ü de. göttlichen Gesetz und der Wahrheit Ernst sein. >, ^udev hat er mich gestern durch sein Wort viel frühe dämmt, als seine Feinde. Wär' er nur der Pila! Er hätte Klag' und Rechtfertigung gehört und gesi chcn: Ich finde keine Schuld an ihm. Oder: habe ihm freies Geleit gegeben; will er Euch Ihr ter nicht gehorchen; so will ich ihn nebst Euren, theil dem König von Böhmen, seinem Landsk schicken, der soll alsdann gegen itn vcrlahren. A des: genügsames Verhör oder si'chr« Rnü e-dung : Böhmen hat er mir durch seinen Host ath Hein Lösel und Andere Zusagen lassen." — In Folge dieses Briefes verfügst sich d." > Hosticnsis zu Huß, der von da an bst der Hinrichtung im Gefängnis; der Franziei..ner ' ab Dieser legte ihm ein Revers vor, den - schreiben sollte. Dieser lautete: „lieber stne ^ ^r rhie „Wie Gott will, unser aller Richter. Ich kann von meinem Wort nicht also leicht lassen, wie Andere. — Büchern enthalten sein sollende Protestationcs, p, , Noch Hab' ich den Gcleitsbrief Seiner Majestät." — ich auf ein Neues. Ob -m'r nwhl viel Sachen